GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (295)

Schutz der Meere und nachhaltiges Wachstum

Mit ihren Investments in die Blue Economy handeln Anleger nachhaltig und unterstützen das strategische Entwicklungsziel Nr. 14 der Vereinten Nationen.

Schutz der Meere und nachhaltiges Wachstum

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (295)

Schutz der Meere und nachhaltiges Wachstum

Ihre Bedeutung ist so herausragend, wie ihre Fläche groß ist. Mit 360 Millionen Quadratkilometern bedecken die Ozeane rund 70% der Erdoberfläche. Sie schaffen die Lebensgrundlage für Milliarden Menschen. Ob traditionell durch Fischerei, Aquakultur, Tourismus, die Förderung fossiler Brennstoffe oder in Form maritimer Biotechnologie – die Wirtschaftsleistung der Weltmeere beträgt aktuell 1,5 Bill. US-Dollar; 2030 sollen es mehr als 3 Bill. US-Dollar sein. Mehr noch: Die Ozeane absorbieren 90% der Erderwärmung, produzieren 50% des Sauerstoffs und binden 30% der weltweiten CO2-Emissionen. Auf diese Weise helfen sie, den Klimawandel einzudämmen.

Aber die Zeichen mehren sich, dass die Ozeane an ihre Grenzen stoßen. Im März 2023 stieg ihre durchschnittliche Temperatur auf den Rekordwert von 21,1 Grad Celsius. Überschüssiges CO2 in der Atmosphäre ließ den Säuregehalt der Ozeane in den letzten 200 Jahren um 30% steigen. Das ist die schnellste Veränderung der Ozeanchemie seit 50 Millionen Jahren. Ein weiterer Grund ist die rasante Industrialisierung der Ozeane seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Insgesamt wurden seither über eine Million Kilometer Glasfaserkabel verlegt und über 9.000 Ölplattformen gebaut.

Als Gegenbewegung erobert sich gerade eine neue Philosophie des Wirtschaftens ihren Platz in der Investmentwelt: die Blue Economy. Während bei der Green Economy insbesondere technologische Innovationen für Nachhaltigkeit sorgen sollen, will die Blue Economy mehr: nicht nur Emissionen begrenzen, sondern gleich das ganze Wirtschaftssystem ändern. In seinem Kern gleicht das Konzept dem der Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy: Die Natur, so die zentrale Überlegung, funktioniert in Kreisläufen und das vor allem auf regionaler Ebene. Daran angelehnt ist die Blaue Wirtschaft eine regionale Kreislaufwirtschaft, die sich momentan stark auf den maritimen Bereich konzentriert.

Nach der Definition der Weltbank meint Blue Economy „die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen für wirtschaftliches Wachstum, bessere Lebensbedingungen und Arbeitsplätze bei gleichzeitiger Erhaltung der Gesundheit maritimer Ökosysteme“. Ziel ist es, die Lebensbedingungen gegenwärtiger und künftiger Generationen zu verbessern, Armut zu bekämpfen sowie Arbeitsplätze, Ernährung und politische Stabilität zu sichern. Gleichzeitig gilt es, die Gesundheit des maritimen Ökosystems wiederherzustellen und zu schützen, seine Vielfalt und Produktivität zu bewahren und dafür zu sorgen, dass sein Reichtum als wichtiger Baustein menschlichen Lebens erhalten bleibt.

Zwar setzt auch diese Art des Wirtschaftens auf saubere Technologien und erneuerbare Energien, entscheidend für den Erfolg ist jedoch ihr regenerativer Charakter. In diesem Sinn ist es fester Bestandteil der Blue Economy, Rohstoffe und Produkte wiederholt zu nutzen, Abfälle zu verringern oder ganz zu vermeiden sowie Produkte, Komponente oder Materialien, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, zu recyceln.

Die Politik fördert die Blue Economy mit flankierenden Maßnahmen. So zielt etwa das im März unterzeichnete UN-Hochseeabkommen darauf ab, Länder für ihr Handeln auf hoher See zur Rechenschaft zu ziehen. Und auch bei der Bekämpfung von Plastikmüll gibt es Fortschritte. Derzeit wird über ein neues weltweites Instrument verhandelt, das Rechtskraft hätte und der Plastikverschmutzung ein Ende setzen würde. Die Verabschiedung soll bis 2025 erfolgen.

Andererseits kann die Blue Economy keine Realität werden, wenn sich nicht auch private Investoren engagieren. Die Chancen sind attraktiv. Nach einem Bericht der Internationalen Energieagentur könnte etwa die Kapazität von Offshore-Windenergie bis 2040 um das Fünfzehnfache steigen, und das Investitionsvolumen könnte etwa eine Bill. US-Dollar betragen. Starke Wachstumsraten verzeichnet auch die Nutzung maritimer Biodiversität für Pharmazie, Kosmetik, Chemie und Nahrungsmittelindustrie. Das Beste: Mit ihren Investments handeln Anleger nachhaltig und unterstützen das strategische Entwicklungsziel Nr. 14 der Vereinten Nationen – die „Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen“.

Claus Hecher

Regional ETF Head of Sales DACH & Nordics bei BNP Paribas Asset Management