Spannung am Geldmarkt schickt Lira auf Talfahrt
sts Frankfurt – Nach etwas Ruhe zum Wochenauftakt ist die türkische Lira am Mittwoch im späten europäischen Handel wieder unter Druck geraten. Für einen Euro wurden mit 6,1365 Lira mehr als 2 % mehr gezahlt.In Reaktion auf die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage in der Türkei und sich abzeichnende politische Spannungen mit den USA war die Lira vergangene Woche unter Druck geraten. Für einen Euro wurden am Freitag bis zu 6,6037 Lira gezahlt.Die wachsende Nervosität zeigte sich jedoch vor allem am Geldmarkt. Der Lira-Übernachtzinssatz Tryion, der vergangene Woche knapp unter dem Leitzins von 24 % notierte, schoss am Dienstag bis auf 1 326 % in die Höhe. Für die Türkei kann dies insofern zum Problem werden, als sie wegen ihres hohen Leistungsbilanzdefizits auf die Zufuhr von Kapital angewiesen ist.Zur Stabilisierung zu Wochenbeginn trug einerseits die Notenbank bei mit einer Straffung der Geldpolitik durch die Hintertür, indem sie ihre regulären Refinanzierungsgeschäfte für Geschäftsbanken vorläufig stoppte. Marktakteure sprachen jedoch hinter vorgehaltener Hand auch von massivem Druck, um sie vom Verkauf von Lira abzuhalten. So sollten türkische Geldinstitute angewiesen worden sein, keine Lira an ausländische Institute zu verleihen. Außerdem fürchten Institute, dass ihnen Ähnliches wie J.P. Morgan passieren könnte. Wegen einer skeptischen Analystenstudie zur Lira hatte es Durchsuchungen bei der türkischen Niederlassung der US-Bank gegeben.Unterdessen gab der Euro 0,1 % auf 1,1250 Dollar nach. EZB-Präsident Mario Draghi hatte angedeutet, dass die derzeitige konjunkturelle Lage eine weitere Verschiebung der Zinswende möglich machen könnte. Allerdings wird auch der Dollar von der Erwartung einer Lockerung der US-Geldpolitik gebremst. Der Markt hat aktuell eine Zinssenkung um 30 Basispunkte bis Jahresende eingepreist.