"Tesla kommt für uns nicht in Frage"
Veränderte Anlageinteressen führen dazu, dass ab und zu auch Fonds einen neuen Inhalt finden. Der vom US-Fondsriesen Templeton schon 2001 aufgelegte Global Fund nennt sich seit März 2018 Global Climate Change Fund. Fondsmanager Maarten Bloemen sagt im Gespräch, was die Neuausrichtung bringen soll. Von Dietegen Müller, FrankfurtGrüne Anlagen scheinen derzeit in aller Munde zu sein; doch das Angebot an Assets, die entsprechenden Kriterien entsprechen, ist überschaubar. Das hat die Fondsgesellschaft Franklin Templeton aber nicht davon abgehalten, im vergangenen Jahr einen weltweiten Aktienfonds zu einem Klimawandelfonds umzubauen. Maarten Bloemen, der die Initiative für nachhaltiges Investieren in globalen Aktien bei dem Fondshaus leitet, sagt, dass die Kunden einen Zusatznutzen haben würden, wenn sie in Unternehmen investieren, die besser auf den Klimawandel ausgerichtet sind.”Die Prognosen sind nicht sehr ermutigend, Individuen und Institutionen sowie Regierungen müssen etwas tun, um die Erwärmung der Erdatmosphäre zu bremsen, wobei Treibhausgase eine Hauptrolle als Schuldige spielen und reduziert werden müssen”, sagt Bloemen, der in Toronto arbeitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Wir denken, dass am Ende jene Unternehmen zu den Gewinnern zählen, die entweder Technologien oder Systeme herstellen, die dazu beitragen, dass der Treibhausgasausstoß verringert werden kann, oder die Kunden oder Regierungen darin unterstützen.”Laut Bloemen, Manager des Templeton Global Climate Change Fund, der rund 650 Mill. Dollar verwaltete Vermögen aufweist, werden rund 80 % des Volumens in Unternehmen investiert, die einen besonderen Bezug zum Thema Klimawandel haben, als Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien, oder Energieeffizienz, aber auch aus dem Bereich Transport, wo nachhaltigere Transportmittel wie E-Scooter oder Fahrräder eine Rolle spielen können, oder alternative Ressourcen für die Batterieherstellung, wie Lithium oder Kobalt. Treibhausgasrisiken erkennenDer Templeton-spezifische Ansatz von Diversifikation und günstiger Bewertung – sogenannter Value – werde auch hier umgesetzt, meint Bloemen. So seien die derzeit 54 Aktien im Fonds breit diversifiziert, obwohl reine Hersteller von fossilen Treibstoffen sowie Hersteller von kontroversen Waffen oder Tabak ausgeschlossen sind. Hinzu komme der wertbasierte Bottom-up-Ansatz. Bloemen sagt: “Tesla würde alle Kriterien in Bezug auf den Klimawandel erfüllen, aber von der Bewertungsseite kommt der Titel für unseren Fonds im Moment nicht in Frage.”Im Auswahlprozess wird zuerst eine Klimaanalyse gemacht: Wie groß ist das Exposure-Risiko in Sachen Treibhausgase, wie hoch die Menge emittierter Treibhausgase, auch im Vergleich zur Industrie und zu historischen Emissionsdaten, wie sieht die Prognose aus. Wichtig ist für Templeton auch, was das Management tut, und wie die Ziele aussehen, um den Treibhausgasausstoß zu verringern. “Uns ist wichtig, ob auf die Szenarioanalyse der Task Force on Climate-related Disclosures – TCFD – zurückgegriffen wird, ob Daten im Rahmen des Carbon Disclosure Project offengelegt werden, und wie hoch der Anteil erneuerbarer Energien, der verwendet wird, ist.” Sei auf dieser Basis dann ein Unternehmen identifiziert worden, startet der Analyst eine klassische Bewertung auf Sicht von fünf Jahren.Templeton arbeitet laut Bloemen mit öffentlichen Informationen und mit Daten etwa von Sustainalytics oder MSCI, um “einen Geschmack zu erhalten, in welche Richtung das Reporting geht”, so Bloemen. Wesentlich interessanter sei es aber, sich mit dem Management direkt zu unterhalten und nachzufassen, warum nur bestimmte Angaben offengelegt werden und ob wissenschaftlich basierte Ziele verwendet werden und wenn ja, dass diese erklärt werden müssen. Relevant sei auch, wie der Board mit Blick auf Aspekte von Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung – ESG – strukturiert sei und wie die Entschädigungspakete für das Management aussehen. “Das diskutieren wir alles”, sagt Bloemen.Kann nachvollzogen werden, ob die ausgewählten Unternehmen insgesamt kompatibel mit dem 2-Grad-Klimaziel sind? Dieses besagt, dass bis 2050 die Erwärmung der Erdatmosphäre nicht mehr als 2 Grad, idealerweise sogar weniger als 1,5 Grad betragen soll. Bloemen erklärt, die 54 Namen im Portfolio würden Ende April 45 % weniger Emissionen ausgestoßen haben als der Vergleichsindex (MSCI World). Autobauer nicht “resilient”Wie groß der Grad der Ausrichtung an das 2-Grad-Ziel ist, lässt sich aber nicht so einfach sagen, räumt Bloemen ein. “Es handelt sich um einen thematischen Fonds, nicht um einen Impact-Fonds.” Ein Impact-Fonds im engeren Sinn würde definieren, welche Ziele der Fonds erreichen möchte, und diese mit einem Scoring-System untermauern. Der von Bloemen gemanagte Fonds dagegen achte darauf, dass Unternehmen “resilient” sind für ein Umfeld mit CO2-Steuern oder für eine “Transition” gerüstet sind.So sei zum Beispiel ein Impfstoffhersteller wie Takeda attraktiv, der von einer steigenden Nachfrage nach Impfungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel profitieren dürfte. Oder Telekomanbieter, die mit ihren 5G-Mobilfunknetzen die Grundlage für autonomes Fahren und energieeffizientere Mobilität legen würden. Oder das Logistikunternehmen UPS, das die ganze Fahrzeugflotte über Batterietechnologie oder Hybridtechnologie CO2-arm machen würde. “Diese Unternehmen würden wir als resilient bezeichnen”, sagt Bloemen.Deshalb gehören zu den Top-Positionen im Fonds auch Titel wie Siemens, die in verschiedenen Bereichen der Energieeffizienz unterwegs seien, oder Windkraftanlagenbauer wie Siemens Gamesa und Vestas Wind sowie der Offshore-Windparkentwickler Orstedt oder der Leuchtmittelhersteller Signify oder der Smart-Grid-Anbieter Landis + Gyr. Nicht attraktiv sei der Autosektor: Die gesamte Branche befinde sich in einem Umbruch, und jeder versuche nun, eine Elektroautostrategie zu finden. Der Fondsmanager vergleicht dies mit dem Bemühen der Ölgesellschaften, die auf erneuerbare Energien setzen, aber bei denen immer noch 90 % der Investitionen ins angestammte Geschäft gehen. “Solange sie nicht beweisen, dass die Mehrheit ihrer Investitionen in neue Bereiche geht, werden diese Unternehmen nicht unsere Kriterien erfüllen”, hält Bloemen fest.Bei Morningstar hat der Climate-Change-Fonds von Franklin Templeton einen ESG-Wert von 54,11 – was hoch ist – und weist laufende Kosten von 1,8 % p. a. aus. Die auf Klimaratings spezialisierte Fondsratinggesellschaft Climetrics hat diesen Fonds nicht bewertet.