Im GesprächTaeko Setaishi

Top-Fondsmanagerin Setaishi setzt weiter auf Growth-Aktien

Der Nebenwertefonds Japan Atlantis Opportunities beeindruckt durch seine langfristige Outperformance. Im vergangenen Jahr ist der Fonds aber deutlich zurückgefallen. Die Top-Stock-Pickerin Taeko Setaishi erläutert, warum sie an ihrer Strategie nichts ändert und warum Growth bald wieder gefragt sein dürfte.

Top-Fondsmanagerin Setaishi setzt weiter auf Growth-Aktien

Im Gespräch: Taeko Setaishi

„Growth wird in die Gunst der Anleger zurückkehren“

Die Fondsmanagerin des Atlantis Japan Opportunities setzt weiter auf Wachstumswerte

Der Nebenwertefonds Japan Atlantis Opportunities beeindruckt durch seine langfristige Outperformance. Im vergangenen Jahr ist der Fonds aber deutlich zurückgefallen. Die Top-Stock-Pickerin Taeko Setaishi erläutert, warum sie an ihrer Strategie nichts ändert und warum Growth bald wieder gefragt sein dürfte.

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Corona ist vorbei und persönliche Treffen sind wieder möglich. Daher ist es auch für Taeko Setaishi, die leitende Fondsmanagerin des Atlantis Japan Opportunities Fund, wieder möglich gewesen, mit mehreren Analysten ihres Teams nach Frankfurt zu reisen, um bei institutionellen Investoren ein Update über ihren auf japanische Nebenwerte fokussierten Fonds zu geben. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung im Frankfurter Hof hat Setaishi erläutert, warum sie an ihrem Fokus auf profitable Wachstumswerte festhält, warum sie bei den jüngsten Kursturbulenzen nicht verkauft hat und warum sie vorsichtig zuversichtlich für die Wertentwicklung ihres Aktienfonds ist.

Der Atlantis Japan Opportunities Fund ist ein Ucits-Fonds, der über Irland aufgelegt ist und in der Euro-Tranche (ISIN: IE00B5TB9J06) ab einer Mindestsumme von 10.000 Euro erworben werden kann. „Wir kaufen nur börsennotierte Unternehmen in Japan“, erläutert Setaishi. „Dabei sind wir auf gut geführte Wachstumswerte mit langfristigem Ertragspotenzial und starken Wettbewerbsvorteilen fokussiert.“ Dabei ist der Fonds auf Small- und Mid-Cap-Titel, die von Analysten überhaupt nicht oder nur wenig gecovert werden, spezialisiert. Dass dieser Sektor „under-researched“ ist, gebe dem Investment Team die Gelegenheit, durch eigenes Research und durch Meetings mit den Firmen in Tokio oder anderen Orten Japans Mehrwert zu schaffen. Insofern ist der Atlantis Japan Opportunities ein echter Stock-Picker-Fonds, wobei allein Setaishi, die über eine Investmenterfahrung von mehr als 25 Jahren verfügt, für die Aktienauswahl verantwortlich ist. Per Ende März war der Fonds an 51 Aktiengesellschaften beteiligt, wobei die größte Beteiligung Japan Material 4,6% am Gesamtportfolio ausmacht.

Enttäuschendes 2022

Nebenwerte sind zumindest kurzfristig betrachtet mitunter hinsichtlich eine stark volatile Assetklasse. Dies musste auch Setaishi im vergangenen Jahr erfahren, als die Dollar-Tranche ihres Fonds satte 35% an Wert verlor. Langfristig beeindruckt aber die Performance des Nebenwertefonds, der bei mehreren Investoren als Geheimtipp gilt, mit einem Plus von 297% seit Auflegung des Produkts im Oktober 2003 im Vergleich zu 51% für den japanischen Topix-Aktienindex im selben Zeitraum (jeweils in Dollar, Angaben laut Atlantis Investment Research). Der Fonds hat also seinen Vergleichsindex langfristig deutlich geschlagen.

Doch was sind die Konsequenzen aus der zuletzt enttäuschenden Performance? Ändert Taeko Setaishi jetzt ihre Strategie? Nein. Die Fondslenkerin hat ihre Anteile an Unternehmen auch nicht verkauft, als die Liquidität aus dem Markt ging und die Kurse deutlich zurückgingen. Denn dann hätte sie aufgrund der geringen Liquidität Unternehmen, von denen sie langfristig überzeugt ist, zu sehr schlechten Kursen verkaufen müssen. Was wahrscheinlich die Performance des Fonds nochmals gedrückt hätte. Setaishi, die auch selbst in dem Fonds, den sie als Advisor lenkt, investiert ist, bleibt ihrer langjährigen Erfolgsstrategie treu. „Wir glauben, dass unsere Strategie zu einem Rebound in der Performance und zu einer Wiederkehr der konsistenten Outperformance führen wird“, erklärt die Fondslenkerin. In den vergangenen beiden Jahren seien zwar Value-Aktien gefragt gewesen. Doch werde der Fokus sich wieder hin zu Unternehmen mit langfristigem Ertragspotenzial bewegen. Diese Firmen würden letztendlich langfristig die besten Erträge liefern. Zudem sei die Bewertung von Growth-Aktien in Japan merklich zurückgekommen, insofern habe sich die Ausgangssituation sogar verbessert. „Wir sind von unserem Investmentstil so stark wie immer überzeugt und vorsichtig optimistisch, dass Growth in die Gunst der Anleger zurückkehren wird, sobald sich die jüngsten makroökonomischen Unsicherheiten verringern“, sagt Setaishi.

Fokus auf Zukunftsbranchen

Setaishi wählt zum einen Unternehmen aus, bei denen nicht nur Wachstumspotenzial besteht, sondern die auch ein fähiges Management haben. Geändert hat sich laut der Stock-Pickerin schon etwas. Viele Meetings mit Unternehmen fänden jetzt auch in Japan online statt, was doch wesentlich weniger Zeit als ein persönliches Treffen beanspruche. Das sei durchaus ein Vorteil. Hinsichtlich der Branchen setzt Setaishi auf Gelegenheiten in Zukunftsbranchen. Dazu zählt in Japan mit seiner älter werdenden Bevölkerung natürlich der Gesundheitssektor. Hinzu kommen aber auch Technologie und digitale Transformation, Infrastruktur sowie neue Geschäftsmodelle.

Die größte Position im Atlantis Japan Opportunities Fonds ist derzeit mit einem Gewicht am Fondsvermögen von 4,6% Japan Material. Die Gesellschaft biete Dienstleistungen für die Halbleiterindustrie und für LCD-Produktions-Firmen. Das Unternehmen sei spezialisiert, biete aber seinen Kunden einen kompletten Service an.

Die zweitgrößte Position im Fonds ist mit einem Gewicht von 3,6% am Fondsvermögen Chino. Das mit einem Market Cap von 0,1 Mrd. Dollar relativ gering kapitalisierte Unternehmen ist auf Messgeräte mit einem Fokus auf Temperaturkontrolle fokussiert. Auch habe die Firma 30 Jahre Erfahrung im Testen von Ausrüstung für Brennstoffzellen. Das erwartete Wachstum des Gewinns je Aktie der Gesellschaft liege bei 7 bis 8% im Jahr. Als Stock-Pickerin kann Setaishi natürlich noch die Details vieler anderer Unternehmen aufzählen. Deutlich wird: Die direkt in Tokio ansässige Fondslenkerin kennt sich bei japanischen Nebenwerten bestens aus.