Türkei-Bonds geraten unter Abgabedruck
kjo Frankfurt – Die Staatsanleihen der Türkei sind gestern unter heftigen Abgabedruck geraten. Denn unter den Marktteilnehmern kam spürbare Verunsicherung auf, nachdem die Wahlbehörde Neuwahlen für Istanbul anordnete. Das brachte die türkische Währung unter Druck und löste Verkäufe bei den Anleihen des Landes aus.Mehr als einen Monat nach der Bürgermeisterwahl in der Türkei annullierte die türkische Wahlkommission die Abstimmung in Istanbul und ordnete eine Wiederholung der Wahl an. Damit gab sie einem Antrag der Regierungspartei von Präsident Recep Tayyip Erdogan statt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Die Wahlkommission hatte den Wahlsieg des Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu im April anerkannt, allerdings könnte ihm das Mandat nun wieder abgenommen werden. Imamoglu hatte die Kommunalwahl in Istanbul am 31. März mit einem Vorsprung von nur 24 000 Stimmen vor Ex-Ministerpräsident Binali Yildirim gewonnen. Nach dem Einspruch der Regierungspartei AKP und einer Neuauszählung in mehreren Bezirken schrumpfte der Unterschied zwar, konnte von der AKP aber nicht mehr aufgeholt werden.Die türkischen Staatsanleihen, die in Dollar denominiert sind, gerieten aufgrund dieser Nachrichten über die Wahlannullierung unter Druck. Die bis 2038, 2041 und 2043 laufenden Titel des Landes verloren mehr als einen Preispunkt. Bei den 2043 fälligen Bonds waren es zeitweise fast 2 Preispunkte. Die Rendite des 2043er Bonds kletterte von 7,15 % am Vortag gestern in der Spitze bis auf 7,35 % und war abends bei 7,28 %.Gefragt waren an den Märkten dagegen die Bundesanleihen. An den Märkten machten wieder Konjunktursorgen die Runde, weshalb die Anleger die sicheren Häfen ansteuerten. Wegen der stotternden Weltkonjunktur, der Handelsstreitigkeiten und der schwächelnden Autobranche revidierte die EU-Kommission die Prognosen für das Wachstum in Deutschland deutlich. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr nur noch um 0,5 % statt der bislang erwarteten 1,1 % zulegen, hieß es in den Frühjahrsprojektionen der EU-Kommission. Der Bund-Future mit Juni-Fälligkeit war im späten Handel bei 166,07 % mit 63 Ticks im Plus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag zu dieser Zeit bei -0,04 % nach 0,01 % am Vortag.Der Bund war am Primärmarkt aktiv. Aufgestockt wurden die bis 2026 und 2046 laufenden inflationsgeschützten Anleihen, und zwar im Umfang von 500 bzw. 200 Mill. Euro. Der 2026er Linker ging zu -1,32 % weg. Der 2046er Linker lag bei einer Rendite von -0,76 %.