Viel Bewegung in der Königsklasse flexible Mischfonds
Bewegung in der Königsklasse
Flexible Mischfonds bauen laut Scope Liquidität ab – Top-Performer setzten auf Aktien
wrü Frankfurt
Flexible Mischfonds, die beim Portfoliomanagement freie Hand haben, gelten als Königsklasse der Fondsindustrie. Scope stellt in einer Studie fest, dass diese im vergangenen Jahr Liquidität abgebaut haben. Unterschiede gibt es zwischen den großen Fonds und den Top-Performern bei der Aktienquote.
In einer Studie, die der Börsen-Zeitung vorliegt, hat die europäische Ratingagentur Scope die Gruppe der „Mischfonds Global Flexibel“ untersucht. Diese gilt als Königsklasse des Assetmanagements. „Denn globalen Mischfonds steht die gesamte Bandbreite an Anlageinstrumenten zur Verfügung und sie können diese frei gewichten“, erläutert Scope-Analystin Oksana Ianko. Wie die Studie ermittelt, gab es in dieser Königsklasse 2023 größere Bewegung. Dabei wurde bei fast allen Fonds Liquidität abgebaut, doch gibt es durchaus größere Unterschiede bei der Veränderung der Aktienposition.
Mit 786 Fonds sei diese Gruppe gemessen an der Produktanzahl die größte Mischfondsgruppe, nach dem verwalteten Vermögen mit 166,8 Mrd. Euro die zweitgrößte. Für die Studie hat Scope 171 Fonds betrachtet, für die Informationen zur Vermögensaufteilung Ende 2022 und Ende 2023 vorlagen. Untersucht wurde, wie sich die Asset Allocation im Laufe des Jahres geändert hat. Separat ausgewertet wurden die Umschichtungen der 20 Fonds mit der besten Performance im vergangenen Jahr und der 20 Fonds mit dem größten Volumen.
Sichere Marktumgebung
Als wesentliche Verschiebung in der Vermögensaufteilung zeigt sich laut Scope-Analystin Ianko, dass die Liquiditätsquote im Peergroup-Durchschnitt von 10,0% um 3,9 Prozentpunkte auf 6,1% reduziert wurde, um damit den Aktienbestand um 3,7 Prozentpunkte auf 50,5% aufzubauen. Gleichzeitig wurde die Rentenquote leicht von 25,0% auf 25,2% erhöht. „Die gesteigerten Investitionen deuten auf eine sicherere Marktumgebung hin und auf zusätzliche Chancen im Vergleich zum Vorjahr“, urteilt Ianko. Die Mittelallokation für sonstige Anlageklassen sei stabil bei 18,3% geblieben.
Obwohl das Gesamtbild auf den ersten Blick keine signifikanten Veränderungen in der Positionierung der Assetklasse zeige, seien doch in einigen Fonds größere Umschichtungen vorgekommen. „In der Gruppe der großvolumigen Fonds fielen die Bewegungen stärker aus“, stellt Scope fest. Im vierten Quartal 2022 habe die Aktienquote innerhalb der Gruppe der 20 größten Fonds 57,1% betragen. Bis zum Jahresende 2023 sei sie auf 52,0% gesunken, während sich die Rentenquote im selben Zeitraum von 25,3% auf 29,9% erhöht habe. Außerdem habe sich der Cash-Anteil von 10,3% auf 8,0% verringert. Etwa 3% des Vermögens seien in sonstige Investmentinstrumente umgeschichtet worden. Mit einem verwalteten Vermögen von 67 Mrd. Euro repräsentierten die 20 Schwergewichte rund 40% des Gesamtvolumens der Peergroup.

Der größte Fonds in der Peergroup sei der 24,9 Mrd. Euro schwere Multiple Opportunities von Flossbach von Storch. Fondsmanager Bert Flossbach hat im vergangenen Jahr seine Aktienquote um 2,5 Prozentpunkte auf 65,1% reduziert und gleichzeitig den Rentenanteil um 7,6 Prozentpunkte auf 11,9% erhöht. „Mit der etwas risikoärmeren Ausrichtung erzielte der Fonds im Jahr 2023 eine Performance von 9,5%, was einer Überrendite gegenüber der Peergroup von 1,7% entspricht“, stellt Scope fest. „Mittel- und langfristig erweist sich die Strategie im Vergleich zur Konkurrenz als sehr effektiv bei durchschnittlichen Risikokennzahlen.“
Markt deutlich geschlagen
Der 7,6 Mrd. Euro schwere Acatis Value Event Fonds zählte sowohl zu den 20 größten Fonds als auch zur Gruppe der 20 Fonds mit der besten Jahresperformance. Das Fondsmanagement habe 2023 den Aktienanteil um 30 Prozentpunkte auf 48,3% verringert und gleichzeitig den Rentenanteil um zehn Prozentpunkte auf 31,8% ausgebaut. Zugleich wurden 20% des Fondsvermögens in den Geldmarkt verlagert. Laut Scope erzielte der Fonds durch diese aktive Taktik eine Rendite von 14,6%, was nicht nur das Doppelte der Wettbewerber (7,7%) bedeute, sondern auch den Markt (10,5%) übertreffe.
Interessant ist, dass die Portfolio-Anpassungen der 20 renditestärksten Fonds des vergangenen Jahres sich deutlich von den Umschichtungen der 20 größten Fonds unterschieden. „Die 20 Top-Performer steigerten ihre Rentenquote im Durchschnitt nur um 0,2 Prozentpunkte, während die Aktienquote von bereits hohen 60,9% auf 62,8% weiter stieg“, stellt Scope fest. Die Geldmarktquote habe sich leicht auf 6,1% verringert, und die Anlagen in sonstige Investmentinstrumente sanken von 11,4% auf 9,7%.
Risiko wird belohnt
„Unter den 20 Top-Performern lag der Fokus somit stärker auf Aktien, wodurch die Chancen auf dem Aktienmarkt, der sich 2023 sehr gut entwickelt hatte, besser ausgeschöpft wurden“, sagt Ianko. Dabei seien jedoch auch größere Risiken eingegangen worden. „Die durchschnittliche Volatilität der Gruppe der 20 renditestärksten Fonds betrug 10,4%, der maximale Verlust −5,7%, was beides über dem Durchschnitt der Peergroup von 6,8% und −4,7% liegt“, so die Studie. „Für die erhöhten Risikoparameter entschädigt wurden die Anleger in diesen 20 Fonds mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 16,7% im vergangenen Jahr.“
Die 20 größten Fonds hätten in Sachen Rendite hingegen im vergangenen Jahr unter ihrer konservativeren Strategie gelitten. „Sie steigerten ihren Wert nur um 6,8%, während die Peergroup immerhin auf 7,7% kam“, stellt Ianko fest. „Gleichzeitig waren die Risikokennzahlen etwas schlechter als die des Wettbewerbs: Die Volatilität betrug 8,5% und der maximale Verlust lag bei −5,9%.“