Indexanalyse

Viele Missverständnisse über den Dax

Der Dax wird häufig missverstanden, sagt Benjardin Gärtner, Leiter Aktien bei Union Investment. So ist der Dax kein Abbild der deutschen Wirtschaft, sondern wird von wenigen Schwergewichten wie SAP, Siemens, Allianz oder Airbus dominiert. Diese haben den Index auf neue Höhen getrieben.

Viele Missverständnisse über den Dax

Viele Missverständnisse über den Dax

Benjardin Gärtner von Union Investment klärt auf und weist auf eine Reihe attraktiver Unternehmen im Leitindex hin

Der Dax wird häufig missverstanden, sagt Benjardin Gärtner, Leiter Aktien bei Union Investment. So ist der Dax kein Abbild der deutschen Wirtschaft, sondern wird von wenigen Schwergewichten wie SAP, Siemens, Allianz oder Airbus dominiert. Diese haben den Index auf neue Höhen getrieben.

wrü Frankfurt

Die Stimmung im Lande ist schlecht, die deutsche Wirtschaft dümpelt so dahin, aber der deutsche Aktienindex Dax erzielt ein Rekordhoch nach dem anderen und hat seit Jahresbeginn bereits mehr als 6% zugelegt. Wie passt das zusammen? Eine Antwort auf diese Frage gibt Benjardin Gärtner, Leiter Aktien bei Union Investment, in seiner Analyse „Der missverstandene Dax“, in der er mit einigen Missverständnissen rund um den Index aufräumen will.

„Der Dax ist ein Abbild der deutschen Wirtschaft“, so das erste Missverständnis. An dieser Aussage sei zwar nicht alles falsch, aber vieles. Denn die Dax-Unternehmen erwirtschafteten weite Teile ihres Umsatzes nicht in Deutschland. „De facto werden nur rund 40% der Erlöse in der Eurozone erzielt“, erläutert Gärtner. „Bei Konzernen wie etwa SAP oder Siemens ist der Anteil deutlich geringer.”

Hinzu komme, dass im deutschen Leitindex nur wenige Konzerne den Ton angeben. Dies erkläre auch, warum sich der Dax so viel besser entwickle als die deutsche Wirtschaft. So habe SAP mittlerweile ein Gewicht von 11% im Dax. „Gemeinsam mit den Indexschwergewichten Siemens und Airbus gehen 75% der Kurssteigerungen aus diesem Jahr auf die Rechnung von diesen drei Konzernen“, rechnet Gärtner vor. Von deutlichen Kursgewinnen sei in der Breite hingegen eher wenig zu sehen. Nur acht der insgesamt 40 Unternehmen lägen seit Jahresbeginn zweistellig vorne und nur eine knappe Mehrheit verzeichne überhaupt ein Plus.

Vorteil durch Anpassungen

„Der deutsche Leitindex ist durch seine Unwucht für professionelle Investoren ungeeignet“, so das zweite Missverständnis. „Das ist falsch“, erklärt der Kapitalmarktprofi. Man müsse den Dax nur zu nehmen wissen und mitunter die Gewichtung selbst nachkalibrieren. Gleichzeitig biete der Index durchaus Vorteile. So sei der Dax durch seine regelmäßigen Anpassungen immer up to date. Auch wenn dort Unternehmen vertreten seien, die sich momentan schwertun, müsse das Anleger nicht notwendigerweise abschrecken. So liege zum Beispiel das aktuelle Gewicht von Bayer nur noch bei knapp über 2%.

Mit der Kappungsgrenze, die per 18. März von 10 auf 15% angehoben wird, hätten Profi-Investoren aber ihre Probleme. Denn Fondsmanager dürften laut Gärtner in ihren aktiv gemanagten Portfolios nicht mehr als 10% eines Unternehmens halten. Da der Dax nun die höhere Gewichtung ermögliche, falle es Fondsmanagern schwerer, sich an dem Index zu orientieren und einen Mehrwert für den Anleger zu schaffen.

„Mit 40 Unternehmen ist das Börsenbarometer diverser aufgestellt als früher“, so das dritte Missverständnis. Mittlerweile umfasse der Dax zwar 40 statt 30 Titel, aber die Gewichtung zehn zusätzlicher Titel mache de facto keinen Unterschied. „Die zehn kleinsten Konzerne haben gemeinsam bei weitem nicht das Gewicht eines Dax-Dickschiffs wie SAP“, erklärt Gärtner.

„Der Dax ist auch nach seiner Reform immer noch zu zyklisch“, so laute das vierte Missverständnis. Hier schwinge oft die Kritik mit, dass sich der Index mit der globalen oder deutschen Konjunktur bewege. Laufe es für die deutsche Exportwirtschaft gut, gehe es dem Index gut. Das mag laut dem Kapitalmarktprofi früher zutreffend gewesen sein, als die großen Konzerne im Dax noch BASF und Daimler hießen. Schaue man sich aber heute die ersten Adressen an, dann seien dies eher ausgewogene Konzerne. „SAP ist als Softwarehaus wenig zyklisch, Airbus und Münchener Rück sind auch weitgehend unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen“, sagt Gärtner. „Statt den deutschen Leitindex immer noch als zu zyklisch einzustufen, kann man mittlerweile eher sagen: Der Dax geht mit der Zeit.“

Starke Geschäftsmodelle

Wenn man die Missverständnisse einmal aus dem Weg geräumt habe, sehe man im Dax eine ganze Reihe von attraktiven Unternehmen mit starken Geschäftsmodellen, die die Zeichen der Zeit erkannt hätten. „Beispielsweise der Mischkonzern Siemens, der für viele Fragen der Zeit Lösungen bereitstellt. Oder der oft genannte IT-Riese SAP, der den Weg in Richtung Cloud sehr überzeugt und überzeugend verfolgt“, erläutert Gärtner. „All das bekommt man im Dax für ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,4.“

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