EUROPÄISCHE AKTIENWOCHE

Volatil seitwärts

Hoffnung auf konjunkturelle Belebung erhält einen Dämpfer - US-Berichtssaison nimmt Fahrt auf

Volatil seitwärts

Von Thorsten Kramer, FrankfurtAnlagestrategen prognostizieren, dass die volatile Seitwärtsbewegung an Europas Aktienmärkten noch eine Weile anhalten wird. Die ultralockere Geldpolitik der großen Notenbanken biete zwar viel Unterstützung, die jüngst vorgelegten enttäuschenden US-Wirtschaftsdaten verstärkten jedoch die Zweifel an der Belebung der Konjunktur. “Dass der Dax im Jahresverlauf die Marke von 8 000 Punkten nachhaltig überwinden wird, halten wie weiterhin für das wahrscheinlichste Szenario”, heißt es bei M. M. Warburg. Aufgrund der “derzeit verschlechterten Rahmenbedingungen” rät die Bank Investoren allerdings dazu, die Aktienquote innerhalb eines Portfolios erst einmal neutral zu gewichten.Der Dax pendelt im Grunde bereits seit Monaten zwischen 7 600 und 7 900 Zählern hin und her. Investoren agieren dabei sehr zurückhaltend. Oberhalb von 8 000 Zählern hielt sich der Index im vergangenen Monat nur kurzzeitig. In der nun abgelaufenen Handelswoche bestätigte sich dieser Trend. Beflügelt insbesondere von der Hoffnung auf weitere Impulse seitens der Notenbanken rückte der Dax noch einmal an die runde Marke heran, ehe die Tendenz vor dem Wochenende schon wieder drehte, weil sich Anleger verstärkt um Zypern sorgten und zudem das US-Verbrauchervertrauen abkühlte. Binnen fünf Tagen behauptete der Dax aber immerhin ein Plus von 1,1 % auf 7 745 Punkte. Der Euro Stoxx 50 legte zugleich um 1,9 % auf 2 633 Zähler zu.”Das schwache Konjunkturbild wurde durch die letzten Daten weitgehend bestätigt”, heißt es bei der Landesbank Berlin. “Insbesondere der hinter den Erwartungen zurückgebliebene US-Arbeitsmarktbericht, enttäuschende deutsche Exportdaten und weitere Rückgänge der Industrieproduktion in der Peripherie verfestigten diese Sichtweise.” Umso stärker betonen die Analysten der Bank, dass es aus technischer Sicht sehr wichtig gewesen sei, dass im Euro Stoxx 50 die Unterstützung bei 2 564 Zählern gehalten habe. IWF-Ausblick und Beige BookIn der neuen Handelwoche richten Investoren den Fokus auf den Ausblick des Internationalen Währungsfonds für die globale Konjunktur. Ebenfalls am Dienstag steht die US-Industrieproduktion für März zur Veröffentlichung an, bei der Volkswirte mit einem Anstieg um 0,2 % zum Vormonat rechnen. Zur Wochenmitte folgt der Konjunkturbericht Beige Book der Federal Reserve, ehe am Donnerstag in den USA die Frühindikatoren und der Philadelphia-Fed-Index vorgelegt werden. Großes Interesse findet unter Marktteilnehmern zudem die Quartalsberichtssaison, die nun allmählich Fahrt aufnimmt. Der Auftakt fiel leicht positiv aus. Anleger nahmen den Rekordgewinn der Investmentbank J. P. Morgan vor dem Wochenende aber kühl auf.In den USA rechnen viele Beobachter damit, dass die Firmengewinne häufig überraschend sollten, nachdem die Schätzungen zuletzt kräftig reduziert worden waren. Diesseits des Atlantiks dominiert dagegen die Skepsis. Zwischenzeitlich schwächere Konjunktursignale und Rückschläge im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise könnten daher für Korrekturphasen sorgen, warnt Manfred Bucher, Aktienstratege bei der BayernLB.Im Vergleich zu den übrigen Assetklassen gelten Aktien im Niedrigzinsumfeld allerdings als attraktiv. Dies dürfte in den nächsten Wochen umso mehr Beachtung finden, als dass viele Unternehmen die Dividenden für das abgelaufene Geschäftsjahr an ihre Anteilseigner auszahlen werden. Allein die 30 deutschen Blue Chips aus dem Dax werden insgesamt knapp 28 Mrd. Euro ausschütten. Die Dividendenrendite vieler Titel liegt dabei nach wie vor sehr deutlich oberhalb der Rendite von Bundesanleihen.