EUROPÄISCHE AKTIENWOCHE

Wachsende Verunsicherung an Europas Börsen

US-Haushaltsstreit und Berichtssaison im Fokus

Wachsende Verunsicherung an Europas Börsen

Von Thorsten Kramer, FrankfurtDer Start in das neue Börsenjahr 2013 ist Europas Aktienindizes gut gelungen. Der deutsche Leitindex Dax notierte zum Handelsschluss am Freitag bei 7 776 Zählern und damit bereits 2,2 % höher als zum Jahreswechsel, der Euro Stoxx 50 rückte in der verkürzten ersten Handelswoche sogar um 2,8 % auf 2 709 Punkte vor. Mit Blick auf das Gesamtjahr überwiegt unter Analysten Zuversicht für die Aktienmärkte, kurzfristig steht dem Markt nun aber eine sehr spannende Phase bevor.Da wäre zunächst einmal der Kompromiss, den Demokraten und Republikaner in den USA im letzten Moment formuliert haben, um doch noch den Sturz vom Fiskalkliff zu verhindern. Investoren nahmen dies positiv auf, denn ohne Einigung drohten der weltgrößten Volkswirtschaft und in der Folge auch der globalen Konjunktur erhebliche Negativeffekte, womöglich sogar der Rückfall in die Rezession. Der Haken der Einigung ist, dass die automatischen Ausgabenkürzungen des Staates erst einmal nur bis Ende Februar aufgeschoben worden sind. Die davon ausgehende Verunsicherung wird die Märkte fortan beschäftigen.Als weiterer Unsicherheitsfaktor kommt nun hinzu, dass sich mehrere Mitglieder des für die Geldpolitik der Fed zuständigen Offenmarktausschusses der Federal Reserve bereits dafür ausgesprochen haben, die Anleihekäufe zu reduzieren oder einzustellen, wie das nun veröffentlichte Protokoll der zurückliegenden Sitzung zeigt. Gerade die von den Notenbanken initiierte Liquiditätsschwemme ist es allerdings, die die Aktienkurse an Europas Börsen seit Monaten stetig anhebt.Nicht zuletzt beginnt in der neuen Woche mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts durch den Industriekonzern Alcoa die Berichtssaison in den USA. Analysten befürchten für das Schlussquartal eine Fülle enttäuschender Unternehmenszahlen, insbesondere von Firmen, die einen hohen Anteil von Umsatz und Gewinn in den wachstumsschwachen Ländern etwa in der europäischen Peripherie erzielen.Aktienstrategen wollen angesichts dieser drei Faktoren nicht ausschließen, dass Europas Indizes zunächst zu einer Konsolidierungsbewegung ansetzen. Nach unten sollten die Notierungen allerdings recht gut abgesichert sein, da der “Anlagenotstand und Performancedruck die Kapitalanleger quasi in den Aktienmarkt zwingt”, wie es die WGZ Bank beschreibt. Und dieser Trend, so das Institut, sei sicherlich noch nicht beendet – umso mehr, als institutionelle Investoren immer noch sehr geringe Summen in Dividendentitel angelegt haben.In der ersten Handelswoche gab es sowohl im Dax als auch im Euro Stoxx 50 fast ausschließlich Kursgewinner. Gefragt waren vor allem Finanzwerte, die von der Einigung der US-Politiker profitierten, sowie Zykliker wie Infineon, ArcelorMittal, Heidelberg Cement und BMW. Darin spiegelt sich die Hoffnung auf eine Belebung der Konjunktur, die vor dem Wochenende durch den Anstieg des US-Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor sowie robuste US-Arbeitsmarktdaten untermauert wurde. In der neuen Handelswoche richten Anleger das Interesse auf den Auftragseingang für die deutsche Industrie (Dienstag) und die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (Donnerstag).