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Warum Warren Buffett auch in Japan erfolgreich ist

"Was können wir aus Buffetts Investitionen in Japan lernen?", fragt Fondsmanager Christian Kahler. Für Buffett seien eine attraktive Bewertung und eine hohe und steigende Rendite des eingesetzten Kapitals eines Unternehmens wichtig. Buffett habe erkannt, dass Japan den Pfad niedriger Kapitalrenditen verlassen habe.

Warum Warren Buffett auch in Japan erfolgreich ist

Warum Warren Buffett auch in Japan erfolgreich ist

Fondsmanager Christian Kahler hat sich das Erfolgsrezept des Top-Investors näher angeschaut – Attraktive Bewertungen und Kapitalallokation entscheidend

wrü Frankfurt

Fondsmanager Christian Kahler von Kahler & Kurz Capital hat sich näher angeschaut, was wir aus Warren Buffetts Investitionen in Japan lernen können. Denn der legendäre US-Investor hat 2020 in mehrere japanische Unternehmen investiert. Das Ergebnis dieser Investition sei bisher hervorragend gewesen und habe Berkshire eine jährliche Rendite von 48% eingebracht. "Der magische Dreiklang vieler großer Investitionen führte zum Erfolg: steigende Unternehmensgewinne, steigende Bewertungen und verbesserte Kapitalrenditen", analysiert Kahler. "Die Investitionen von Warren Buffett in Japan zeigen Wege auf, mit welchen Titeln man als Anleger in Zukunft auch außerhalb des Technologiesektors am Aktienmarkt Geld verdienen kann."

Buffett habe sich zu seinem 90. Geburtstag ein Geschenk der besonderen Art gemacht. Über das Berkshire-Tochterunternehmen National Indemnity habe er Aktien an den japanischen Unternehmen Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo erworben. An seinem Geburtstag am 30. August 2020 sei die Meldeschwelle von jeweils 5% Anteilsbesitz überschritten worden. Buffett ließ sich laut Kahler zitieren, man wolle „langfristig investiert sein“ und strebe einen Anteilsbesitz von bis zu 9,9% an den Gesellschaften an. Es sei davon auszugehen, dass der Kauf der Beteiligungen vollständig zu günstigen Konditionen fremdfinanziert wurde.

Buffetts Investitionen in Japan hätten sich bisher mehr als erfreulich entwickelt. Nach den Berechnungen von Kahler und Kurz hat sich jede Aktie mehr als verdoppelt, eine sogar verfünffacht. Der Wert der ursprünglichen Korbinvestition sei um mehr als 220% gestiegen. Eine Verdreifachung des Kapitals in drei Jahren entspreche einer annualisierten Rendite von 48% auf den ursprünglichen Kapitaleinsatz. Seit der Erstinvestition sei der Korb aufgestockt worden, und auch diese Zukäufe hätten sich gut entwickelt.

Kahler geht es nun darum, Buffetts jüngste Investments in Japan zu analysieren und mögliche Lehren für Anleger daraus zu ziehen. "Ein gutes Unternehmen erwirtschaftet im Verhältnis zum eingesetzten Kapital hohe Gewinne, weist also eine hohe Kapitalrendite auf", erklärt Kahler. "Noch wertvoller sind Unternehmen, deren Kapitalrendite kontinuierlich steigt. Eine Gemeinsamkeit der Investitionen von Buffett in Japan, aber auch seiner Investitionen in den Energiesektor und die Eisenbahn BNSF seit 2008 sei, dass die Kapitalrendite der Unternehmen kontinuierlich gestiegen sei. "Dies wird in der Öffentlichkeit oft übersehen", sagt Kahler.

Gilt auch für Apple

Auch die Investition in Apple (auch Kahler & Kurz sind investiert), die Buffett 2016 begann, weise diese Merkmale auf. Die Kapitalrendite (Roce, Return on Capital Employed) des iPhone-Herstellers sei seither von 28% auf 58% gestiegen. "Apple-CEO Tim Cook dürfte bei seinen kolportierten regelmäßigen Besuchen bei Warren Buffett in Omaha entsprechend 'bekehrt' worden sein, die Kapitalallokation des Unternehmens im Interesse der Aktionäre nachhaltig zu schärfen", meint Kahler.

Obwohl Buffett die Qualität von Unternehmen schätze, sei er im Gegensatz zu Charlie Munger immer ein wertorientierter Investor geblieben, der beim Einstieg in neue Aktienpositionen eine niedrige Bewertung erwarte. Buffett habe stets betont, dass ein niedriger Einstiegskurs zu seiner Sorgfaltspflicht als CEO von Berkshire gehört.

Kahler sieht drei Aspekte, die Buffett in Japan und bei anderen Investitionen wie Apple erkannt haben könnte: attraktive Bewertungen, steigende Unternehmensgewinne und wesentliche Veränderungen in der Kapitalallokationsstrategie.

Bei seinen japanischen Investitionen habe Buffett vor allem eine Veränderung in der Kapitalallokationsstrategie festgestellt. Viele japanische Unternehmen hätten sich in letzter Zeit stärker auf die Steigerung der Eigenkapitalrendite durch Aktienrückkäufe und Dividenden konzentriert. So seien die Eigenkapitalrenditen seiner japanischen Beteiligungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen und hätten den langjährigen Pfad niedriger historischer Eigenkapitalrenditen verlassen. "Tatsächlich war der japanische Aktienmarkt viele Jahre lang günstig bewertet, aber für Qualitätsanleger unattraktiv, weil die Manager wenig auf eine geschickte Kapitalallokation achteten", meint Kahler. "Heute liest man in den Geschäftsberichten immer häufiger, dass sich dieser Trend umkehrt."

Verursacht worden seien die steigenden Kapitalrenditen durch Aktienrückkäufe, aber auch durch höhere Unternehmensgewinne. "Buffetts japanische Unternehmen selbst wachsen nicht sehr stark", sagt Kahler. "Da Berkshire jedoch nur das Siebenfache des freien Cashflows für eine Aktie zahlte, die den gesamten Free Cashflow über Rückkäufe und Dividenden zurückgab, erzielte Buffett eine jährliche Rendite von 14%, selbst wenn es kein Wachstum und keinen Anstieg des Multiplikators gab." Berücksichtige man zusätzlich den Anstieg der Bewertungskennzahlen, so falle die Rendite noch höher aus.

"Letztlich ist die Rendite einer Aktie das Produkt aus drei einfachen Faktoren: Wachstum, Veränderung des Bewertungsmultiplikators und Kapitalrendite", erklärt Kahler. "In den letzten zehn bis zwölf Jahren haben sich viele Anleger nur auf die ersten beiden Faktoren verlassen." Das Wachstum der meisten Unternehmen sei ordentlich gewesen. Gleichzeitig seien die Bewertungsmultiples an den Aktienmärkten seit 2010 massiv gestiegen.

Kahler hält es für unwahrscheinlich, dass sich die Hausse bei Aktien in den kommenden zehn Jahren wiederholen wird. "Selbst wenn das Wirtschaftswachstum gut bleibt, besteht das Risiko, zu viel für die Bewertung bezahlt zu haben", meint der Fondsmanager. "Sollte die Bewertung von Aktien in den nächsten Jahren aufgrund eines dauerhaft höheren Zinsniveaus und damit vorhandener Anlagealternativen sogar sinken, was möglich erscheint, wird eine zu hohe Bewertung zum Hemmschuh." Daher sei es besonders wichtig auf die Kapitalrenditen zu achten.

Buffett lasse sich offensichtlich nicht von den Wachstumsstorys vieler Investoren beeinflussen. Er sei nur daran interessiert, großartige Investitionen zu finden. "Und großartige Investitionen kommen in der Regel von guten Unternehmen, die unterbewertet sind", Kahler. "Gute Unternehmen haben in der Regel zwei Dinge gemeinsam: hohe Kapitalrenditen und ein gutes, vertrauenswürdiges Management, das den freien Cashflow sinnvoll einsetzt."

"Was können wir aus Buffetts Investitionen in Japan lernen?", fragt Christian Kahler. Für Buffett seien eine attraktive Bewertung und eine hohe und steigende Rendite des eingesetzten Kapitals eines Unternehmens wichtig. Buffett habe erkannt, dass Japan den Pfad niedriger Kapitalrenditen verlassen habe.

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