GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (338)

Weltwirtschaft: Optimismus ist angebracht

Die vergangenen vier Jahre waren für Wirtschaft und Finanzmärkte äußerst turbulent. Doch es gibt viele Gründe, für die zweite Jahreshälfte optimistisch zu sein.

Weltwirtschaft: Optimismus ist angebracht

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (338)

Weltwirtschaft: Optimismus ist angebracht

Die vergangenen vier Jahre waren für Wirtschaft und Finanzmärkte äußerst turbulent: Der Zusammenbruch globaler Lieferketten, massive geld- und fiskalpolitische Eingriffe, die Energiekrise in Europa, ein erheblicher Anstieg der Inflation und eine weltweit synchronisierte Straffung der Geldpolitik haben tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis der Wirtschaftsakteure hinterlassen und die ökonomischen Fundamente vieler Länder auf eine harte Probe gestellt. Besonders in Europa und Deutschland ist die Stimmung gedrückt. Aus unserer Sicht ist dieser Pessimismus nicht angebracht. Es gibt begründeten Anlass für Optimismus, da einige Indikatoren auf den Beginn eines weltweiten Aufschwungs hindeuten.

Robustheit der Weltwirtschaft

Die Weltwirtschaft präsentiert sich wieder einmal robuster als allgemein erwartet. Die düsteren Prognosen der Ökonomen haben sich bisher nicht bewahrheitet. Das starke Wachstum der USA und der großen Länder der Emerging Markets – insbesondere Indiens – konnte die schwache Konjunktur in Europa weitgehend kompensieren. Unterstützt durch die stärkere Nachfrage zeigt der Welthandel zudem Erholungstendenzen. Perspektivisch dürften exportorientierte Länder wie Deutschland davon profitieren und im Sog der großen Handelsmächte USA und China mitwachsen.

Stabiler Arbeitsmarkt

Der globale Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor äußerst stabil. Die Arbeitslosigkeit befindet sich in vielen Industrieländern in der Nähe der Rekordtiefs. Trotz gedämpfter Konjunktur lag die Arbeitslosenquote zum Beispiel in der Eurozone mit 6,5% noch nie so niedrig wie heute. In Kombination mit der rückläufigen Inflation beginnen Reallöhne zu steigen. Dadurch steigt das Verbrauchervertrauen und der Binnenkonsum wird angekurbelt, da mehr Geld für Waren und Dienstleistungen zur Verfügung steht.

Aktuell rückläufige Inflation

Die erhöhte Inflation der letzten zwei Jahre scheint ebenso schnell zu verschwinden, wie sie gekommen ist. Höhere Zinsen infolge der restriktiven Geldpolitik sowie geringere Energiepreise zeigen bereits deutlich dämpfende Wirkung auf die Teuerung. Im Gegensatz zu den 1970er und 1980er Jahren, als die Inflation in den Industrieländern über ein Jahrzehnt durchgehend zwischen 5% und 15% lag, haben sich die Preissteigerungen dieses Mal nicht auf diesen Niveaus verfestigt. Ein geringerer Preisdruck erhöht den Spielraum der Zentralbanken für Zinssenkungen in diesem Jahr, die die Konjunktur zusätzlich beleben können. Allerdings ist es zu früh, die erhöhte Inflation für besiegt zu erklären. Angesichts der Lohnerhöhungen in verschiedenen Branchen könnte sich die Situation auch wieder verändern.

Technologischer Fortschritt

Die Einführung neuer Technologien, insbesondere der künstlichen Intelligenz (KI), steht im Zentrum des potenziellen Produktivitätswachstums in vielen Volkswirtschaften. Diese Technologien sind nicht nur für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit entscheidend, sondern sie tragen auch wesentlich zur Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bei. Hier gibt es noch viel Wachstumspotenzial: Laut einer Studie der Europäischen Investitionsbank setzen derzeit in etwa ein Drittel der amerikanischen und europäischen Firmen KI im Firmenalltag ein.

Für Kapitalmarktanleger

Natürlich gibt es weiterhin Abwärtsrisiken für die globale Konjunktur. Dazu zählen die aktuellen geopolitischen Kriege und Konflikte, zunehmender Protektionismus, bürokratische Barrieren sowie die teils hohe Staatsverschuldung. Dennoch gibt es viele gute Gründe, für die zweite Jahreshälfte optimistisch zu sein. Die jüngsten Rekordhochs an den Aktienmärkten scheinen gerechtfertigt – und es gibt durchaus noch Luft nach oben. Investoren sollten jedoch eine ausgewogene Anlagestrategie verfolgen, die sowohl die Chancen in wachstumsstarken Sektoren nutzt als auch Risiken durch eine sorgfältige Diversifikation minimiert. So können Anleger von den positiven wirtschaftlichen Entwicklungen profitieren und sich gleichzeitig gegen mögliche Risiken absichern.

Gastautor Thomas Romig ist Geschäftsführer der Assenagon Asset Management S.A.