Geld oder BriefFondsmanagement

Die DWS-Aktie dümpelt vor sich hin

Die DWS-Aktie ist seit dem Börsenstart vor fünf Jahren nicht so recht vom Fleck gekommen. Die Fondstochter der Deutschen Bank hat sich von dem Eklat um angeblich geschönte Darstellungen nachhaltiger Fonds immer noch nicht erholt.

Die DWS-Aktie dümpelt vor sich hin

GELD ODER BRIEF

Die DWS-Aktie dümpelt vor sich hin

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt

Zum Fünfjährigen wird üblicherweise gefeiert. Doch die DWS hat den fünften Geburtstag ihres Börsenganges am 23. März 2018 sang- und klanglos vorüberziehen lassen. Die Lust, Sektkorken knallen zu lassen, dürfte bei den Mitarbeitern der Fondstochter der Deutschen Bank auch arg begrenzt sein. Die Entwicklung der noch jungen Aktie – in Menschenjahren gemessen aktuell im Vorschulalter – und der Gesellschaft sind seit diesem historischen Tag tatsächlich unbefriedigend. Der Aktienkurs liegt aktuell unter dem damaligen Ausgabekurs von 32,50 Euro. Zwei Chefwechsel gab es in der kurzen Zeit. Und vor allem lasten die Vorwürfe der übertriebenen Außendarstellung nachhaltiger Fonds (Greenwashing) auf dem Anteilschein.

Aktionäre der ersten Stunde, die dem Papier treu geblieben sind, könnten es bereut haben, dass sie das bisherige Kurshoch von annähernd 42 Euro im August 2021, als die Börsen und auch die Assetmanagementbranche im Höhenflug waren, nicht zum Ausstieg genutzt haben. Danach begann das Greenwashing-Drama, was den Börsenwert der Deutsche-Bank-Tochter wie Butter in der Sonne schmelzen ließ und in den Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft in der Firmenzentrale sowie dem Abgang von CEO Asoka Wöhrmann vor bald einem Jahr gipfelte. Am 10. Juni 2022 trat Stefan Hoops, zuvor Leiter der Unternehmensbank bei der Mutter, an die Spitze der DWS.

Dieser Tag jährt sich bald, wird aber ebenfalls keinen Anlass zum Feiern bieten. Zwar konnten im ersten Quartal 2023 endlich wieder Zuflüsse vermeldet werden, nachdem es 2022 fast 20 Mrd. Euro schwere Nettomittelabflüsse gegeben hatte. Für das Gesamtjahr 2023 sind bei Erträgen und Gewinn indes keine großen Sprünge zu erwarten, zumal der Aufbau einer eigenständigen IT-Plattform ordentlich Geld kostet. Von daher hatte die DWS 2023 als Übergangsjahr angekündigt.

Kurzfristig wenig Potenzial

Insofern haben Analysten nach der jüngsten Veröffentlichung der Zahlen für das Startquartal ihre Einschätzungen zur DWS-Aktie überwiegend bei „neutral“ bestätigt und nur geringe Kursgewinne in Aussicht gestellt. Aktionäre der ersten Stunde sollten also lieber weiter Beharrungsvermögen zeigen und die Aktie im Portfolio behalten. Immerhin mag da trösten, dass die DWS zumindest bei der Dividende von Jahr zu Jahr seit dem Börsengang besser wurde. Für das zurückliegende Jahr beträgt der Dividendenvorschlag 2,05 Euro je Papier, was einer Ausschüttung von 408 Mill. Euro entspricht. Auf einem Investorentag im Dezember 2022 hatte Hoops sogar eine Sonderdividende von bis zu 1 Mrd. Euro im Jahr 2024 in Aussicht gestellt, sofern die DWS keine günstige Gelegenheit für Übernahmen entdeckt. Ab dem Folgejahr soll eine Ausschüttungsquote von rund 65% der Gewinne erreicht werden. Damit indes liegt die DWS deutlich hinter dem europäischen Branchenführer Amundi, der für 2022 erneut 75% des Gewinns auskehren will, und auch hinter den eigenen Versprechungen beim Börsengang (65 bis 75%). Das kann Aktionäre nicht erfreuen und vor allem nicht die Mutter Deutsche Bank, die 79,5% der Anteile hält.

Es gibt diverse Gründe, warum Analysten derzeit keine Kaufempfehlung für die DWS-Aktie aussprechen. Allgemein hat sich das Umfeld für Assetmanager nach dem jahrelangen Höhenflug der Börsen im Nullzinsumfeld durch die jähe Zinswende der Notenbanken eingetrübt. Hinzu kommen der Krieg in der Ukraine, die düsteren Konjunkturaussichten sowie die extrem hohe Inflation, was weitere Zinssteigerungen der Zentralbanken nach sich ziehen wird.

Das beeinträchtigt die Aussichten der DWS für das laufende Jahr. Zwar wurden die Analysten von der Höhe der Nettomittelzuflüsse im Startquartal überrascht. Aber das war es dann auch schon. Bei Gewinn und Erträgen gab es Enttäuschungen. Vor allem die hohe Aufwand-Ertrags-Quote von mehr als 66% (Ziel 2025: 59%) fiel den Experten unangenehm auf. Amundi meldete für die ersten drei Monate nur knapp 54%. Die Bloomberg-Analysten weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ein hoher Anteil der DWS-Kosten fix und daher schwer zu senken sei. Auch das Management selbst hat die Erwartungen für das laufende Jahr zurückgeschraubt: stabile Erträge und eine Kostenquote von unter 65% lauten die Vorgaben.

Schattenseite der Trendwende

Die sich hoffentlich in den nächsten Monaten als stabil erweisende Trendwende im Neugeschäft hat im Übrigen auch ihre Schattenseite. Denn gerade in dem als Wachstumsfeld erkorenen Geschäft mit alternativen Produkten gab es im ersten Quartal Abflüsse von 1,4 Mrd. Euro. Das erstaunt nicht, sind doch angesichts der gestiegenen Zinsen Immobilien und Anlageformen wie Private Equity oder Debt unattraktiver geworden. Die DWS fußt aber ihre Wachstumserwartungen bis 2025 gerade auf das alternative Segment, das jährlich um 10% gemessen am verwalteten Vermögen größer werden soll. Als zweite Säule sollen die Indexfonds um 12% p.a. künftig zulegen. Im europäischen ETF-Geschäft hatte sich vor geraumer Zeit Amundi durch die Übernahme von Lyxor auf Platz 2 vor die Deutsche-Bank-Tochter gesetzt.

Mit Abschlag gehandelt

Insofern ist es keine Überraschung, dass die DWS-Aktie im Vergleich zu den Papieren anderer börsennotierter Assetmanager mit Abschlägen gehandelt wird, wie die Analysten von Barclays feststellen. Dies sei konstant seit dem Börsengang der Fall. Daran werde sich 2023 angesichts der zu erwartenden hohen Kosten auch nichts ändern. Die Barclays-Experten sehen die DWS mitten in der Umstrukturierung und erwarten weitere Assetverkäufe sowie personelle Abgänge. Die Analysten von J.P. Morgan prophezeien der DWS ein „chaotisches Jahr“ mit sinkenden Erträgen und hohen Kosten.

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