Simon Klein, DWS Xtrackers

„Wie in einem Supermarkt“

Die Bedeutung der Sparte Passive nimmt für die DWS stetig zu, erläutert Simon Klein, Leiter Passive Sales bei DWS Xtrackers. Nun will Xtrackers die Zahl der angebotenen ETFs massiv ausbauen.

„Wie in einem Supermarkt“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

ETFs sind das Fondsprodukt, das weltweit und auch in Europa seit mehreren Jahren auf der Überholspur fährt. Die Branche wird dominiert von wenigen großen Anbietern, darunter mit DWS Xtrackers auch eine deutsche Adresse. „Die Bedeutung der passiven Produkte bei der DWS nimmt stetig zu“, erläutert Simon Klein, Global Head of Passive Sales bei DWS Xtrackers, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Per Ende März betrug der Marktanteil des Segments an den Assets under Management der DWS von 902 Mrd. Euro bereits 25%. „Ich gehe davon aus, dass der Marktanteil von Passive weiter zulegt, denn unsere Wachstumsperspektiven sind hervorragend.“

Klein verweist auf das enorme Wachstum der Passive-Sparte in den vergangenen Jahren. „In den vergangenen 20 Jahren sind wir mit einer durchschnittlichen Rate von 30% pro Jahr gewachsen und verwalten inzwischen gut 230 Mrd. Euro“, sagt Klein. „Wir sind der einzige globale ETF-Anbieter aus Europa, die anderen globalen Anbieter sind US-Adressen. Wer also mit einem europäischen Haus zusammenarbeiten will, ist bei uns bestens aufgehoben. Wobei für uns insbesondere die Governance von Unternehmen einen hohen Stellenwert hat.“

Für den Gesamtmarkt geht Klein vor allem in Europa von einem weiterhin schnellen Wachstum aus. „Im Vergleich zu den USA ist in Europa immer noch ein viel geringerer Teil des Fondsvermögens passiv angelegt. Die USA ist ganz klar das Vorbild, und der Nachholbedarf in Europa ist da“, erläutert Klein. „Daher wird sich der Markt für Ucits-ETFs in den kommenden fünf Jahren noch einmal verdoppeln.“ Dabei sei nicht nur die Nachfrage von institutionellen Investoren nach ETFs unverändert groß und ansteigend. „Das Geschäft mit Privatanlegern legt deutlich zu und immer mehr nutzen regelmäßige ETF-Sparpläne.“

Weitere Senkungen der laufenden Kosten von ETFs seien bei Xtrackers zu erwarten. „Wenn sich die Volumina von bestimmten Xtrackers-ETFs deutlich erhöhen, dann geben wir die daraus resultierenden Skaleneffekte auch über Gebührensenkungen weiter“, sagt Klein. „Ohnehin sind unsere Gebühren im Vergleich mit anderen Anbietern bereits äußerst wettbewerbsfähig. Das wird auch künftig so bleiben.“

„Organisch wachsen“

DWS Xtrackers will in den kommenden Jahren weiter kräftig zulegen. „Wir wollen vor allem organisch wachsen“, erklärt Klein. „Daher bauen wir unsere Produktpalette massiv aus. Hinzu kommt, dass wir weiterhin bestehende Produkte bevorzugt physisch abbilden und zudem immer mehr ETFs um eine nachhaltige Ausrichtung ergänzen.“

„Wie in einem Supermarkt können Kunden bei Xtrackers gute und preisgünstige ETFs auswählen. Wir bieten eine immer größere Palette von börsennotierten Indexfonds an.“ Dabei prüfe Xtrackers natürlich, welcher Index von welchem Anbieter der Beste für Investoren sei.

Für institutionelle Investoren eröffneten sich noch größere Möglichkeiten. „Sie können uns direkt ansprechen, sagen, welche Anlageklasse sie abbilden wollen, und wir schlagen ihnen eine passgenaue Lösung mit Indexfonds vor“, erläutert Klein. „Die Nachfrage von Institutionellen nach solchen individuellen und preiswerten Produkten nimmt stetig zu.“

Doch auch für die Privatanleger ist in den kommenden Monaten eine Produktoffensive geplant, welche die Auflegung zahlreicher Themen- und ESG-ETFs beinhaltet. „Bei ESG-ETFs bauen wir unser Produktspektrum deutlich aus“, erläutert Klein. „Dieses umfasst mehrere Nachhaltigkeitsstufen von ESG Screened über detaillierte ESG-Filter bis hin zu Klima- und Impact-ETFs.“ So orientierten sich zum Beispiel ETFs am Pariser Klimaabkommen. Der Kunde bestimme somit, mit welcher Ausrichtung und zu welchem Grad er nachhaltig investieren wolle. „Zum Beispiel weisen etliche unserer ETFs CO2-Filter auf“, sagt Klein. „Da die ETFs klar definierte Indizes abbilden, kann jeder Investor leicht nachverfolgen, in welche Aktien und Anleihen er investiert und welche Titel herausgefiltert werden.“ Übrigens seien auch bei ESG-Screened-Produkten Investments in kon­troverse Waffen ausgeschlossen.

Doch was ändert sich durch die Greenwashing-Vorwürfe sowie die Durchsuchung der DWS durch Polizei und Staatsanwaltschaft für DWS Xtrackers? „Die DWS hat am 26. August 2021, einen Tag nachdem der Artikel mit den Vorwürfen einer ehemaligen Mitarbeiterin veröffentlicht wurde, zusammen mit der Information, dass Aufsichtsbehörden zu diesen Vorwürfen Untersuchungen anstrengen, alle Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen“, er­klärt Klein. „Wir arbeiten seitdem mit allen Regulierern und Behörden vollumfänglich zusammen. Und wir stehen zu den Offenlegungen, die wir in unseren Jahresberichten veröffentlicht haben. Unsere Stellungnahme ist seither unverändert. Ebenso unsere Überzeugungen: Zur Transformation unseres Unternehmens gehört insbesondere, Nachhaltigkeit zum Kern allen Handelns zu machen.“ Ebenso behalte die DWS den Fokus auf die Aspekte Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz ESG, bei. Es sei ein Thema, das die Branche weiter prägen werde.

Doch wurde auch „ESG-integriertes“ Vermögen für Passive ausgewiesen? „Im Geschäftsbericht 2020 wurden passive Assets nicht in der Zahl für das ESG-integrated verwaltete Vermögen berücksichtigt“, stellt Klein klar.

Artikel-9-ETFs im Angebot

Nachhaltigkeit habe für die DWS und DWS Xtrackers eine zentrale Bedeutung. „Die DWS gehörte zu den Gründungsunterzeichnern der Net Zero Asset Managers Initiative und war der erste deutsche Vermögensverwalter, der sich verpflichtet hat, bis 2050 klimaneutral zu werden“, erläutert Klein. „Dies spiegelt sich in unserer Produktpalette wider: Auf der Passivseite bieten wir Artikel-9-ETFs nach SFDR an, denen sogenannte Paris-Aligned-Benchmarks zugrunde liegen, die auf das Erreichen des Pariser Klimaschutzziels ausgerichtet sind.“ Hinzu kämen Produkte für „grüne Anleihen“ mit dem Ziel der Finanzierung nachhaltiger Projekte.

„Ergänzend haben wir ESG-Produkte nach Artikel 8 im Sortiment, bei denen die Wertpapiere in einem traditionellen Index nach Nachhaltigkeitskriterien, Best-in-Class-ESG-Ratings sowie zusätzlichen CO2-Kriterien gefiltert werden“, erklärt Klein. „Unsere ETFs, die auf den MSCI-Indizes „Select ESG Screened“ basieren, haben eine niedrige Ausschlussrate.“ Damit offeriere die DWS ein abgestuftes Sortiment an passiven Produkten, durch das eine möglichst große Anzahl von Anlegern selbst bestimmen könne, wie nachhaltig sie investieren will.

Alle Szenarien gut abbilden

Durch das breite Angebot an ETFs insgesamt könnten Investoren mit den Xtrackers-ETFs zum Beispiel eine Core-Satelite-Strategie verfolgen. „Auch um ein Portfolio in einem inflationären Umfeld zu positionieren, bieten wir entsprechende Produkte“, sagt Klein. „Mit unseren ETFs können Investoren bestimmte Risikoszenarien gut abbilden.“

Alles in allem passiere bei Xtrackers derzeit enorm viel, um kräftig organisch zu wachsen. Klein wörtlich „Wir geben 2022 auf der Produktseite richtig Gas.“

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