Konjunkturausblick

Wie Pimco den Abschwung meistern will

Nach Meinung von Pimco dürfte 2024 ein Jahr der Stagnation werden. Gleichwohl sei nicht so bald mit einer geldpolitischen Lockerung zu rechnen. Festverzinsliche blieben weiterhin attraktiv.

Wie Pimco den Abschwung meistern will

Wie Pimco den Abschwung meistern will

Konjunkturausblick des Vermögensverwalters – Festverzinsliche noch immer als attraktiv eingestuft

wrü Frankfurt

Die Resilienz von 2023 wird nach Meinung von Pimco im neuen Jahr 2024 der Stagnation weichen. Folglich lautet der Titel des aktuellen Konjunkturausblicks des Vermögensverwalters "Den Abschwung meistern". Dabei gehen Tiffany Wilding, bei Pimco Volkswirtin für Nordamerika, und Andrew Balls, CIO Global Fixed Income, davon aus, dass so bald nicht mit einer geldpolitischen Lockerung zu rechnen sei. Zu den aktuellen Bewertungen würden festverzinsliche Wertpapiere noch immer attraktiv im Vergleich zu Aktien erscheinen und können laut Pimco darüber hinaus weiterhin Korrelations- und Diversifikationsvorteile bieten. Hinzu komme, dass die Anleihenrenditen tendenziell weniger von einer positiven konjunkturellen Entwicklung abhingen.

Der steilste Zinserhöhungszyklus seit Jahrzehnten habe die Weltkonjunktur auf einen Kurs gebracht, der nach wie vor schwer abzuwägen sei. Daher ist es nach Meinung der Pimco-Volkswirte besonders wichtig, die bestehenden Risiken anzuerkennen und Portfolios aufzubauen, die in der Lage sind, unter verschiedenen Bedingungen eine gute Wertentwicklung zu erzielen.

"Nachdem sich die großen Volkswirtschaften im Jahr 2023 als überraschend widerstandsfähig erwiesen haben, erwarten wir für 2024, dass sie einen Gang zurückschalten und in eine Stagnation oder einen leichten Abschwung geraten werden", sagen Wilding und Balls. "Über unseren konjunkturellen Horizont von sechs bis zwölf Monaten dürfte die herausragende Stärke der USA nachlassen. In Ländern, deren Märkte sensibler auf Zinsänderungen reagieren, ist mit einer noch stärkeren Abkühlung zu rechnen."

Vor dem Hintergrund der rückläufigen Inflation seien die Zentralbanken der Industrieländer vermutlich an das Ende ihrer Zinserhöhungszyklen gelangt. Damit verlagere sich die Aufmerksamkeit auf den Zeitpunkt und den Umfang potenzieller Zinssenkungen.

"Wie die historische Betrachtung zeigt, senken Zentralbanken ihre Zinsen üblicherweise aber nicht vor dem Einsetzen eines Abschwungs, sondern ergreifen erst dann expansive Maßnahmen, wenn sich rezessionäre Zustände einstellen", stellen Wilding und Balls fest. "Dabei nehmen sie oftmals mehr Zinssenkungen vor, als die Märkte erwarten. Auf längere Sicht bleiben wir bei der Erwartung, dass die neutralen Leitzinsen auf ähnliche oder leicht höhere Niveaus zurückkehren als vor der Pandemie."

Inflation entspricht Erwartungen

Der aktuelle US-Inflationsbericht für Dezember hat laut Wilding weitgehend den Erwartungen von Pimco entsprochen. "Die Veröffentlichung bestätigt unsere Einschätzung, dass der deflationäre Effekt durch die Normalisierung der Lieferketten im Laufe der Zeit abklingen wird", erklärt die Ökonomin. "Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Disinflation, die 2023 im historischen Vergleich ungewöhnlich schnell war, 2024 möglicherweise langsamer und komplexer verlaufen könnte.

Der Dezember-Inflationsbericht ändere nichts an der Einschätzung von Pimco, dass die Fed die Zinssätze wahrscheinlich über die März-Sitzung hinaus konstant halten wird und den Zinssenkungszyklus voraussichtlich erst Mitte des Jahres beginnen wird. Die Prognose, dass die Kerninflationsrate zwischen 2,5% und 3% liegen wird, hat Pimco nach dem aktuellen Inflationsbericht ebenfalls nicht verändert.

"In Anlehnung an die Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell glauben wir, dass die Aufwärtsrisiken für die Inflation und die Abwärtsrisiken für das Wachstum inzwischen symmetrischer sind", erklären die Pimco-Volkswirte. "Nichtsdestotrotz sind die Rezessionsrisiken aus unserer Sicht nach wie vor erhöht, was dem stagnierenden Angebots- und Nachfragewachstum in den Industrieländern geschuldet ist. Nachdem es Ende 2023 an vielen Finanzmärkten zu einer Rally kam, scheinen riskantere Vermögenswerte nun eine sanfte konjunkturelle Landung einzupreisen, womit sie möglicherweise sowohl die Aufwärts- als auch die Abwärtsrisiken unterschätzen." Mit attraktiven Bewertungen und Renditen, die noch immer nahe den 15-Jahres-Hochs lägen, böten die festverzinslichen Märkte eine Reihe von Chancen, die über das Potenzial verfügten, diverse makroökonomische Szenarien zu bewältigen.

"Auch erkennen wir ungewöhnlich attraktive Chancen in aller Welt, die über das Potenzial verfügen, US-Anleihen aufgrund ihrer größeren konjunkturellen Abwärtsrisiken in den Schatten zu stellen", so Wilding und Balls. "Während wir den Fokus auf die liquideren entwickelten Märkte richten, die mit attraktiven Renditen aufwarten, werden wir auch darauf bedacht sein, festverzinsliches Wertpotenzial auf den Schwellenmärkten zu erschließen."

Auch wenn Festgelder eine attraktive Verzinsung böten, könnten Anleger etwas verpassen, wenn sie zu lange in Cash investiert blieben. Wie die Anleihenmarkt-Rally vom Jahresende 2023 veranschauliche, könnten Anleger mittels erstklassiger mittelfristiger Anleihen eine attraktivere Gesamtrendite erzielen, ohne die höheren Zinsrisiken von Anleihen mit langer Laufzeit in Kauf zu nehmen.