WERTBERICHTIGT

Zocken mit Staatsgarantie

Börsen-Zeitung, 10.8.2019 Zuletzt ist es ja wieder unruhig an den Märkten geworden: Aktienkurse und Öl runter, Anleihenkurse (bis auf Italien) und Gold rauf. Dabei hat ein als absolut risikolos einzustufendes Investment - der Regulator hätte seine...

Zocken mit Staatsgarantie

Zuletzt ist es ja wieder unruhig an den Märkten geworden: Aktienkurse und Öl runter, Anleihenkurse (bis auf Italien) und Gold rauf. Dabei hat ein als absolut risikolos einzustufendes Investment – der Regulator hätte seine helle Freude daran – seit Mitte Juli alles in den Schatten gestellt. Seit ihrem Zwischentief am 12. Juli haben hundertjährige österreichische Staatsanleihen einen Ertrag von rund 26 % abgeworfen – nahezu reiner Kursgewinn. Die bisherige Jahresbilanz des im September 2017 aufgelegten und mit einem Kupon von 2,1 % ausgestatteten Bonds lässt sich mit +61 % ebenfalls sehen. Nicht schlecht für ein von der Ratingagentur mit “AA+” eingestuftes Asset, das noch eine Rendite von 0,82 % abwirft. Andere Highflyer in diesem Jahr wie Gold (+17 %) oder der griechische Aktienmarkt (+37 %) halten da nicht mit. Was kümmert schon ein Fälligkeitsdatum 2117, wenn heute auch schon wieder die Zentralbank als potenzieller Käufer Gewehr bei Fuß steht? Der Fehlanreiz, den die Niedrigzinsen für Staaten und Anleger setzen, lässt sich kaum anschaulicher als an diesem Beispiel zeigen. dm