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Zwischen den Zinsentscheiden

Bis zum EZB-Zinsentscheid hat sich der Dax in der abgelaufenen Handelswoche erneut schwach präsentiert. Danach ging es deutlich aufwärts. Der Beginn einer Herbstrally?

Zwischen den Zinsentscheiden

Ausblick

Zwischen den Zinsentscheiden

Nach EZB-Votum steht Fed-Treffen an – Experten uneins über weitere Entwicklung

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Bis zum EZB-Zinsentscheid hat sich der Dax in der abgelaufenen Handelswoche erneut schwach präsentiert. Nach der Anhebung um einen Viertelprozentpunkt ging es dann deutlich nach oben. Die Märkte feierten dabei weniger die Zinserhöhung als vielmehr die Aussicht, dass nun ein Plateau erreicht ist und weitere Erhöhungen angesichts der mauen Konjunkturlage unwahrscheinlich sind.

Ist die Konsolidierungsphase, die den Leitindex im August und September kennzeichnete, damit beendet? Für Markus Reinwand von der Helaba stehen die Chancen für eine Jahresendrally nach dem traditionell schwachen dritten Quartal nicht schlecht. Neben dem wahrscheinlichen Erreichen des Zinsgipfels nennt Reinwand auch die zuletzt besser ausgefallenen Konjunkturdaten aus China. Dass die Deflationssorgen dort kleiner werden, dürfte den Aktienmärkten weiteren Rückenwind geben.

Zudem seien deutsche Aktien aktuell äußerst moderat bewertet. Verglichen mit früheren Bärenmärkten habe sich der Dax bisher nur unterdurchschnittlich erholt. Potenzial für weitere Aufwärtsbewegungen wäre damit vorhanden. Zwar sieht Reinwand gerade mit Blick auf die Konjunktur noch viele Fragezeichen, "diese Phasen bieten allerdings erfahrungsgemäß die größten Renditechancen".

Deutlich skeptischer ist Uwe Streich von der LBBW. Sorgen bereiten ihm die deutlich angezogenen Energiepreise, von denen die Ölpreise, die zuletzt wieder Richtung 100 Dollar je Barrel anzogen, unmittelbar spürbar seien, während die ebenfalls deutlich gestiegenen Gaspreise nicht sofort auf die Inflation durchschlagen. Grundsätzlich könnten die Energiepreise für ein längeres Verharren auf dem Zinsplateau sorgen, was für die Aktienmärkte eine Bürde wäre.

Für Verwerfungen sorgte in der vergangenen Woche auch das Gerücht, dass bestimmte Staatsbedienstete in China keine iPhones mehr benutzen dürfen. Das ging zunächst zulasten des Aktienkurses von Apple, zeigt für Streich aber noch ein ganz anderes Problem: Die Entwicklung des US-Aktienmarkts hänge immer stärker von ganz wenigen Unternehmen, nämlich den "magnificent seven" (Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Tesla und Meta) ab. Dabei fällt das KGV jener sieben nach der KI-Outperformance im ersten Halbjahr mit 33,0 mehr als doppelt so hoch aus wie bei den restlichen 493 Mitgliedern des S&P 500 (14,5).

Streich sieht den KI-Hype skeptisch und entdeckt auch einige Parallelen zur Dotcom-Blase. Zwar sei es möglich, dass die zuletzt rasante Entwicklung in diesem Sektor erst am Anfang stehe und noch länger anhalte, mittel- bis langfristig hänge die klare Überbewertung der US-Größen aber wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Der Apple-Vorfall zeigt Streich neben dem Klumpenrisiko außerdem, dass der Handelsstreit zwischen China und den USA keineswegs ausgestanden ist und das Potenzial hat, die Tech-Rally auszubremsen.

Kurzfristig richten sich die Augen der Anleger nun auf die Fed, bei der Mitte der kommenden Woche der nächste Zinsentscheid ansteht. Die Kernrate der Inflation fiel in den USA zuletzt von 4,7% auf 4,3%. Eine Erhöhung wird mehrheitlich nicht erwartet, ist aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen. In England, in der Schweiz und sogar in Japan könnte hingegen noch weiter an der Zinsschraube gedreht werden.