NOTIERT IN PARIS

Arbeitgeber im Wahlkampf

Nicht nur Deutschland, auch Frankreich steht im Zeichen von Wahlen. Zwar bleibt Präsident François Hollande bis 2017 im Amt, die Frage ist aber, mit wem er über künftige Reformen verhandeln wird. Denn der französische Arbeitgeberverband Medef...

Arbeitgeber im Wahlkampf

Nicht nur Deutschland, auch Frankreich steht im Zeichen von Wahlen. Zwar bleibt Präsident François Hollande bis 2017 im Amt, die Frage ist aber, mit wem er über künftige Reformen verhandeln wird. Denn der französische Arbeitgeberverband Medef bekommt einen neuen Chef. Fünf Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Laurence Parisot. Diese wollte zunächst erneut für das Amt kandidieren und dafür die Satzung ändern lassen, beugte sich schließlich aber den dadurch ausgelösten Protesten.Der Wahlkampf der verbleibenden Kandidaten geht nun in die Endrunde. Sie mussten dem Medef-Vorstand bereits Ende vergangener Woche Rede und Antwort stehen. Die 45 Vorstandsmitglieder sollen dann am 3. Juni eine Beurteilung der Kandidaten abgeben, bevor die Mitglieder des Verbandes am 3. Juli ihren neuen Vorsitzenden wählen.Die Anhänger der Kandidaten liefern sich einen erbitterten Krieg. So schrieb Pierre Bellon, Gründer des Catering-Unternehmens Sodexo und seit 37 Jahren Mitglied des Medef-Vorstands, einen Brief, in dem er dem Omea-Telecom-Chef Geoffroy Roux de Bézieux offen seine Unterstützung aussprach. Für Pierre Gattez, den Chef des Elektronikausrüsters Radiall, dagegen fand er vor allem vernichtende Worte. Gattez, so Bellon, habe eine Sicht der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung, die der Vergangenheit angehöre.Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Wenige Tage später sprachen die französischen Versicherer, angeführt von Scor-Chef Denis Kessler, Gattez ihre Unterstützung aus. Am Montag folgte der französische Bankenverband Fédération bancaire française. Weit über 130 Unternehmenschefs unterstützen den Radiall-Chef, darunter Axa-Lenker Henri de Castries und Martin Bouygues vom gleichnamigen Mischkonzern. Geoffroy Roux de Bézieux dagegen kann auf die Unterstützung durch Bellon, Unibail-Rodamco-Chef Guillaume Poitrinal und Ex-Accor-Chef Denis Hennequin zählen.Gattez gilt inzwischen als unangefochtener Favorit. Dennoch könnte auch der Omea-Telecom-Chef noch eine Chance haben. So erwarten französische Medien, dass die anderen drei Kandidaten in den kommenden Tagen Allianzen eingehen. Die beiden Außenseiter Thibault Lanxade, Chef des Bezahlkartenanbieters Aqoba, und Hervé Lembel, der Vorsitzende der Unternehmensvereinigung Cerf, dürften sich für Roux de Bézieux aussprechen. Den Ausschlag dürfte Patrick Bernasconi geben, der letzte Kandidat. Noch ist aber unklar, wen die Bauunternehmervereinigung unterstützen wird.Während der Wahlkampf tobt, konnte die Noch-Chefin des Medef einen letzten Sieg verbuchen. Entgegen immer wiederkehrenden Versprechungen will die sozialistische Regierung nämlich darauf verzichten, die Gehälter französischer Unternehmenschefs gesetzlich zu deckeln. Während sich Parisot freute, löste die Ankündigung von Wirtschaftsminister Pierre Moscovici beim linken Flügel der sozialistischen Regierungspartei Empörung aus. Dabei hat Moscovici den Arbeitgeberverbänden immerhin das Versprechen abgerungen, dass die Chefgehälter künftig von den Aktionären abgesegnet werden. *Erfreuliche Nachrichten gab es von einem französischen Unternehmen – und das ausgerechnet von einer Fluggesellschaft. Sicher, Air Caraibes ist im Vergleich zu Air France nur ein Zwerg. Doch im Gegensatz zu anderen französischen Airlines wie Air France und Corsair hat die auf Flugverbindungen in französische Überseegebiete spezialisierte Gesellschaft seit ihrer Gründung 2003 nur ein einziges Mal rote Zahlen geschrieben, 2011. Im vergangenen Jahr verbuchte sie erneut einen Gewinn von 6,9 Mill. Euro, während ihr Umsatz um 13% auf 336 Mill. Euro stieg.Zum Erfolgsrezept der Tochtergesellschaft des Familienunternehmens Dubreuil gehören attraktive Preise für Flüge nach Martinique, Guadeloupe und anderen Destinationen in der Karibik sowie ein guter Service mit lokalen Gerichten aus den Antillen. Air Caraibes kommt bei Verbindungen von Paris zu den Antillen auf einen Marktanteil von 27,5% und zeigt, dass Fluggesellschaften auch ohne staatliche Unterstützung Geld verdienen können.