NOTIERT IN SCHANGHAI

Auf dem Mond geht noch einiges

Der erste Menschenbesuch auf dem Mond mit der im Fernsehen übertragenen Landung von Apollo 11 hat gerade sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. In China gab es damals noch keine Fernsehgeräte und mithin auch keine "Augenzeugen" in der breiten...

Auf dem Mond geht noch einiges

Der erste Menschenbesuch auf dem Mond mit der im Fernsehen übertragenen Landung von Apollo 11 hat gerade sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. In China gab es damals noch keine Fernsehgeräte und mithin auch keine “Augenzeugen” in der breiten Bevölkerung für die ersten Astronautenschritte. Aber Jubiläen müssen gefeiert werden, zumal das der Weltraumfahrt höchst aufgeschlossene chinesische Publikum sich für die Materie und die Frage begeistert, was das Reich der Mitte den Amerikanern und der National Space Administration (Nasa) voraushaben könnte.Nun gibt es einige Errungenschaften zu beklatschen. Nach gut 1 000 Tagen mit über 16 900 fleißigen Erdumrundungen ist für die chinesische Weltraumstation Tiangong 2 nach braver Erfüllung aller ihrer angedachten Aufgaben der Dienstschluss gekommen. Sie durfte beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nun ordnungsgemäß verglühen. Tiangong 2 war die erste gescheite chinesische Weltraumstation und durfte als Hotelstätte für heimische Astronauten mit bis zu 30-tägigen Aufenthalten dienen. Obwohl sie winzig klein war, hat man ihr einen relativ hohen Komfortgrad zugeschrieben. Die Gäste haben sogar eine kleine Fitnesseinrichtung vorgefunden und konnten auf dem Zimmer ihre Bluetooth-Ausrüstung nutzen, um beispielsweise Musik zu hören, wird in chinesischen Medien atemlos berichtet.Eigentlich hätte Tiangong 2 noch ein paar Jährchen weitermachen können. Bei der China Academy of Space Technology (Cast) betont man aber, dass die kontrollierte Feuerbestattung zum jetzt gewählten Zeitpunkt – da alles noch tipptopp funktioniert – als eine Vorsichtsmaßnahme gilt, mit der sich China als eine große und vor allem verantwortungsbewusste Weltraumnation profiliert. Schließlich könnte eine sogenannte Deorbitierung einer bereits fehlerhaften Station dazu führen, dass nicht vollends verglühter Weltraumschrott an unpassenden Stellen oder gar bewohnten Gegenden niedergeht. *Die Frage, ob Peking denn auch irgendwann mal den ersten chinesischen Mondspaziergang zu vollziehen gedenkt, wird bei Cast grundsätzlich mit Ja beantwortet. Aber der Zeitpunkt wird offengelassen beziehungsweise in Richtung 2035 angesiedelt. Warum die Zurückhaltung? China hat großes Interesse an der Monderkundung und Anfang dieses Jahres mit der Mondfähre Chang’e 4 einen Erfolg gefeiert. Erstmals gelang es, einen kleinen fahrbaren Untersatz auf der sogenannten dunklen – also der Erde stets abgewandten – Seite des Monds herumkutschieren zu lassen.In der Frage, ob denn nun Mann/Frau auf dem Mond aber ziert man sich ein wenig – entscheidend ist dies nicht. Der Chef des chinesischen Mondfahrtprogramms bei der China National Space Adminis-tration (CSNA), Wu Weren, betont, dass die chinesische Raumfahrt viel bedeutendere Ziele verfolge. Nachdem die Amerikaner signalisieren, dass sie nach 50 Jahren ein neuerliches Mondbesuchsprogramm anvisieren, will man sich in China nicht unbedingt in einen Wettstreit begeben oder gar vor Ort über den Weg laufen. US-Vizepräsident Mike Pence hatte schließlich kürzlich betont, dass die Nasa dazu angehalten wird, mit allem erdenklichen Ressourceneinsatz binnen der nächsten fünf Jahre einen neuen US-Astronautenbesuch auf dem Mond zu absolvieren. Das würde dann noch in eine eventuelle zweite Amtszeit von Präsident Donald Trump und seinem Vize fallen.Der stellvertretende CNSA-Chef Wu Yanhua verweist darauf, dass man mit den bereits fest geplanten unbemannten Erkundungsmissionen mit den Chang’e-Mondfähren bis zum Jahr 2030 vollauf beschäftigt ist. Chang’e 5 und Chang’e 6 sollen an verschiedenen Ecken des Mondes – darunter seinem “Südpol” – Material und Proben sammeln. Chang’e 7 will ein sehr umfassendes geologisches Erkundungsprogramm abfahren. Chang’e 8 schließlich soll dann mit einem 3-D-Drucker vor Ort ankommen, um eine Technologie zu testen, mit der man den Infrastrukturaufbau einer Mondsiedlung angehen könnte. Die Amerikaner wollen alle 50 Jahre mal wieder persönlich auf dem Mond Flagge zeigen, China aber ist bereits an einer permanenten Niederlassungsgründung interessiert.