Auftragsflut in der US-Industrie entfacht vorsichtigen Optimismus
Auftragsflut in der US-Industrie
Ökonomen dennoch nur vorsichtig optimistisch bezüglich der Konjunkturaussichten
det Washington
Ein kräftiger Auftragssprung für langlebige Güter schürt den verhaltenen Optimismus über die weiteren Konjunkturaussichten in den USA. Unklar ist aber, was die jüngste Auftragsflut für die weitere Entwicklung der Wirtschaft bedeutet. Die Voraussagen führender Ökonomen sind gespalten. Auch scheinen Verbraucher vor dem Hintergrund hoher Preise und eines schwächelnden, aber insgesamt stabilen Arbeitsmarkts über die weitere Richtung im Unklaren zu sein.
Wie das Census Bureau des US-Handelsministeriums berichtete, stiegen die saisonbereinigten Bestellungen im Juli verglichen mit dem Vormonat um 9,9%. Die Neuaufträge haben damit in fünf der vergangenen sechs Monate zugelegt. Erwartet hatten Ökonomen im Juli eine Zunahme um etwa 4,5%. Im Juni waren die Aufträge um 6,9% geschrumpft.
Getrieben wurden die Bestellungen allerdings von dem schwankungsanfälligen Transportsektor. Ohne diese höchst volatile Komponente gaben die Auftragseingänge gegenüber Juni sogar nach – und zwar um 0,2%. Die Kernrate, die neben Rüstungsprodukten auch Zivilflugzeuge ausklammert, lag um 0,1% unter dem Stand vom Juni. Auffallend war bei den Bestellungen die immense Kluft zwischen einzelnen Produktgruppen. So ermittelte das Census Bureau bei Transportgütern ein Plus von 34,8% und bei Investitionsgütern einen Anstieg um 34,3%.
Bei Investitionsgütern außerhalb des Rüstungssektors legten die Aufträge sogar um mehr als 40% zu. Zweistellige Zuwachsraten stellte das Ministerium auch im verarbeitenden Gewerbe und bei Militärflugzeugen fest. Dem standen hingegen Rückgänge bei Computern und elektronischen Produkten, bei Kommunikationsausrüstung und elektrischer Ausrüstung gegenüber.
Durchwachsene Signale
Folglich meinen Ökonomen, dass den Zahlen im gesamtwirtschaftlichen Kontext keine allzu große Bedeutung beigemessen werden sollte. Dass die Industrie anfällig bleibt und monatlichen Schwankungen unterliegt, das bewiesen auch die jüngsten Zahlen der Notenbank. So hatte die Fed vergangene Woche gemeldet, dass die Industrieproduktion im Juli im Vormonatsvergleich um 0,8% nachgegeben hatte. Zuvor hatte die Notenbank zwei Monate in Folge einen Anstieg der Fertigung gemeldet.
Die durchwachsenen Konjunktursignale geben auch Ökonomen Rätsel auf. Zwar äußerte Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody’s Analytics, im Interview mit der Börsen-Zeitung die Überzeugung, dass die Wirtschaft auf Kurs für eine weiche Landung sei. „Das setzt aber voraus, dass die Fed Zinssenkungen beschließen wird, wovon ich aber ausgehe“, führte Zandi aus. Weniger zuversichtlich ist Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman. Er meint, dass die Schwäche, die während der vergangenen Monate am Arbeitsmarkt zu beobachten war, auf eine Rezession hindeutet.
Unsicherheit macht sich auch unter Konsumenten breit, deren Ausgaben in den Vereinigten Staaten fast 70% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. So stieg der Index des Verbrauchervertrauens, den das Forschungsinstituts Conference Board veröffentlicht, im Juli geringfügig, nämlich von 97,8 auf 100,3 Punkte. Demnach bewerten Verbraucher ihre gegenwärtige Lage schlechter als zuvor, schätzen die Zukunftsaussichten aber etwas positiver ein.