KONTUREN DER NEUEN POLITIK IN DEN USA

Auftrieb für die Marke Trump

Mögliche Renaissance unter dem neuen Präsidenten

Auftrieb für die Marke Trump

Von Peter De Thier, WashingtonSeit über 30 Jahren hat Donald Trump ein Firmenimperium ausgebaut und kultiviert, das auf bombastischen Slogans und sorgfältiger Imagepflege beruht. Nun aber wird er als erster Unternehmer ohne jegliche politische Erfahrung Präsident der Vereinigten Staaten sein. Was bedeutet dies für seinen Mischkonzern Trump Organization, der Eigentumswohnungen in den teuersten Wolkenkratzern, Luxushotels, Golfplätze und Kasinos betreibt? Formal will er sie wie auch andere Unternehmer, die als Quereinsteiger in die Politik umsatteln, einer Treuhandgesellschaft überlassen. Er behauptet, damit Interessenkonflikte vermeiden zu können. Alles hat seinen HakenWie bei Trump fast immer der Fall zu sein scheint, sind aber jedes Entgegenkommen und jede Konzession mit einem Haken versehen. Den sogenannten “blind trust” sollen nämlich seine drei ältesten Kinder verwalten, die fraglos auch die geschäftlichen Interessen ihres Vaters im Auge behalten werden. Rein juristisch scheint die Konstruktion Hand und Fuß zu haben. Dennoch meinen Kritiker, der Immobilienunternehmer habe nicht nur am Wahlabend bei mehr als 50 Millionen Amerikanern, die ihm ihre Stimme schenkten, Augenwischerei betrieben. Obendrein sei es ihm gelungen, eine Gesetzeslücke auszunutzen, die es dem künftigen Präsidenten ermöglichen wird, nicht nur für neue Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum zu kämpfen, sondern ebenso bei der Trump Organization aktiv auf das Tagesgeschäft Einfluss zu nehmen.Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Deutlich unterschätzt hatte der neu gewählte Präsident nämlich während des Wahlkampfs die verheerenden Folgen seiner politischen Kampagne für den Markennamen. In Luxushotels mit dem Namen Trump, die einst begehrte Urlaubsdestinationen waren, standen tausende von Zimmern leer. Wo der Unternehmer früher stolz behauptete, allein wegen des Namens Gästen deutlich höhere Preise abverlangen zu können, waren bis zur Wahlnacht Nachlässe um mehr als 200 Dollar pro Nacht keine Seltenheit. Wartezeiten auf seinen prestigereichen Golfplätzen gehörten der Vergangenheit an, und Besitzer der “Trump Place”-Eigentumswohnungen in New York wollten durchsetzen, dass sein Name von dem Hochhaus verschwindet. Sie befürchteten einen erheblichen Wertverlust ihrer teuer erworbenen Immobilien. Verkannt hatte der Tausendsassa, dass die zahlreichen Hasstiraden und krassen Beleidigungen ganzer Wählergruppen, von Latinos, Schwarzen und Muslimen bis hin zu Frauen, der Marke Trump unermesslichen Schaden zugefügt hatten.Die monetären Folgen des Wahlkampfs für seine Geschäfte zu quantifizieren, ist deswegen schwierig, weil seine Firmen sich hinsichtlich der Unternehmensfinanzen in Schweigen hüllen. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Foursquare Media sind allerdings Buchungen bei Trump Hotels, Kasinos und Golfplätzen seit September vergangenen Jahres bis zum Wahlabend um 19 % zurückgegangen. Besonders stark hat der Markenname bei “Millennials”, also jüngeren Kunden eingebüßt, die 60 % weniger Zimmer in den Luxusherbergen des Kandidaten reservierten. Stellvertretend für den Popularitätsverlust war das Schicksal des gerade im September in Washington eröffneten Hotelkomplexes Trump International. Vor dem Hotel kam es zu Boykottaufrufen. Zahlreiche der in der US-Hauptstadt ansässigen internationalen Organisationen und Botschaften weigerten sich, das Hotel für anreisende Delegationen zu buchen. Ewiges Stehaufmännchen”Sein Name hatte kommerziellen Wert, weil er mit Prestige, Erfolg und Leistung in Verbindung gebracht wurde”, sagt Sam Hornsby von dem Markenberatungsunternehmen Flamingo Group, “nicht etwa mit Skandalen, Vorurteilen und Niederlagen.” Nun aber folgte auf eine Serie von Niederlagen der größte aller Erfolge, nämlich die Wahl ins mächtigste Amt der Welt. Trump war schon immer stolz darauf, ein unverwüstliches Stehaufmännchen zu sein. Durchaus denkbar ist, dass auch der Markenname nun eine Renaissance erleben wird. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. Führende Banken und Finanzdienstleister sowie deren Lobbyisten, die dem Kandidaten den Rücken gekehrt hatten, suchen nun den Kontakt und hoffen natürlich, in der neuen “Trump Administration” ein Wörtchen mitreden zu können. Vor allem, was die Zukunft der Finanzmarktregulierung angeht. Wer weiß, vielleicht schlafen die Wall Street Banker ja auch wieder in den Hotels des 45. Präsidenten.