BA-Verwaltungsrat schasst Vorstand Holsboer
Von Alexandra Baude, FrankfurtDie Arbeitgeberseite im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat sich am Freitag durchgesetzt: Vorstand Valerie Holsboer (42) muss vorzeitig ihren Posten räumen. Ihr Fünfjahresvertrag läuft eigentlich erst im Frühjahr 2022 aus. Dem Votum muss die Bundesregierung noch zustimmen, was aber erwartet wird. Die Abberufung der ersten und einzigen Frau im dreiköpfigen BA-Vorstand hat sich abgezeichnet, nachdem seit Anfang Juni Berichte die Runde machten, dass Teile des Verwaltungsrates mit der Arbeit von Holsboer unzufrieden seien und ihr auch mangelnde Kompetenz vorwarfen.Über die Nachfolge will der Verwaltungsrat, der zu gleichen Teilen aus Vertretern der Arbeitgeber, Gewerkschaften und des Staates besteht, im Herbst entscheiden. Zeitungsberichten zufolge könnte der Vorstandsbereich Finanzen und Personal an Christiane Schönefeld gehen. Die Juristin, die am Donnerstag ihren 62. Geburtstag feierte, ist seit 2004 Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der BA.An der Abberufung der gebürtigen Münchnerin ist einiges ungewöhnlich. So ist es das erste Mal, dass ein BA-Vorstand seinen Posten aus nicht offensichtlichen Gründen räumen muss. Zudem ist es erst die zweite vorzeitige Absetzung nach der von Florian Gerster, der 2004 über umstrittene Beraterverträge gestolpert war. Zudem kann sie nicht ganz so führungsschwach und inkompetent gewesen sein, wie ihr vorgeworfen wird, da sie von Mitarbeiten gelobt wird: “Seit sie da ist, erleben wir vieles besser und funktionierender als vorher”, sagt einer im Interview. Bis Freitagnachmittag hatte auch die von Behördenmitarbeitern gestartete Online-Petition “Holsboer muss bleiben” 1 418 Unterstützer. In der Petitionsbegründung heißt es, Holsboer sei eine “hochkompetente, führungsstarke, inspirierende und anpackende Vorstandsfrau”. Zudem wurde sie erst zur Wochenmitte vom Personalmagazin als einer der “40 führenden HR-Köpfe 2019” in der Kategorie “Manager” geehrt.Ausgerechnet Holsboers Ziehvater und Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat, Peter Clever, der sie ins Amt gebracht hatte, hat wohl ihre Abberufung betrieben. Berichten zufolge hat sich das Verhältnis zwischen ihm und Holsboer kurz nach Amtsantritt im April 2017 eingetrübt – sie sei ihm gegenüber nicht loyal gewesen, habe nicht wie erhofft im Vorstand arbeitgeberfreundlich agiert und auch kein Gegengewicht zu Behördenchef Detlef Scheele (SPD) gebildet. Zudem wird Holsboer vorgeworfen, sie habe sich zu wenig in Personalmanagement und Finanzfragen eingearbeitet. Auch könnte der Kulturwandel, den die verheiratete Mutter einer Tochter angestoßen hat, nicht goutiert worden sein – statt der bisher strikt hierarchisch organisierten Behörde sollte es moderner, transparenter und effizienter zugehen, bestehende Machtstrukturen aufgebrochen werden.Clever sprach nach der turnusgemäßen Verwaltungsratssitzung vom “Schlusspunkt eines leider notwendig gewordenen Konflikts”. Verwaltungsratsvorsitzende Annelie Buntenbach betonte das “unwiderruflich zerrüttete Vertrauen” der Arbeitgebergruppe in das von ihr vorgeschlagene Vorstandsmitglied, weswegen “keine tragfähige Grundlage für die weitere Arbeit des Vorstandes mehr gegeben” sei. Einzig Elisabeth Neifer-Porsch, Sprecherin der Vertreter der öffentlichen Körperschaften, nannte die Entwicklung bedauerlich und dankte Holsboer für die gute Zusammenarbeit.