Geldpolitik

Bank of England gibt ordentlich Gas

Die Bank of England hat den Leitzins um 50 Basispunkte auf 5,0% angehoben. Es war die 13. Erhöhung in Folge. Die rasante Straffung seit Dezember 2021 konnte jedoch nicht verhindern, dass die Kerninflation im Mai auf den höchsten Stand seit gut 30 Jahren stieg.

Bank of England gibt ordentlich Gas

Bank of England gibt ordentlich Gas

Leitzins um 50 Basispunkte auf 5,0 Prozent erhöht – Alle Zeichen deuten auf weitere Straffung hin

Die Bank of England hat den Leitzins um 50 Basispunkte auf 5,0% angehoben. Es war die 13. Erhöhung in Folge. Die rasante Straffung seit Dezember 2021 konnte jedoch nicht verhindern, dass die Kerninflation im Mai auf den höchsten Stand seit gut 30 Jahren stieg. Für britische Hypothekenschuldner wird es ungemütlich.

hip London

Die Bank of England hat noch einmal ordentlich Gas gegeben, bevor sie sich in die Sommerpause verabschiedet. Das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) der Notenbank stimmte für einen Zinsschritt von 50 Basispunkten auf 5,0%, nachdem die Kerninflation im Mai auf den höchsten Stand seit März 1992 gestiegen war. Es war der 13. Zinsschritt in Folge. Im November 2021 hatte der Leitzins noch bei 0,10% gelegen. Die Entscheidung fiel nicht einstimmig, sondern 7:2. Die unabhängigen MPC-Mitglieder Swati Dhingra und Silvana Tenreyro sprachen sich für eine Zinspause aus. “Es wird wahrscheinlich längere Zeit dauern, die Zweitrundeneffekte bei der heimischen Preis- und Lohnentwicklung, die durch externe Kostenschocks hervorgerufen wurden, rückgängig zu machen, als ihre Entstehung in Anspruch genommen hat”, wird die Mehrheitsmeinung im Protokoll der MPC-Sitzung zitiert. Tenreyro, deren Amtszeit sich dem Ende zuneigt, und Dhingra verwiesen dagegen darauf, dass ein wesentlicher Teil der Folgen der bisherigen Zinsschritte wegen der zeitlichen Verzögerung der Auswirkungen geldpolitischer Maßnahmen noch nicht spürbar geworden sei. Frühindikatoren deuteten auf wesentliche Lohn- und Preisrückgänge hin. Die Mehrheit konnte das nicht überzeugen: Einige Indikatoren für die künftige Lohn- und Preisentwicklung hätten sich zwar abgeschwächt, doch seien ihre Eigenschaften als Frühindikatoren noch nie in einer vergleichbaren Phase hoher Inflation getestet worden, argumentierten die Vertreter der Bank. Das von ihr regelmäßig befragte Panel wirtschaftlicher Entscheider geht davon aus, dass sich der Preisauftrieb ihrer eigenen Produkte in den kommenden zwölf Monaten um 2 Prozentpunkte verlangsamen wird (siehe Grafik).

“Stillschweigendes Eingeständnis”

“Das ist nicht gerade ein Triumph der Geldpolitik”, sagte Henry Cook, der für Großbritannien zuständige Volkswirt der japanischen Finanzgruppe MUFG. Er verwies dabei darauf, dass die Bank of England im März auf kleinere Zinsschritte (25 Basispunkte) umschwenkte. “Die Entscheidung, zu einer größeren Schrittweite zurückzukehren, ist ein stillschweigendes Eingeständnis, dass die geldpolitischen Entscheider die Inflation nicht verstanden haben”, sagte Cook. Überraschend kam das alles nicht. Am Markt wurde nach den Inflationsdaten vom Vortag bereits mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten gerechnet. Zuvor waren die von Bloomberg befragten Volkswirte unisono von einer Erhöhung um 25 Basispunkte ausgegangen. Mittlerweile wird erwartet, dass der Leitzins bis auf 6% steigen könnte, bevor es zu einer Zinspause wie in den Vereinigten Staaten kommt. Tenreyro wird an der Sitzung am 3. August nicht mehr teilnehmen. Das Komitee verliert damit das Mitglied, das sich stets am stärksten gegen einen strafferen Kurs ausgesprochen hatte. Megan Greene, die Chefvolkswirtin von Kroll, wird sie ersetzen.

Für Hypothekenschuldner wird es ungemütlich. Konnte man vor zwei Jahren noch für weniger als 2% refinanzieren, werden nun mehr als 6% gefordert. Die Monatsrate erhöht sich dadurch auf mehr als das Doppelte.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.