Bank of England gibt sich entschlossen
Bank of England gibt sich entschlossen
Notenbank hebt Leitzins erneut an – Inflationsziel wohl erst mittelfristig zu erreichen – Zinspause deutet sich nicht an
Die Bank of England hat nach der jüngsten Sitzung ihres geldpolitischen Komitees keine Hinweise darauf gegeben, dass schon der letzte Zinsschritt in diesem Zyklus herannahen könnte. Sie erhöhte den Leitzins das zwölfte Mal in Folge. Er liegt nun bei 4,50% und damit so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.
hip London
Die Bank of England ist auch nach der zwölften Zinserhöhung in Folge nicht zuversichtlicher geworden, die Teuerungsrate schnell in den Griff zu bekommen. Wie dem aktuellen Inflationsbericht zu entnehmen ist, geht sie nun davon aus, dass die Verbraucherpreise im Dezember nur noch um 5,1% steigen werden. Damit hätte sich der Preisauftrieb im Vergleich zum März fast halbiert. Doch hatten die Zentralbankökonomen im Februar noch mit einer Abschwächung der Inflation auf 3,9% gerechnet. Seitdem hat sowohl die Preis- als auch die Lohnentwicklung die Markterwartungen übertroffen. Die von der Bank of England im Herbst vergangenen Jahres prognostizierte lange Rezession blieb aus. „Die Wirtschaft entwickelt sich ein bisschen besser, als wir dachten“, gab Notenbankchef Andrew Bailey zu. Statt mit einer Schrumpfung rechnet man in der Threadneedle Street nun mit etwas Wachstum (0,2%) im laufenden und kommenden Quartal, zumindest wenn man die Auswirkungen der nicht enden wollenden Streiks im öffentlichen Dienst und des zusätzlichen Feiertags zur Krönung von Charles III. unberücksichtigt lässt.

Das Inflationsziel von 2,0% wird immer mehr zu einem mittelfristigen Ziel. Vor allem bei Lebensmitteln erweist sich die Teuerung als unerwartet hartnäckig. Für das zweite Quartal 2024 rechnet die Notenbank immer noch mit einer Teuerung von 3,4%. „Trotz großer Aufwärtsrevisionen von Verbraucherpreisentwicklung und Wachstum ist das Monetary Policy Committee (MPC) nicht zuversichtlicher geworden, die Inflation wieder auf ihren Zielwert zurückzuführen“, kommentierte Sanjay Raja, der für Großbritannien zuständige Volkswirt der Deutschen Bank.
Weitere Straffung möglich
Kein Wunder also, dass die Geldpolitiker die Zügel nicht so schnell lockern wollen. Sie stimmten mit 7:2 für eine Anhebung der Bank Rate um 25 Basispunkte auf nunmehr 4,50%. Lediglich die beiden unabhängigen MPC-Mitglieder Swati Dhingra und Silvana Tenreyro wollten ihn auf 4,25% belassen. Wie bereits im März heißt es im Protokoll der Sitzung, dass man Hinweise auf anhaltenden Inflationsdruck weiterhin im Auge behalten werde: „Wenn es Belege für weiter anhaltenden Druck gibt, würde eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich.“ Hinweise darauf, dass ein baldiges Ende der Zinserhöhungen ins Haus stehen könnte, gab die Notenbank keine. „Da das Risiko, dass die Inflation dauerhaft zu hoch ausfällt, noch zu groß erscheint, kann die Bank of England noch keine Position des angespannten Abwartens einnehmen“, sagte die DWS-Volkswirtin Katrin Löhken. „Sie hält zu Recht an ihrer Forward Guidance fest, dass sie noch restriktiver wird, falls die Inflationsdynamik hartnäckiger ist als erwartet.“
An der Realwirtschaft gehen die Zinserhöhungen, die sich mittlerweile auf 440 Basispunkte summieren, nicht spurlos vorbei. Wer sein Eigenheim mit einer Hypothek mit variablen Zinsen finanziert, zahlt dafür mittlerweile im Schnitt 7%. Daniele Antonucci, der Chefvolkswirt der Quintet Private Bank, geht davon aus, dass die Bank of England noch ein oder zwei Zinsschritte folgen lassen wird. Großbritannien habe offenbar ein schlimmeres Inflationsproblem als die Vereinigten Staaten, konstatierte er. Das Pfund reagierte positiv. Offenbar hatte man am Markt nicht damit gerechnet, dass sich die Bank of England derart „hawkish“ äußert.
Bailey kritisierte den Chefvolkswirt der Notenbank, Huw Pill, der den Briten vor kurzem geraten hatte, einfach zu akzeptieren, dass sie ärmer würden. „Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass Huws Wortwahl die richtige war“, sagte Bailey. „Und ich glaube, dass er mir zustimmen würde.“ Er selbst hatte im vergangenen Jahr Lohnzurückhaltung gefordert.