Ifo-Geschäftsklima

Baufirmen so mies drauf wie nie

Die deutschen Bauunternehmen sind im Februar so schlecht gelaunt wie nie. Ursache sind hohe Materialkosten, zunehmende Stornierungen, rückläufige Baugenehmigungen und eine sinkende Nachfrage. Während es in der Ifo-Umfrage keinen Hoffnungsschimmer gibt, gilt der Tiefbau unter Einkaufsmanagern als solcher.

Baufirmen so mies drauf wie nie

Baufirmen so mies drauf wie nie

Ifo-Geschäftsklima fällt auf Rekordtief – Materialkosten steigen weiter

Die deutschen Bauunternehmen sind im Februar so schlecht gelaunt wie nie. Ursache sind hohe Materialkosten, zunehmende Stornierungen, rückläufige Baugenehmigungen und eine sinkende Nachfrage. Während es in der Ifo-Umfrage keinen Hoffnungsschimmer gibt, gilt der Tiefbau unter Einkaufsmanagern als solcher.

ba Frankfurt

Die Stimmung in der deutschen Baubranche ist schlecht – besonders im Wohnungsbau. Aussicht auf eine baldige Trendwende gibt es zudem nicht. Die Stornoquote steigt, Neuaufträge sind Mangelware, die Zinsen hoch und Baumaterial ist zwar günstiger als im Vorjahr, aber immer noch teurer als 2021, dem Jahr vor der Energiekrise.

Vorheriges Tief nur einen Monat alt

Im Februar ist das Ifo-Geschäftsklima für den Wohnungsbau auf das Rekordtief von −61,9 Punkte gefallen. Der vorherige Tiefstand stammt direkt vom Januar mit −60,7 Zählern. Mehr als jedes zweite Bauunternehmen sei mit der aktuellen Lage unzufrieden und auch die Erwartungen steckten im Keller fest, teilten die Münchener Wirtschaftsforscher zu dem Ergebnis der monatlichen Umfrage mit. „Der Wohnungsbau sieht derzeit nirgendwo einen Hoffnungsschimmer“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Nicht nur, dass die Stornoquote von 17,4% auf 17,7% im Monatsvergleich zulegte, zugleich seien Baugenehmigungen für Wohnungen im Sinkflug.

Auftragsmangel nimmt zu

Gestiegen ist auch die Zahl der Firmen, die über Auftragsmangel klagen: Im Februar waren dies 56,1% der Betriebe nach 52,5% im Januar. Daher müsse vielerorts schon seit einiger Zeit die Bauaktivität heruntergefahren werden. „Einige Unternehmen versuchen mit Preissenkungen der Auftragsschwäche zumindest etwas entgegenzusetzen“, ergänzte Wohlrabe.

Lichtblick Tiefbau

Und auch der Tiefbau, zu dem etwa der staatlich dominierte Straßenbau gehört, befindet sich dem Ifo zufolge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wenn auch nicht so stark wie der Hochbau. Die Urteile zur aktuellen Lage sind leicht positiv, wohingegen der Blick auf die kommenden Monate sehr pessimistisch ausfällt. Hier berichten 23,5% der Unternehmen über mangelnde Aufträge.

Bei der Hamburg Commercial Bank, die die Einkaufsmanagerumfrage für den Bau sponsert, gilt der Tiefbau als Silberstreif am Horizont, da „die Aktivität im Vergleich zu Januar mehr oder weniger gleich geblieben ist, anstatt den starken Rückgang der letzten fünf Monate fortzusetzen“. Der Wohnungsbau hingegen sei nach wie vor der Haupttreiber der Rezession im Baugewerbe, gefolgt vom gewerblichen Bau. Im Februar schwächten sich die Rückgänge bei Bautätigkeit, Neuaufträgen und Beschäftigung jeweils ab. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) legte um 2,8 auf 39,1 Punkte zu, notiert damit aber weiter unter der neutralen Marke von 50 Punkten. Werte unter dieser Schwelle signalisieren ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivität. Dass sich die Einkaufspreise erneut erhöhten, wird mit Lieferengpässen, Verzögerungen, der gestiegenen Lkw-Maut sowie der allgemein hohen Inflation erklärt.

Holz und Stahl etwas günstiger

Obwohl im vergangenen Jahr Baumaterialien aus Holz wie Dachlatten und aus Stahl wie Betonstahl in Stäben im Jahresvergleich günstiger geworden sind, gab es laut dem Statistischen Bundesamt durchweg bei allen mineralischen Baustoffen Preissteigerungen, etwa bei Zement (+32,3% zum Vorjahr) oder Frischbeton (+24,9%). Moderater legten die Preise bei Baubedarfsartikeln aus Kunststoff zu: Badewannen oder Waschbecken verteuerten sich um 7,5%, Fenster- oder Türverkleidungen um 4,2%.

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