Ifo-Studie

Bayern fällt bei Export und Produktion zurück

Bayern ist zum Netto-Importeur geworden – seit 2019 werden mehr Waren ein- als ausgeführt. Der Trend wird laut Ifo wohl bleiben. Bei den Dienstleistungen und der Industrieproduktion sieht es nicht besser aus.

Bayern fällt bei Export und Produktion zurück

Bayern fährt Exportdefizite ein

ba Frankfurt

Bayern fährt laut einer Ifo-Studie seit 2019 Exportdefizite ein – und dieser Trend wird wohl dauerhaft bleiben. Kräftige Exportüberschüsse als Ausdruck der wirtschaftlichen Stärke würden der Vergangenheit angehören, heißt es bei den Münchener Wirtschaftsforschern. "Das Bundesland muss sich damit von einem wesentlichen Markenzeichen seines rasanten Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegszeit verabschieden." Auch wegen der hohen Energiepreise sei das Exportdefizit bis zum Jahr 2022 auf einen Jahreswert von 34,2 Mrd. Euro gestiegen. Bis einschließlich November betrage das Defizit im Güterhandel im vergangenen Jahr 9,5 Mrd. Euro. „Zwar sind Exportüberschüsse oder -defizite für sich genommen weder gut noch schlecht. Aber hohe Exporte sind ein Ausdruck von Wettbewerbsfähigkeit und dafür, dass Güter ‚Made in Bavaria‘ gefragt sind“, sagt Ifo-Experte Oliver Falck.

Ebenso wie in Deutschland fällt auch im Bundesland Bayern die Industrieproduktion seit dem Jahr 2018 zurück. Im selben Zeitraum haben laut Ifo andere Länder wie Österreich und der Euroraum teils Zuwächse verzeichnet. Auf niedrigem Niveau sind auch die Anlageinvestitionen. „Das sind deutliche Anzeichen für Belastungen am Industriestandort Bayern: Zu diesen gehören fehlende Fachkräfte, hohe Energiepreise und Defizite bei der Digitalisierung. Besonders betroffen sind die Automobilbranche und die chemische Industrie.“

Als Erklärung für die Industrieschwäche in Bayern benennt Falck auch Hemmnisse im freien Welthandel und Subventionsprogramme im Ausland. Diese Faktoren würden Produktionsverlagerungen bayerischer Hersteller nach Asien und in die USA ebenfalls beschleunigen. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, die die Studie in Auftrag gegeben hatte, mahnt vor einer anstehenden tiefgehenden Anpassung: „Der strukturelle Wandel ist voll im Gange.“ Politik und Wirtschaft sollten das Beste aus ihm machen, ihn offensiv und schöpferisch annehmen. Die Hightech-Agenda Bayern sei eine richtige und wichtige Antwort. „Die Grundausrichtung muss heißen: auf Forschung und Entwicklung setzen, auf Automatisierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz“, so Gößl. Seine Forderungen: Rückenwind durch steuerliche Anreize für Investitionen, weniger Bürokratie, schnelle Genehmigungen, moderne Infrastruktur, sichere Energieversorgung sowie erstklassige Aus- und Weiterbildung und die Stärkung des Welthandels mit neuen Freihandelsabkommen, um bestehende Hemmnisse abzubauen und die nötige Diversifizierung voranzutreiben. Der IHK-Chef verweist auch auf das große Potenzial der bayerischen Wirtschaft im Dienstleistungsexport, insbesondere bei digitalen Dienstleistungen. Allerdings ist laut Ifo-Analyse Bayern auch bei Dienstleistungen ein Netto-Importeur.

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