Deutschland

Bundesbank zeichnet trübes Konjunkturbild

Deutschland gilt wirtschaftlich derzeit wieder als "kranker Mann" Europas – oder sogar der Welt. Diese Woche geben wichtige Indikatoren mehr Aufschluss über die Lage. Die Bundesbank sieht die Lage nicht allzu rosig.

Bundesbank zeichnet trübes Konjunkturbild

Bundesbank zeichnet trübes Konjunkturbild

"Wirtschaft weiter in einer Schwächephase" – Fiskalpolitik nicht lockern

ms Frankfurt

Unmittelbar vor der Veröffentlichung wichtiger und mit Spannung erwarteter Konjunkturindikatoren hat die Bundesbank ein eher düsteres Bild für die Wirtschaft in Deutschland gezeichnet. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter in einer Schwächephase“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht August. Für das dritte Quartal rechnet die Bundesbank nun damit, dass die Wirtschaftsleistung erneut weitgehend stagnieren wird. Zugleich warnt sie aber dennoch davor, den fiskalpolitischen Kurs zu lockern.

In Europa, aber auch weltweit wird derzeit mit großer Sorge auf die größte Volkswirtschaft im Euroraum geschaut. Prognosen zufolge könnte Deutschland in diesem Jahr das einzige Land im Kreis der sieben führenden Industrienationen (G7) sein, dessen Wirtschaftsleistung schrumpft. Mitunter gilt Deutschland schon wieder als „kranker Mann“ Europas oder sogar der Welt. Das hat auch eine hitzige Debatte über die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung und Streit in der Ampel entfacht. In dieser Woche geben nun Einkaufsmanagerumfragen und das Geschäftsklima des Ifo-Instituts neue Signale zur Konjunkturlage.

Laut Bundesbank lastet vor allem die schwache Auslandsnachfrage auf der Industrie. Gegenwind für die Wirtschaft kommt demnach zudem von den gestiegenen Finanzierungskosten. Diese drückten die Nachfrage nach Bauleistungen und Investitionsgütern und bremsten die Kreditvergabe, so die Bundesbank. Auf der anderen Seite ständen der noch schwächeren realwirtschaftlichen Entwicklung aber das weiterhin hohe Auftragspolster in Teilen von Industrie und Bau und nachlassende Lieferengpässe entgegen. „Rückenwind erhielt die Wirtschaft auch von dem soliden Arbeitsmarkt“, heißt es in dem Bericht. Da die Löhne weiter kräftig stiegen und die Inflation nicht mehr ganz so hoch gewesen sei, erhole sich der private Konsum wohl etwas.

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„Im dritten Quartal 2023 wird die deutsche Wirtschaftsleistung wohl erneut weitgehend unverändert bleiben“, schreibt die Bundesbank. Im zweiten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung laut der Schnellschätzung des Statistischen Bundesamts stagniert, nachdem sie im Winterhalbjahr zurückgegangen war. Nachdem die Daten für Juni aber mehrheitlich negativ ausgefallen sind, rechnen Ökonomen inzwischen auch mit einer Abwärtsrevision für das zweite Quartal, und zwar auf −0,2%. Am Freitag legt Destatis die Details vor.

Was die Inflation betrifft, geht die Bundesbank nach wie vor davon aus, dass diese im Jahresverlauf weiter sinken wird – vor allem wegen günstigerer Energiepreise. Dagegen bleibe das Lohnwachstum voraussichtlich auch über den Jahreswechsel hinaus kräftig. "Dies ist ein wesentlicher Grund, weshalb die Inflationsrate noch über längere Zeit oberhalb von 2% verharren dürfte", so die Bundesbank. Gestiegene Inflationserwartungen sowie möglicherweise erneut auftretende Energiepreisschocks würden zudem Aufwärtsrisiken für den Preisausblick bergen.

Wegen der hohen Inflationsraten mahnt die Bundesbank eine solide Finanzpolitik an. "Angesichts der hohen Inflation wäre es aus stabilitätspolitischer Sicht angemessen, keine weiteren defiziterhöhenden Maßnahmen zu beschließen. Sonst müsste die Geldpolitik noch stärker straffen, um ihr Inflationsziel zu erreichen." Für die Fiskalpolitik folge daraus beispielsweise auch, die frei werdenden Mittel bei den Energiehilfen nicht anderweitig zu verplanen. Wichtige politische Vorhaben müssten wenn unmittelbar gegenfinanziert werden.

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