China wächst stabiler als erwartet

BIP legt erneut um 6,4 Prozent zu - Abkühlungstrend unterbrochen - Industrieproduktion schnellt hoch

China wächst stabiler als erwartet

Chinas Wirtschaft hat im ersten Quartal ein unverändertes Wachstumstempo mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,4 % hingelegt. Der Seitwärtstrend gilt als positive Überraschung, nachdem die Experten bislang einhellig mit einer fortgesetzten Abkühlung der chinesischen Konjunktur gerechnet hatten. Nun aber zeichnet sich eine Stabilisierung der Wirtschaft ab, wobei vor allem ein Anziehen der Industrieproduktion und eine Belebung der Einzelhandelsumsätze Hoffnung machen. nh Schanghai – Mannigfaltige Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung in den vergangenen Monaten scheinen erste Wirkung zu zeigen. Mit einem BIP-Wachstum von 6,4 % ist die im vergangenen Jahr immer deutlicher vorangeschrittene Abkühlung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nun erst einmal aufgehalten worden. Bislang hatten die Experten erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft gerechnet. Für das erste Quartal war das Gros der Analysten von einer weiteren Entschleunigung des BIP-Wachstums auf 6,3 % ausgegangen.Wie die am Mittwoch vom Pekinger Statistikbüro publizierten monatlichen Leistungsdaten zeigen, ist es zu einem überraschenden Dynamikschub im verarbeitenden Gewerbe gekommen. So schnellte das Wachstum der Industrieproduktion im März um 8,5 % in die Höhe, nachdem man im Februar nur auf ein Plus von 5,3 % gekommen war. Bei den Analysten hatte man nur mit einem verhaltenen Anstieg des Outputwachstums auf 5,9 % gerechnet. Insbesondere in der Schwerindustrie bei Baustoffen wie Stahl und Zement sowie im Maschinenbau ist es zu einem kräftigen Aufschwung gekommen.Saisonale Faktoren im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest bedingen in der Regel, dass sich die Industrieproduktion im März nach einer länglichen Feiertagspause, die in den Januar oder Februar fallen kann, wieder kräftigt. Nur mit saisonalen Faktoren lässt sich der jüngste kräftige Anstieg allerdings nicht erklären. Zusätzlich scheint sich eine positive Stimmungswende im verarbeitenden Gewerbe bemerkbar zu machen, die sich im März bereits auf Ebene von Einkaufsmanagerindizes abgezeichnet hatte. Günstiges HandelsklimaDabei scheinen die verbesserten Aussichten auf eine Schlichtung des Handelsstreits zwischen China und USA und dem noch im Frühjahr möglichen Abschluss einer großen bilateralen Handelsvereinbarung positiv abzufärben. Zuletzt hatte man im März auch einen unerwartet kräftigen Schub bei chinesischen Exporten erlebt.Begleitend sieht man Anzeichen für eine Belebung der Konsumkonjunktur, nachdem sich Chinas Verbraucher seit Jahresmitte 2018 unter dem Eindruck des Handelskonflikts vor allem bei größeren Anschaffungen stark zurückgehalten hatten. Die chinesischen Einzelhandelsumsätze wuchsen im März um 8,7 % und damit nach 8,2 % im Februar mit einer wieder ansehnlicheren Rate, liegen aber noch deutlich unter der langfristigen Trendrate von etwa 10 %.Zuletzt wieder etwas angekurbelte Wohnimmobilienverkäufe tragen zu einer Absatzbelebung bei Haushaltsräten, Möbeln und Baumaterialien bei. Mehr Verkaufsschwung sieht man vor allem bei Haushaltsgeräten. Chinas riesiger Automarkt, der zuletzt schwer aus dem Tritt gekommen ist, hat sich zwar noch nicht wieder belebt, Absatzzahlen für Pkw wiesen zuletzt aber bereits deutlich geringere Schrumpfungsraten auf und dürften in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen.Für eine anstehende Stabilisierung der Wirtschaft steht auch eine Festigung des im vergangenen Jahr stark zurückgekommenen Wachstumstrends bei den Anlageinvestitionen. Diese sind in den ersten drei Monaten 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,3 % gewachsen, nachdem im vergangenen Jahr erstmals seit den neunziger Jahren ein Wachstum knapp unterhalb der 6-Prozent-Marke vorlag. Hier machen sich eine Reihe von Stimulierungsmaßnahmen mit der Anregung von Infrastrukturprogrammen und einer kräftigen Ausweitung der Finanzierungsspielräume von Lokalregierungen via Anleiheprogrammen bemerkbar. Der Genehmigungsrahmen für Kommunalbonds wurde um fast 60 % auf 2,2 Bill. Yuan (rd. 290 Mrd. Euro) ausgeweitet.