Chinas Außenhandel überrascht
nh Schanghai
Chinas neue Außenhandelsdaten zeigen ein überraschend kräftiges Wachstum der Exporte wie auch Importe an und bieten damit ein willkommenes Kontrastprogramm zu jüngsten Schwächesignalen an der chinesischen Konjunkturfront. Nach Angaben der Pekinger Zollbehörden kletterten die Ausfuhren der weltgrößten Exportnation im August um 25,6% gegenüber Vorjahresmonat, nachdem man im Juli auf ein Plus von gut 19% gekommen war. Die Konsensschätzung der Analysten war indes auf ein gedrosseltes Wachstumstempo bei circa 17% hinausgelaufen, wobei verringerte Basiseffekte im Abgleich mit den von der Corona-Pandemie beeinflussten Vorjahreswerten im Fokus waren.
Tatsächlich wurde mit einem chinesischen Ausfuhrwert von zuletzt gut 294 Mrd. Dollar ein neuer Monatsrekord aufgestellt. Ähnlich dynamisch entwickelte sich das Importgeschäft. So kletterten Chinas Einfuhren im August um 33% auf 236 Mrd. Dollar, was ebenfalls einen neuen monatlichen Spitzenwert bedeutet. Unter dem Strich verbleibt damit ein weiterhin hoher Handelssaldo von gut 58 Mrd. Dollar.
Geringer Ningbo-Effekt
Die von einer weiterhin äußerst robusten globalen Nachfrage beflügelte Außenhandelsperformance gilt insofern als überraschend, als kürzlich eingelaufene Einkaufsmanagerdaten eine klare Eintrübung im Exportsektor und einen Rückgang der Neuaufträge insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen vorweggenommen hatten. Dabei wurde befürchtet, dass zeitweilig ernste Unterbrechungen von Lieferketten im Zusammenhang mit einem erstmaligen Ausbruch der Delta-Variante des Coronavirus im Reich der Mitte das Außenhandelswachstum scharf abbremsen könnten.
Chinas Regierung hatte im Rahmen ihrer sogenannten „Nulltoleranzpolitik“ in Sachen Covid auf die erste kleine Verbreitungswelle von Ansteckungen mit der Delta-Variante mit drastischen Restriktionen und Sicherheitsmaßnahmen reagiert und dabei auch temporäre Sperren von Fracht-Terminals an wichtigen See- und Lufthäfen verordnet. Dabei sorgte insbesondere eine partielle Schließung von Terminals in der südostchinesischen Hafenstadt Ningbo, einem der weltweit größten Knotenpunkte für die Containerschifffahrt, für einige Unruhe. Die dadurch entstandenen Engpässe haben zwar zu weiteren Frachtkostenverteuerungen geführt, aber das Verschiffungsvolumen nicht wesentlich beeinflusst.
China-Ökonomen sehen nun mit mehr Zuversicht der Außenhandelsentwicklung im weiteren Jahresverlauf entgegen, zumal das angelaufene Weihnachtsgeschäft eine höhere Nachfrage nach chinesischen Gütern im Vergleich zur Vorjahressaison vermuten lässt. Allerdings geben die Experten zu bedenken, dass Chinas Exportindustrie von zunehmend verschärften Kapazitätsengpässen in der internationalen Frachtschifffahrt beeinträchtigt werden könnte.