Konjunktur

Chinas Exporte brechen um mehr als zwölf Prozent ein

Die verhaltene Weltkonjunktur wegen hoher Inflation und steigender Leitzinsen, aber auch die schwache Binnenkonjunktur hat Chinas Exporte und Importe zurückgeworfen. Jetzt richtet sich der Blick nach Peking, ob Konjunkturmaßnahmen ergriffen werden.

Chinas Exporte brechen um mehr als zwölf Prozent ein

Exportweltmeister China bekommt die Konjunkturflaute bei wichtigen Handelspartnern weltweit zu spüren. Die Ausfuhren der Volksrepublik fielen im Juni im Jahresvergleich um 12,4% auf rund 285 Mrd. US-Dollar (256 Mrd Euro)., wie am Donnerstag aus Daten der Zollbehörde hervorging. Das ist der größte Rückgang seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als drei Jahren. Bereits in den Vormonaten hatte sich der Außenhandel zunehmend abgekühlt. Chinas Einfuhren schrumpften um 6,8% auf rund 215 Mrd. Dollar.

Beide Zahlen fielen schwächer aus, als von Analysten erwartet. So hatten die Experten im Schnitt einen Rückgang der Ausfuhren um 9,5% und der Einfuhren um 4,0% erwartet. Kein gutes Licht auf die nächsten Monate werfen die chinesischen Importe aus Südkorea, die im Juni gar um 19% zurückgingen. Das deutet auf eine anhaltende Schwäche der chinesischen Nachfrage nach Halbleitern und anderen Bauteilen für die Herstellung elektronischer Geräte in der Volksrepublik hin. Aber auch insgesamt entwickelte sich der Binnenmarkt in China deutlich schwächer als erwartet und der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung blieb nach dem Ende der Corona-Pandemie hinter den Erwartungen weit zurück.

Die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwächelnde Inlandsnachfrage hatten die Erholung der chinesischen Wirtschaft in den den vergangenen Monaten ausgebremst. Die Regierung in Peking hat sich für dieses Jahr ein Wachstumsziel von moderaten rund 5% gesetzt, nachdem das Ziel für 2022 deutlich verfehlt worden war. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang hat seit seinem Amtsantritt im März immer wieder Maßnahmen zur Konjunkturankurbelung in Aussicht gestellt, konkrete Schritte blieben bisher aber weitgehend aus.

China-Russland-Handel deutlich ausgeweitet

In einem besonderen Handelssegment nehmen die Exporte und Importe rasant zu: der Güteraustausch zwischen China und Russland. Er ist im Juni auf den höchsten Stand seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine gestiegen. Beide Länder tauschten Waren im Wert von 20,83 Mrd. Dollar aus, wie aus den Daten des chinesischen Zolls hervorgeht. Die Importe der Volksrepublik wuchsen demnach um 15,7% auf 11,28 Mrd- Dollar und damit schneller als im Mai mit rund 10%. China kauft russisches Öl, Kohle und einige Metalle mit Preisnachlässen. Die Ausfuhren nach Russland stiegen um 90,9% auf insgesamt 9,55 Mrd. Dollar, nachdem es im Mai sogar ein Plus von 114% gegeben hatte.

Die Zollbehörde veröffentlicht keine Details dazu, welche Waren besonders nachgefragt wurden. Nach Angaben der Analyseagentur Autostat sind inzwischen sechs der zehn größten Anbieter auf dem russischen Automarkt chinesische Unternehmen wie Haval, Chery und Geely. Sie füllen das Vakuum, das westliche Firmen mit ihrem Rückzug aufgrund westlicher Sanktionen hinterlassen haben.

Chinas Präsident Xi Jinping hat erst am Montag zugesagt, die Zusammenarbeit mit Russland fortzusetzen und eine umfassende strategische Partnerschaft zu entwickeln. Der Kreml erklärte am Mittwoch, dass ein Besuch von Präsident Wladimir Putin in China auf der Tagesordnung stehe. Es sei ein guter Zeitpunkt, um die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu pflegen.