Chinas Wirtschaft zeigt noch keine Ermüdungserscheinungen

Frühindikatoren für Juli setzen robusten Trend fort - Ökonomen heben Wachstumsprognosen für 2017 leicht an

Chinas Wirtschaft zeigt noch keine Ermüdungserscheinungen

nh Schanghai – Trotz einer drückenden Hitzewelle und sich häufender Naturkatastrophen in den vergangenen Wochen scheint sich Chinas Wirtschaft auch zum Sommerbeginn auf flotten Umdrehungen zu halten. Konjunkturelle Frühindikatoren für den Juli deuten auf eine anhaltende Belebungstendenz im Industriesektor und ein wachsendes Konjunkturvertrauen bei den kleineren und mittleren Unternehmen hin. Flotte IndustrieaktivitätDer China Satellite Manufacturing Index, mit dem auf Basis von Satellitenbildern das Aktivitätsniveau an chinesischen Industriestandorten verfolgt wird, ist im Juli von 49,5 auf 50 Punkte geklettert. Eine Erhebung bei chinesischen Verkaufsmanagern des Researchhauses World Economics zeigt eine weitere deutliche Sentimentverbesserung. Hier kletterte der entsprechende Index für den Industriesektor im Juli auf ein Zweijahreshoch bei 52,8 Punkten, während man im Dienstleistungsbereich bei einem 30-Monats-Hoch liegt.Auch die im Frühjahr zu beobachtende Stimmungseintrübung im chinesischen Mittelstand scheint sich gelegt zu haben. Der zwischen April und Juni rückläufige Standard Chartered Small and Medium Enterprise Confidence Index hat den Trend durchbrochen und liegt mit 56 Punkten nun wieder deutlich im expansiven Territorium.Chinas robuster Konjunkturtrend im bisherigen Jahresverlauf lässt immer mehr Ökonomen ihre eher pessimistisch gehaltenen Prognosen für den weiteren Jahresverlauf kassieren und von einem raschen Abkühlungsszenario Abstand nehmen. Nachdem der Internationale Währungsfonds (IWF) im jüngsten World Economic Outlook die Prognose für das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Gesamtjahr 2017 von 6,6 auf 6,7 % nach oben korrigiert hat, schließen sich auch zahlreiche Analysten mit optimistischeren Wachstumseinschätzungen an. Überraschendes WachstumIn einer jüngsten Umfrage des Datenanbieters Bloomberg hat sich die Medianschätzungen von insgesamt 57 China-Analysten für das Wachstumstempo im laufenden Jahr nun ebenfalls bei 6,7 % eingependelt. Noch zu Jahresbeginn hatte der IWF der chinesischen Konjunktur nur eine Expansion um 6,5 % und damit gerade noch auf Höhe der Minimum-Zielvorgabe der chinesischen Regierung zugetraut, während das Gros der Ökonomen noch pessimistischer eingestellt war und das Wachstum eher bei 6,3 % angesiedelt hatte.Tatsächlich ist die chinesische Wirtschaft in den ersten beiden Quartalen des Jahres überraschend kräftig um jeweils 6,9 % gegenüber Vorjahr gewachsen und hat damit den seit 2012 zu beobachtenden laufenden Abkühlungstrend erstmals durchbrochen. Die erwartete Dynamisierung der Wirtschaft ist im Wesentlichen auf eine deutliche Erholung im Industriesektor bei gleichzeitiger Stabilisierung der Anlageinvestitionen zurückzuführen. Außenhandel macht FreudeIn den ersten sechs Monaten des Jahres ist Chinas Industrieoutput um 6,9 % gegenüber Vorjahr geklettert, während man in der ersten Jahreshälfte 2016 nur bei einem Plus von 6 % lag. Gleichzeitig profitiert die Wirtschaft von einem äußerst regen Außenhandel mit zweistelligem Wachstum bei Exporten und Importen, womit man sich ebenfalls positiv von 2016 abhebt, als die Außenhandelskomponente kaum zum Wirtschaftswachstum beitrug.Zwar gehen die Ökonomen davon aus, dass die Preisdämpfungsmaßnahmen und Restriktionen der chinesischen Regierung am Immobilienmarkt sich nachhaltig bremsend auf das Wirtschaftswachstum auswirken werden, doch scheint es hier einige Verzögerungen zu geben. Noch immer steigen die chinesischen Wohnimmobilienpreise, während die Immobilienverkäufe auf hohen Umdrehungen laufen. Spürbare Bremseffekte dürften sich nun frühestens im vierten Quartal einstellen. ZEW-Barometer fällt zurückIn der aktuellen Juli-Umfrage des China Economic Panel (CEP) beim Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Verbund mit der Fudan-Universität in Schanghai sieht man einen deutlichen Rückgang in den Immobilienpreiserwartungen für die meisten Regionen und dabei auch zurückgehende Erwartungen für die Konjunkturlage. Der CEP-Indikator hat sich von 9,7 Punkten im Juni nun auf – 4,1 Punkte gestellt. Im langfristigen Durchschnitt liegt das Stimmungsbarometer der vom ZEW befragten Experten bei gut 5 Punkten. Allerdings scheinen sich damit noch keine größeren Korrekturen bei den Wachstumsaussichten einzustellen.So liegt die Prognose des CEP-Panels für 2017 bei unverändert 6,7 % Wachstum in China und lässt auch für das kommende Jahr nur einen geringfügigen Tempoverlust auf dann 6,6 % Expansion erwarten. Beim IWF indes ist man langfristig etwas pessimistischer eingestellt und rechnet für das Jahr 2018 gegenwärtig nur mit 6,4 % Wachstum in China.