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Der tiefe Fall des Rodrigo Rato

ths - Der frühere spanische Wirtschaftsminister und Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds Rodrigo Rato muss seinen 70. Geburtstag hinter Gittern feiern. Der einst als Architekt des spanischen Wirtschaftsbooms anfang des Jahrhunderts...

Der tiefe Fall des Rodrigo Rato

ths – Der frühere spanische Wirtschaftsminister und Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds Rodrigo Rato muss seinen 70. Geburtstag hinter Gittern feiern. Der einst als Architekt des spanischen Wirtschaftsbooms anfang des Jahrhunderts gefeierte Politiker sitzt seit Oktober eine viereinhalbjährige Haftstrafe ab. Er wurde wegen Missbrauchs der sogenannten “schwarzen Kreditkarten” während seiner Zeit als Bankia-Vorsitzender verurteilt. Rato und Dutzende anderer ehemaliger Vorstände und Aufsichtsräte der Bank, die 2012 für mehr als 20 Mrd. Euro vom Staat gerettet werden musste, hatten sich dieser Geldmittel bedient, steuerfrei und nicht deklariert. So bezahlte er etwa an einem Tag 3 500 Euro für Alkohol in einem Club.Als Rato im Oktober in die Haftanstalt von Soto el Real bei Madrid eintrat, zeigte er sich ungewöhnlich reumütig. “Ich gestehe die Fehler ein, die ich gemacht haben kann, und möchte mich bei der Gesellschaft entschuldigen”, sagte er damals. Doch Rato muss seitdem häufig wegen anderer Verfahren gegen ihn vor Gericht aussagen, wo er seine besser bekannte arrogante Wesensart zum Vorschein brachte. Im Prozess wegen des vermeintlich trügerischen Börsengangs von Bankia 2011 schoss Rato gegen die spanische Notenbank, die seinen Worten nach im Bilde gewesen sei. Bei Bankia musste nur Monate nach dem IPO interveniert werden, und Rato wurde als Vorsitzender abgesetzt. Der damalige Ministerpräsident Mariano Rajoy habe ihn persönlich abgesägt, versicherte Rato: “Das war eine politische Entscheidung.”Rajoy und Rato waren stellvertretende Ministerpräsidenten des Konservativen José María Aznar. Trotz der wirtschaftspolitischen Erfolge Ratos wurde Rajoy 2003 überraschenderweise von Aznar zum Nachfolger erkoren. Der Wirtschaftsminister wurde mit dem Posten des IWF-Chefs vertröstet, den er aus “persönlichen Gründen” 2007 vorzeitig aufgab. Die Gerichte untersuchen auch die Privatgeschäfte Ratos der letzten Jahre.