Deutsche Exporte schüren Hoffnung
Der deutsche Außenhandel ist im März zwar gezeichnet von der schwächelnden Weltkonjunktur und den internationalen Handelsstreitigkeiten. In Verbindung mit den jüngsten Konjunkturdaten zeichnet sich aber ab, dass die Wirtschaft im ersten Quartal um 0,5 % gewachsen sein dürfte.ba Frankfurt – Die Außenhandelsdaten des ersten Quartals liefern positive Signale für das Wirtschaftswachstum. Zudem läuft die Binnenkonjunktur rund, und auch die Industrie zeigt erste zaghafte Erholungszeichen, während die Baubranche weiter boomt. Ökonomen erwarten daher, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal nun doch etwas kräftiger zugelegt hat, als Stimmungsindikatoren zeitweise signalisiert haben. Die Konsensprognose liegt bei 0,4 % Wachstum. Im dritten Quartal 2018 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erstmals seit 2015 geschrumpft – um 0,2 % -, im Schlussabschnitt reichte es noch zur Stagnation. Am 15. Mai legt das Statistische Bundesamt (Destatis) die erste Schnellschätzung vor.Traditionell werden an diesem Tag noch keine Details veröffentlicht, doch wird wohl die Industrie der Bremsklotz bleiben, auch wenn sie sich etwas erholt hat. Die Belastungsfaktoren aus dem Vorjahr, wie das neue Abgasprüfverfahren WLTP, das die Produktion im Automobilsektor gedrückt hatte, und das Niedrigwasser, das Lieferketten der chemischen und pharmazeutischen Industrie unterbrochen hatte, sind abgeklungen. Im ersten Quartal hat das verarbeitende Gewerbe den Ausstoß um 0,5 % gegenüber Vorquartal ausgeweitet. Die Auftragslage (-4,1 % im Vorquartalsvergleich) allerdings spricht dafür, dass die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten noch gedämpft bleibt, wie das Bundeswirtschaftsministerium mahnt. In den Auftragsbeständen wiederum zeigt sich dies – Stand Februar – noch nicht; bei der Reichweite vermeldet Destatis einen Rekordwert seit Beginn der Statistik im Jahr 2015.Die Binnenkonjunktur aber läuft rund. So wird erwartet, dass die Bauinvestitionen weiter als Stütze des Wachstums fungieren. 3,9 % hat die Bauproduktion gegenüber Vorquartal zugelegt, auch dank der vergleichsweise milden Witterung. Zeichen für einen gleichfalls anhaltend robusten privaten Konsum sind die Einzelhandelsumsätze, die im Startabschnitt 1,6 % auf Quartalsbasis zulegten. Garanten sind hier steigende Löhne, eine stetig zunehmende Beschäftigung und die niedrigen Zinsen.Da die Wareneinfuhren im ersten Quartal langsamer als die Exporte zugelegt haben, “dürfte das erste Quartal nicht vom Außenhandel gebremst worden sein”, wie DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle sagte. Im März wurden Waren im Wert von 118,3 Mrd. Euro ausgeführt. Damit wurde die bisherige Bestmarke vom März 2017 um gut 200 Mill. Euro übertroffen, wie Reuters einen Destatis-Sprecher zitiert. Saisonbereinigt kletterten die Exporte um 1,5 % zum Vormonat. Ökonomen hatten nach dem Minus von 1,2 % im Februar einen Rückgang von 0,3 % erwartet. Die Importe beliefen sich auf 95,6 Mrd. Euro und legten mit 0,4 % zum Vormonat etwas schwächer zu. Die Außenhandelsbilanz zeigte kalender- und saisonbereinigt einen Überschuss von 20,0 Mrd. Euro. Im ersten Quartal wurden Waren “made in Germany” im Wert von 336,1 Mrd. Euro ins Ausland verkauft – das sind 2,5 % mehr als im Jahr zuvor.”Zwar haben die vielen schlechten Nachrichten einige Bremsspuren hinterlassen, aber insgesamt hat sich der deutsche Außenhandel in einem rauen Umfeld gut geschlagen”, sagte BGA-Präsident Holger Bingmann. Die vielen Risiken für den Welthandel seien nicht zu übersehen. “Die Entwicklungen rund um das Atomabkommen mit dem Iran sind besorgniserregend. Und natürlich sitzt uns immer noch der ungeklärte Brexit im Nacken”, warnte Bingmann. Er nannte aber auch den US-chinesischen Handelskonflikt als Risikofaktor.Erst am Freitag hatten die USA Zölle auf chinesische Importe im Wert von 200 Mrd. Dollar von 10 % auf 25 % angehoben. China könnte wie schon im Juli und September 2018 extrem flott zu Gegenmaßnahmen greifen, doch angesichts von US-Ausfuhren nach China von 120 Mrd. Dollar im Jahr 2018 und US-Importen chinesischer Waren von 540 Mrd. Dollar “sitzt Washington am längeren Hebel”, wie Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, betont. Mittelfristig erwarten Experten aber, dass sich beide Seiten auf ein Handelsabkommen einigen.