ExklusivKonjunkturtableau

Deutschlands Wachstum kommt dem Euroraum nicht hinterher

Bei einem schwachen Jahresstart wird es für die deutsche Wirtschaft nicht bleiben. Auch im Gesamtjahr belasten der maue Privatkonsum und schwächelnde Investitionen, wie das Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des ZEW zeigt.

Deutschlands Wachstum kommt dem Euroraum nicht hinterher

Deutschland hinkt beim Wachstum hinterher

BIP-Prognosen im Konjunkturtableau reduziert – Euroraum wird mehr zugetraut

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Die deutsche Wirtschaft ist schwach in das laufende Jahr gestartet und wird auch im weiteren Verlauf keine großen Sprünge machen. Zuletzt haben zwar etliche Institutionen und auch die Bundesregierung ihre Wachstumsprognosen erhöht. Nachdem die harten Daten für März aber deutlich schlechter als erwartet ausgefallen sind und sich mit den Sentix-Konjunkturerwartungen das erste Stimmungsbarometer im Mai eingetrübt hat, sieht es eher danach aus, dass die bislang erhoffte Konjunkturbelebung ab dem zweiten Quartal ausbleibt. Dies zeigt auch das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Zen­trums für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW). Der Euro-Wirtschaft trauen die Auguren hingegen um einiges mehr zu. An der Preisfront wird eine fortschreitende allmähliche Entspannung erwartet – für eine Lockerung der Geldpolitik wird es allerdings nicht reichen.

Zu geringer Konsum

Zum Jahresauftakt stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hierzulande laut der ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts (Destatis). „Eine länger dauernde, allerdings eher schwach ausgeprägte Rezession ist 2023 durchaus möglich“, sagte ZEW-Experte Michael Schröder mit Blick auf die Prognosesenkung im Konjunkturtableau. Statt einer Wachstumsrate von 0,1% wie noch im Vormonat erwartet gehen die Experten nun von einer Stagnation im Gesamtjahr 2023 aus. „Dies liegt vor allem an schwächelnden Ausgaben für den privaten Konsum sowie deutlicher zurückgehenden Anlageinvestitionen auf der Seite der Unternehmen“, erklärte Schröder. „Wesentlich besser, aber immer noch nicht gut“ sehe es für das Eurogebiet aus. Das Statistikamt Eurostat hatte für das Eurogebiet ein schwaches Wachstum von 0,1% zum Vorquartal ausgewiesen. Auch hier zeigten sich die Experten skeptischer als im vergangenen Monat und haben die Voraussage für das Gesamtjahr 2023 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,7% gekappt. Im kommenden Jahr sollen die Wachstumsraten dann konvergieren, mit 1,3% in Deutschland und 1,5% im Eurogebiet.

Inflation sinkt nur langsam

Die Inflationsprognosen im Konjunkturtableau sehen sowohl für den Euroraum als auch dessen größte Volkswirtschaft sehr ähnlich aus: Die Teuerung wird zwar nachlassen, das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) wird aber auch 2024 noch nicht wieder erreicht werden. „Entsprechend sollte auch 2024 noch keine Lockerung der Geldpolitik eingeleitet werden“, sagt ZEW-Experte Schröder. In Deutschland lag die Inflationsrate bei den Verbraucherpreisen nach nationaler Berechnung im April bei 7,2%. Im März waren es noch 7,4%. Für den Jahresdurchschnitt prognostizieren die Experten wie auch im vergangenen Monat 6,0%. „Damit diese Prognose Wirklichkeit wird, müsste die Inflationsrate von Mai bis Dezember im Durchschnitt bei ungefähr 5% liegen“, betonte Schröder: „Dies bedeutet einen erheblichen Rückgang in den nächsten Monaten, ist aber keineswegs unrealistisch.“ Für 2024 wird ein weiterer Rückgang auf 2,9% im Jahresdurchschnitt vorausgesagt.

Im Euroraum dürfte die Jahresrate 2024 dann bei 2,7% liegen. Die Prognosen für den 3-Monats-Zins betragen sowohl für 2023 als auch für das Folgejahr 3,6% und liegen damit etwas höher als im Vormonat, als 3,3% für 2023 und 3,4% für 2024 vorausgesagt worden waren. Da die Prognosen für die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen unverändert bei 2,6% (2023) und 2,3% (2024) liegen, gehen die Experten von einer stärker invers werdenden Zinsstruktur aus, erklärt Schröder.

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