Standortpolitik

Die größten und aktivsten Innovationscluster in China und USA

Deutschland und Europa haben zwar ebenfalls starke Innovationscluster, doch sie rangieren mit Abstand weiter hinten in der Top-100-Liste. Die Rahmenbedingungen müssen besser werden, um den Abfluss von Forschern und Risikokapital in die Gigacluster zu stoppen.

Die größten und aktivsten Innovationscluster in China und USA

Die größten und aktivsten Innovationscluster in China und USA

Europa kann von der Zahl aber noch gut mithalten – Deutsche Top-100-Cluster in München, Berlin, Köln, Stuttgart und Frankfurt

lz Frankfurt

Standorte in China und den USA laufen anderen Innovationsstandorten zunehmend den Rang ab. Ihre Magnetwirkung für Wissenschaftler, neue Produkte und Kapital wird immer stärker. Das zeigt die globale Clusterstudie der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Die UN-Institution hat die Aktivitäten in einzelnen Regionen mit Blick auf Erfindungen, wissenschaftliche Publikationen und Finanzierung miteinander verglichen und in einer Rangliste aufgeführt.

Auf den ersten Plätzen rangieren die Regionen Shenzhen-Hong Kong in China und Tokyo-Yokohama in Japan, gefolgt von San Jose-San Francisco in USA und Beijing ebenfalls in China. Auf den Folgeplätzen finden sich Seoul, Shanghai, New York, London, Boston und Los Angeles. Paris folgt auf dem 12. Platz. Die nächste forschungs- und innovationsstärkste Region in Europa ist der WIPO zufolge dann erst Amsterdam mit Platz 22 und München auf Rang 27. Ansonsten finden sich mit Berlin (30), Köln (43), Stuttgart (54), Frankfurt (64), Heidelberg (87) und Hamburg (91) sechs weitere deutsche „Cluster“ in der Top-100-Liste.

Risikokapital entscheidend

Das 2017 ins Leben gerufene „GII-Cluster-Ranking“ der WIPO ermittelt lokale Konzentrationen von Innovationsaktivitäten anhand von drei Schlüsselkennzahlen: internationale Patentanmeldungen über den Patent Cooperation Treaty (PCT), wissenschaftliche Publikationen und – neu seit 2025 – die Anzahl der Risikokapitalgeschäfte. „Risikokapitalinvestitionen helfen dabei, zu erfassen, wie wissenschaftliches und technologisches Wissen in die Gründung von Start-ups und letztlich in neue Waren und Dienstleistungen auf dem Markt umgesetzt wird“, schreiben die Analysten der WIPO.

WIPO-Generaldirektor Daren Tang betonte bei der Vorstellung der Studie den einzigartigen Charakter von Innovationsclustern und deren Rolle für den Fortschritt. Sie bildeten das Rückgrat starker nationaler Innovationsökosysteme und würden dazu beitragen, den Weg von der Idee bis zur Markteinführung zu festigen und zu stärken. Die Einbeziehung von VC-Transaktionen in die diesjährige Übersicht „kalibriert unser Verständnis von Innovationsstärke neu“, sagte er. Die neuen Ergebnisse zeigten, welche Cluster wissenschaftliche Forschung tatsächlich auch in wirtschaftliche Ergebnisse umsetzten.

„Europa“ auf drittem Platz

Die 100 weltweit führenden Innovationscluster verteilen sich insgesamt auf 33 Volkswirtschaften. Die Länder mit den meisten Clustern sind China (24), die USA (22), Deutschland (7), Indien und das Vereinigte Königreich (jeweils 4) sowie Kanada, Japan und die Republik Korea (jeweils 3). Würde man Europa als eigene Entität betrachten, so käme die Anzahl von Clustern mit 21 nahe an die Volkswirtschaft der USA heran.

Weitere größere Innovationscluster in den Top 100 finden sich in Brasilien mit São Paulo (49), Ägypten mit Kairo (83), dem einzigen Innovationscluster Afrikas unter den globalen Top 100, Iran mit Teheran (63), Malaysia mit Kuala Lumpur (86) und seinem grenzüberschreitenden Cluster mit Singapur (16), die Türkei mit Istanbul (58) und Mexiko mit Mexiko-Stadt (79).

München enteilt

Die deutschen Innovationscluster führt München an auf Platz 37 im internationalen Ranking; mit Blick auf die Clusterintensität nimmt die Landeshauptstadt sogar Rang 16 ein. Die größten Patentaktivitäten hat WIPO bei BMW, Huawei und Siemens gemessen; und die stärksten Publikationsaktivitäten wurden bei der TU München, der LMU München und der Max-Planck-Gesellschaft registriert.

Berlin auf dem international zweiten Platz kann bei den Patenten mit der Fraunhofer-Gesellschaft, Siemens und der Biotronik SE punkten, ansonsten sind die Humboldt- vor der Freien Universität und der TU-Berlin besonders publikationsstark. Köln kann neben seinen Universitäten mit Henkel, Bayer und Covestro auftrumpfen als Patentlieferanten, Stuttgart mit Robert Bosch, Mercedes und Daimler.

Zusammenarbeit ist Trumpf

Das Frankfurter Cluster führt Merck als besonders patentstark an, gefolgt von Lenovo und Boehringer Ingelheim. Bei den Universitäten setzt sich die Uni Mainz vor der Frankfurter Goethe Universität und der TU-Darmstadt durch. Die Experten loben die deutsche Innovationsszene vor allem wegen ihrer intensiven Zusammenarbeit: Viele Forschungsaktivitäten würden nicht allein sondern über Kontakte mit anderen Clustern organisiert.


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