KfW-Gründungsmonitor

Die Gründerszene meldet sich zurück

Die Unternehmensgründer 2021 waren jünger und weiblich, die Geschäftsmodelle digitaler und internetbasierter als zuvor, wie der KfW-Gründungsmonitor zeigt. Der Coronaknick ist wettgemacht. Es ist aber nicht ausgemacht, dass es so weitergeht.

Die Gründerszene meldet sich zurück

ba Frankfurt

In Deutschland wird wieder mehr gegründet – vor allem von Frauen und Jüngeren, digital und internetbasiert. Und die Chancen stehen laut dem KfW-Gründungsmonitor gut, dass das Gründungsgeschehen auch im laufenden Jahr so hoch sein wird wie 2021. Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Unsicherheit könnten allerdings ebenso wie die Lieferkettenprobleme dazu führen, dass potenzielle Gründer „zurückhaltend und weniger risikofreudig sind“, schränkte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib ein.

Mögliche Gründende seien in diesem Jahr vielleicht weniger geneigt, eine Festanstellung aufzugeben. Auch müssten sie womöglich ihre Geschäftsmodelle neu überdenken, etwa mit Blick auf höhere Energiekosten. Andererseits könnten sich aus dieser sich verändernden Ge­samtgemengelage „natürlich auch neue Geschäftsgelegenheiten ergeben – ein Bereich, der Rückenwind erhält, ist etwa der Bereich erneuerbarer Energien“, sagte Köhler-Geib. Da sei vorstellbar, dass mehr Menschen jetzt neue Geschäftsgelegenheiten sähen.

Bereits 2021 ist der Anteil von Gründungen zur Wahrnehmung einer Geschäftsgelegenheit gestiegen – um 2 Prozentpunkte auf nunmehr 82%. Es haben der KfW zufolge also in höherem Maße Personen gegründet, die ein besonders starkes Vertrauen in ihre Gründung hatten: „Volkswirtschaftlich ist das eine gute Nachricht, weil diese Chancengründungen im Durchschnitt bestandsfester und beschäftigungsintensiver sind“. Insgesamt wagten 607000 Personen den Sprung in die Selbstständigkeit. Das sind laut KfW rund 70000 oder 13% mehr als im 2020. Der Coronaknick sei damit wieder wettgemacht, die Gründungstätigkeit wieder auf Vorkrisenniveau, erklärte Köhler-Geib.

Zudem habe die Corona-Pandemie die Schwächen traditioneller, „analoger“ Geschäftsmodelle schonungslos offengelegt. Daher seien deutlich mehr Gründungen digital und internetbasiert gewesen – die Anteile von 31% und 41% am gesamten Gründungsgeschehen seien Höchstwerte. Deutliche Verschiebungen gab es auch bei der Frage, wer gründet: 2021 waren 35% der Gründer zwischen 30 und 39 Jahre alt, im Schnitte der Jahre 2015 bis 2020 waren es 31%. Der Anteil der 18- bis 29-Jährigen kletterte nach diesem Maßstab von 33% auf 37%. Überdurchschnittlich stark ist im vergangenen dabei die Zahl der Gründerinnen gestiegen: 2021 lag ihr Anteil bei 42% nach 38% im Jahr 2020. Dem am Freitag vorgestellten Länderbericht Deutschland des „Global Entrepreneurship Monitors“ (GEM) 2021/22 zufolge belegt Deutschland mit einer Gründungsquote von 6,9% – der zweithöchsten nach dem Rekordjahr 2019 mit einer Total Early-Stage Entrepreneurial Activity (TEA) von 7,6% – Rang 23 unter den 31 teilnehmenden Ländern. Die Studie zeigt auch, dass sich an den Stärken und Schwächen Deutschlands als Gründungsstandort kaum verändern – Hemmnis bleiben das Engagement der Politik, der Jobmarkt und die schulische Gründungsausbildung.