Einkaufsmanagerindex

Dienstleister tippen Gaspedal an

Im November haben die Dienstleister etwas Schwung bekommen. Im Gegensatz zu den USA schrumpft der Sektor im Euroraum aber, wie die endgültigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfragen zeigen.

Dienstleister tippen Gaspedal an

Dienstleister tippen Gaspedal an

Einkaufsmanagerindex für Euroland legt leicht zu – Deutliches Wachstumssignal in den USA

ba Frankfurt

Die Unternehmen im Euroraum sind im November etwas besser gelaunt als zunächst gemeldet. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleister zusammen –, der PMI Composite, um 1,1 auf 47,6 Punkte gestiegen. Das ist zwar der höchste Wert seit Juli, doch signalisiert das Frühbarometer mit einem Wert unterhalb der neutralen 50-Punkte-Schwelle schrumpfende Aktivität – und dies den sechsten Monat in Folge. S&P Global revidierte damit die Vorabschätzung um 0,5 Punkte nach oben.

Im November setzten sich nicht nur die Rückgänge bei Auftragseingang und Auftragsbeständen fort. Auch der Arbeitsmarkt wurde von dem Abwärtssog erfasst. Die monatliche Umfrage ergab erstmals seit Januar 2021 einen Stellenabbau. Im historischen Vergleich blieb der Ausblick trotz geringfügiger Verbesserung gedämpft, und der Inflationsdruck nahm wieder zu.

Breite Basis

Die Stimmungsaufhellung war dabei breit basiert: Sowohl der Index der Dienstleister als auch der Industrie legten um je 1,1 Zähler zu und notieren nun bei 48,7 respektive 44,2 Punkten. „Der Dienstleistungssektor setzte seine Talfahrt im November fort", kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, die die Umfrage sponsert. Die bescheidene Verbesserung des Aktivitätsindexes lasse nicht viel Raum für Optimismus hinsichtlich einer kurzfristigen Erholung. Für das vierte Quartal erwartet der Chefvolkswirt einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP). "Wenn zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum eine Rezession definieren, wären wir kurz davor, eine auszurufen", sagte er mit Blick auf das BIP-Minus von 0,1% im dritten Quartal.

Deutliche Performanceunterschiede

Zwischen den vier größten Euro-Volkswirtschaften gibt es laut de la Rubia deutliche Performanceunterschiede der jeweiligen Dienstleistungssektoren. Denn in Spanien wuchs er moderat, in Frankreich schrumpfte er rapide, während er in Deutschland und Italien stagnierte. "Die gegensätzliche Dynamik zeigt, dass Frankreich – die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone – für den Servicesektor aktuell die größte Bremse darstellt.

Besserung in Deutschland in Sicht

Auch die deutsche Wirtschaft befindet sich unter Berücksichtigung der PMI-Daten in einer technischen Rezession, nachdem das BIP im Sommer ebenfalls um 0,1% geschrumpft ist. "Die Zahlen für den deutschen Dienstleistungssektor sind besser, als man angesichts der Talfahrt im verarbeitenden Gewerbe vielleicht erwartet hätte", betonte aber de la Rubia. Zwar sei die Aktivität hier erneut geringfügig zurückgegangen – der PMI der Dienstleister ist um 1,4 auf 49,6 Punkte gestiegen –, "aber eine durchgängige Abwärtsspirale ist nicht zu erkennen". Stattdessen würden die meisten Indikatoren darauf hindeuten, dass die Probleme der Serviceanbieter allmählich etwas nachlassen.

Stärkeres Wachstumssignal in den USA

Die US-Dienstleister haben derweil mehr Fahrt aufgenommen. Der PMI des Institute for Supply Management (ISM) legte um 0,9 auf 52,7 Punkte zu und glich damit die Verluste der beiden Vormonate aus. Ökonomen hatten mit einer etwas schwächeren Stimmungsaufhellung und einem Zählerstand von 52,3 gerechnet. "Der Dienstleistungssektor verzeichnete im November einen leichten Wachstumsanstieg, der auf die Zunahme der Geschäftstätigkeit und ein leichtes Beschäftigungswachstum zurückzuführen ist", sagte ISM-Experte Anthony Nieves. Allerdings berichten zunehmend Unternehmen von einer schwächer werdenden Nachfrage und Problemen, höhere Kosten auf die Kunden abzuwälzen. Außerdem sei es schwieriger geworden, geeignetes Personal zu finden. Sorgen bereiteten laut Nieves weiter die Inflation, die Zinssätze und geopolitische Ereignisse. Der von S&P erhobene PMI legte 0,2 auf 50,8 Punkte zu – wie in der Erstschätzung ermittelt.

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