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Ein Grüner im roten Ministerium

kaz - Als "Mr. Energiewende" hat er sich einen Namen gemacht: Rainer Baake, seit 2014 "grüner" Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Der heute 62-Jährige hat in den vergangenen Jahren wiederholt mit politischem Tatendrang...

Ein Grüner im roten Ministerium

kaz – Als “Mr. Energiewende” hat er sich einen Namen gemacht: Rainer Baake, seit 2014 “grüner” Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Der heute 62-Jährige hat in den vergangenen Jahren wiederholt mit politischem Tatendrang um seine Zukunftsvision Solar- und Windstrom für Wirbel gesorgt. Gemeinsam mit Joschka Fischer (Grüne) versuchte er in den neunziger Jahren, die Stilllegung des Pannen-Atomkraftwerkes Biblis zu erreichen, handelte 1998 auf Bundesebene das erste Abkommen zum Atomausstieg aus und setzte mit seinen Forderungen zur Energiewende Energieriesen wie RWE unter Druck. Der “grüne” Energieexperte im “roten” Ministerium gilt vielen mittlerweile als einer der “Gründerväter” des Atomausstiegs. 2014 verteidigte er die umstrittene Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die unter anderem eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und der Kosteneffizienz des Energiewandels zum Ziel hatte. Von Beginn an dabeiBereits kurz nach dem Abitur in Witten im Ruhrgebiet trat Baake in Die Grünen ein: Das war im Jahr 1983, als der drei Jahre zuvor gegründeten Partei gerade der Sprung in den Bundestag gelungen war, sie folglich parlamentarisch noch in den Kinderschuhen steckte. Zwei Jahre später wurde der Diplom-Volkswirt nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen vom Kreistag Marburg-Biedenkopf zum Ersten Kreisbeigeordneten gewählt – sein erstes politisches Amt, das er bis 1991 innehatte. Nach der Wahl zum Hessischen Landtag, die in der Bildung einer rot-grünen Koalition gipfelte, verschlug es Baake sodann als Beamteten Staatssekretär für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten in den Hessischen Landtag, wo er Umweltminister Joschka Fischer zuarbeitete. Diesen Posten behielt er nach der Wiederwahl der Regierung 1995 für vier weitere Jahre bei. Sprung in die BundesebeneNach dem Ende der rot-grünen Regierung unter Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) wechselte Baake 1998 dann von der Landes- auf die Bundesebene – wiederum als Beamteter Staatssekretär des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Als 2005 mit dem Ende der Kanzlerschaft Gerhard Schröders auch im Bundestag die politischen Zeichen auf Wechsel standen, verabschiedete sich Baake vorübergehend aus der parlamentarischen Politik. Im Folgejahr trat er den Posten als Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) an, wo er seinem Steckenpferd, der Energiewende, treu blieb und eindringlich vor Laufzeitverlängerungen von Kernkraftwerken warnte. Mit der Nuklearkatastrophe des japanischen Atommeilers Fukushima 2011 fühlte er sich in seiner Linie bestätigt.Als Direktor des Thinktanks Agora Energiewende (2012 bis 2013) definierte Baake “zwölf Thesen zur Energiewende”, welche Wind- und Solarenergie zu den wichtigsten Säulen der Energiewende erklärten. Ihr Anteil an der Stromproduktion durch erneuerbare Energien solle 2020 bei etwa 70 % liegen und langfristig auf 80 % bis 90 % anwachsen, um so eine “fundamentale Veränderung des Strommarktes” zu erreichen. Dabei plädiert Baake für das Prinzip “Energieeffizienz”: Gesammelte Energie, etwa via Solarzellen auf einem Hausdach, solle auf möglichst unmittelbarem Wege Verwendung finden, anstatt längerfristig und teuer gespeichert zu werden.Im Januar 2014 dann der vorerst letzte Amtswechsel für den 62-Jährigen: Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) holte Baake als Staatssekretär ins Ministerium für Wirtschaft und Energie. Zuständig für Energie- und Europapolitik setzte sich der Grünen-Politiker dort für eine engere europäische Zusammenarbeit in Energiefragen ein und gab zuletzt mit dem Ende 2016 ausgehandelten “Impulspapier Strom 2030” eine klare Linie für die Energiepolitik der kommenden Jahre vor – quasi eine To-do-Liste für die neue Bundesregierung. Eines der genannten Ziele ist die Senkung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 80 % bis 95 %, ohne dass dabei Abstriche bei Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit gemacht werden sollen.Was nun als Nächstes ansteht für “Mr. Energiewende”, steht zurzeit noch in den Sternen. Je nachdem, ob die einzelnen Parteien einer möglichen Jamaika-Koalition in den Sondierungsgesprächen zueinander finden, sollte sich bei einer Regierungsbeteiligung der Grünen aber sicherlich ein Plätzchen finden lassen für “Mr. Energiewende”. Themen wie Energiewende und Atomausstieg sind schließlich Dauerbrenner der deutschen Umweltpolitik.