Einzelhandelsumsätze

Einzelhändler starten das zweite Quartal mit einem Umsatzplus

Im April haben die deutschen Einzelhändler wieder mehr umgesetzt. Die hohen Nahrungsmittelpreise allerdings verderben dem Lebensmittelhandel das Geschäft.

Einzelhändler starten das zweite Quartal mit einem Umsatzplus

Einzelhändler starten mit Umsatzplus ins zweite Quartal

Niedriglohnsektor wird kleiner

ba Frankfurt

Die deutschen Einzelhändler sind mit einem Umsatzplus ins zweite Quartal gestartet. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) legten die Erlöse kalender- und saisonbereinigt sowohl real (preisbereinigt) als auch nominal (nicht preisbereinigt) um 0,8% im Monatsvergleich zu. Ökonomen hatten allerdings ein reales Umsatzwachstum von 1,0% nach einem Minus von 1,3% im März erwartet. Im Vergleich zum April 2022 verzeichnete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 4,3%. Hier war ein noch größerer Rückgang von 5,8% erwartet worden. Nominal ergab sich ein Umsatzplus von 3,9%. Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen erklären die Wiesbadener Statistiker mit dem deutlich gestiegenen Preisniveau im Einzelhandel.

Dass der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln gegenüber April 2022 um 4,4% und den 22sten Monat in Folge sank, dürfte an den „nach wie vor hohen Nahrungsmittelpreisen“ liegen, betonte Destatis. Lebensmittel verteuerten sich im April um 17,2% und blieben damit der stärkste Treiber der Inflation. Der reale Umsatz mit Nicht-Lebensmitteln sank 0,7% zum Vormonat während der Internet- und Versandhandel 5,9% zulegte.

Wegen des Konsumverzichts vieler Verbraucher ist die hiesige Wirtschaft im Winterhalbjahr in die Rezession gerutscht – und „solange der Konsum darbt, wird sich die Rezession nicht vertreiben lassen“, mahnt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Für Einzelhändler bleiben die Zeiten schwierig.“

Die Branche leidet unter der trüben Konsumlaune, da die hohe Inflation an der Kaufkraft der privaten Verbraucher zehrt. Auch in diesem Jahr drohen den Arbeitnehmern Reallohneinbußen, denn die Preise dürften schneller als die Löhne steigen, wie Ökonomen prognostizieren. Laut einer IMK-Studie „hat der Staat in der aktuellen Phase überschießender Inflation die Privathaushalte sowohl preislich als auch nicht-preislich massiv entlastet und damit den Verlust an Kaufkraft spürbar begrenzt“, besonders im unteren Einkommenssegment. Das Ziel der Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro, die verfügbaren Einkommen im Niedriglohnbereich deutlich zu erhöhen, sei zwar trotz des Inflationsschubs gelungen, allerdings „wohl nicht in der intendierten Größenordnung“. Von der Erhöhung des Mindestlohns waren rund 5,8 Millionen Jobs betroffen, oder 14,8% aller Beschäftigungsverhältnisse hierzulande. Im April 2022 lag der Anteil noch bei 19%.

Die steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien wiederum hätten „kurzfristig erheblichen Effekt“, heißt es beim Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Und die staatlichen Entlastungen bei Steuertarif und Sozialabgaben würden die „kalte Progression“ mehr als nur ausgleichen. Relativ zum Einkommen gesehen hätte sich bei den meisten Haushalten die Netto-Brutto-Relation um einen halben bis einen Prozentpunkt verbessert – fast alle untersuchten Haushaltstypen hätten 2023 bei ihren Einkommen mehr „netto vom Brutto“ übrig als vor dem Inflationsschub 2021.

Die Energiepreisbremsen brächten im Durchschnitt 416 Euro Entlastung. Dennoch bleibe es finanziell attraktiv, Energie zu sparen: Durch eine 10-prozentige Senkung des Verbrauchs würden sich in diesem Jahr je nach Haushaltsgröße, Verbrauch und Einkommen zwischen knapp 200 und rund 650 Euro einsparen lassen, heißt es weiter. Insgesamt gesehen hätten aber die meisten Haushalte trotz umfangreicher staatlicher Entlastung durch die hohe Inflation im vergangenen und in diesem Jahr deutliche Einbußen bei der Kaufkraft erlitten. Bei alleinlebenden Facharbeitenden errechnet das IMK in diesem Jahr einer „Kaufkraftlücke“ von 746 Euro gegenüber 2021, bei einer vierköpfigen Mittelschichts-Familie mit zwei Erwerbstätigen seien es 1.747 Euro. Lediglich Alleinlebende, die zum Mindestlohn arbeiten, hätten entgegen dem Trend dank der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Oktober 2022 ein spürbar höheres reales Nettoeinkommen zur Verfügung als 2021.

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