Elke König 65
fed – Sie leitet eine Behörde mit mehr als 300 Angestellten und verwaltet einen Notfonds, der in diesem Jahr die Marke von 30 Mrd. Euro überschreiten wird: Elke König ist Exekutivdirektorin – vulgo: Chefin – des (zumindest aus Sicht der Finanzwirtschaft) wichtigsten Bestattungsinstituts Europas, nämlich der EU-Bankenabwicklungsbehörde (Single Resolution Board).Trotzdem ist ihr jede Form von Wichtigtuerei fremd – und sie braucht auch ganz gewiss keine große Bühne. Ganz im Gegenteil: Um die Journalisten frühzeitig über die Arbeit der in Reaktion auf die Finanzkrise neu geschaffenen und seit Januar 2016 voll einsatzbereiten Behörde auf dem Laufenden zu halten, lud König seinerzeit die Presse bereits in die Zentrale am Brüsseler Treurenberg ein, als das Gebäude noch eine Baustelle war. Zwischen Schutzfolien und blankem Mauerwerk gab sie damals – in dickem Mantel – geduldig Auskunft über die Anforderungen an das Bail-in-Kapital und Fortschritte bei der Überwachung der Banken-Testamente.Bei Pressegesprächen und Podiumsdiskussionen zählt sie zu denen, die sich nicht durch längliche Schilderungen des bereits allgemein Bekannten um eine Antwort herumstehlen. Dass sie indes nicht immer offen über einzelne Fälle spricht, hat mit ihrer besonderen Rolle zu tun. Als Bankabwicklerin ist es schließlich sehr gefährlich, im Plauderton über einzelne Geldhäuser zu sprechen. Denn das kann rasend schnell Spekulationen über eine Abwicklung provozieren.Lange musste König mit dem Verdacht leben, dass es dem SRB nicht gelingen werde, im Falle eines Falles eine Bank übers Wochenende schonend zu entsorgen. Seit dem Fall Banco Popular im Sommer 2017 werden solche Vermutungen immerhin deutlich seltener geäußert. Denn am Morgen des 7. Juni konnte König verkünden, dass es in einer einzigen, sehr langen Nacht gelungen war, eine Lösung zu finden – durch Abwicklung in Kombination mit einer Übernahme von Geschäftsteilen durch Santander.Wenn König damit auch längst noch nicht alle Kritiker überzeugt hat, so gibt es doch wohl kaum jemanden, der ihr nicht Respekt für den sehr zügigen Aufbau des “Start-up” EU-Abwicklungsbehörde zollt.Bei dieser Herkulesaufgabe konnte die Rheinländerin von umfangreichen Erfahrungen früherer beruflicher Stationen profitieren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre promovierte sie an der Universität Köln, bevor die Wirtschaftsprüferin bei KPMG anheuerte und dort zur Partnerin aufstieg.In den Neunzigern war König zunächst im Controlling der Münchener Rück aktiv, bevor sie den Posten des Finanzvorstands bei der Hannover Rück übernahm. 2010 wechselte sie an die Themse und arbeitete als Mitglied des Bilanzstandardsetzers IASB.Einem breiteren Publikum vertraut wurde König, als sie Anfang 2012 Jochen Sanio im Amt des Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beerbte. Mehr als drei Jahre war sie als oberste Bankenaufseherin Deutschlands tätig, bevor sie im Frühjahr 2015 an ihren Nachfolger Felix Hufeld abgab. Denn im Rennen um den Posten als erste Chefin der EU-Bankenabwicklungsbehörde setze sich König gegen Konkurrenz aus Belgien durch. Mittlerweile wurde ihr Mandat als SRB-Exekutivdirektorin bis Ende 2022 verlängert. Am Montag wird Elke König 65 Jahre alt.