Enria auf der Zielgeraden zum obersten Euro-Bankenaufseher
fed – Eine der letzten Hürden ist genommen: Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments hat den Italiener Andrea Enria mit großer Mehrheit für die Nachfolge von Danièle Nouy an der Spitze der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) bestätigt. Zuvor war Enria bereits vom EZB-Rat für diese Position nominiert worden – und hatte sich damit im Rennen gegen die irische Notenbankerin Sharon Donnery durchgesetzt.Nun muss zwar noch das EU-Parlament als Ganzes zustimmen – alles andere als eine klare Billigung wäre aber eine faustdicke Überraschung. Und auch der anschließende Segen durch die nationalen Regierungen gilt nur noch als Formsache. Insofern spricht alles dafür, dass – zumindest in den ersten Monaten 2019 – zwei Italiener die Spitzenposten in der EZB innehaben: Draghi und Enria. Bekanntermaßen endet freilich die Amtszeit von Draghi Ende Oktober.Für Enria ist die Berufung in die Bankenaufsicht der EZB eine Rückkehr. Der studierte Ökonom war bereits einige Jahre für die EZB tätig – und auch damals vor allem mit bankaufsichtlichen Fragen befasst. Einen anderen Teil seiner beruflichen Karriere absolvierte er bei der italienischen Notenbank, bevor er 2011 zum Vorsitzenden der seinerzeit neu geschaffenen EU-Bankaufsichtsbehörde (EBA) berufen wurde.Der im Umgang mit der Presse stets freundliche und geduldige Enria hat sehr klare Vorstellungen, vor allem was den Abbau fauler Kredite angeht. So wirbt der 56-Jährige für eine europäische Bad Bank, die eine Verwertung des großen Bergs leistungsgestörter Kredite – insbesondere in Enrias Heimat – durch standardisierte Verfahren und transparentere Transaktionen beschleunigen soll. Aber auch wenn er beteuert, dass damit keine gemeinsame Haftung einhergehen soll, wird Enrias Idee einer solchen “Single EU Asset Management Company” im Norden von Euroland abgelehnt, fürchten viele solide Banken doch für sich zusätzliche Lasten, die andere Institute zu verantworten haben.