Konjunktur

Erneut weniger Wohnungsbauten genehmigt

Die Talfahrt bei den Wohnungsbaugenehmigungen hat sich im November fortgesetzt – und wieder an Dynamik gewonnen. Die Misere der Baubranche setzt sich also fort. Und demnächst beginnen die Tarifverhandlungen.

Erneut weniger Wohnungsbauten genehmigt

Erneut weniger Wohnungsbauten genehmigt

Rückgang beschleunigt sich – IG Bau fordert mehr Lohn

ba Frankfurt

Die Misere der deutschen Baubranche setzt sich mit einem beschleunigten Rückgang bei den Wohnungsbaugenehmigungen fort. Das von der Ampel-Regierung ausgegebene Ziel von jährlich 400.000 Wohnungen ist utopisch geworden. Die Stimmung der Unternehmen ist – je nach Umfrage – so schlecht wie nur einmal sonst in den vergangenen dreieinhalb Jahren oder befindet sich auf einem Allzeittief. Immer mehr Unternehmen klagen über Auftragsmangel und Finanzierungsprobleme. Die Gewerkschaft IG Bau fordert indes zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 930.000 Beschäftigten 500 Euro mehr im Monat.

Ziel außer Reichweite

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurde im November der Bau von 20.200 Wohnungen genehmigt. Das sind 16,9% weniger als im Vorjahr. Im Oktober betrug der Abstand 11,5% – das war zugleich der schwächste Rückgang im Verlauf des vergangenen Jahres. In den Monaten Januar bis November sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im Jahresvergleich um 25,9% auf 238.500 genehmigte Wohnungen. "Das Jahresergebnis 2023 dürfte dann nur noch bei 260.000 genehmigten Wohnungen liegen und die Zahl der Fertigstellungen im neuen Jahr weiter auf die 200.000-er Marke zusteuern", kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Die Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung brauche jetzt einen klaren Kompass mit einem verlässlichen Versprechen für eine echte Wohnungsinitiative 2024, forderte Müller, "damit noch vor der Bundestagswahl 2025 der Weg aus der Krise am Wohnungsmarkt und eine Zukunftsperspektive für die Bauunternehmen gelingen kann".

Höhere Materialpreise und die verschärften Kreditkonditionen sorgen dafür, dass sich viele Bauprojekte nicht mehr lohnen. Im Dezember klagten 22,1% der vom Ifo-Institut Befragten über Auftragsstornierungen, 56,9% über zu niedrige Auftragsbestände. „Die Verunsicherung der potenziellen Bauherren sitzt tief“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Und obwohl die Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt wieder gesunken sind, sei noch keine Entspannung in Sicht: "Die Perspektiven für 2024 sind düster“.

Mit Blick auf neu zu errichtende Wohngebäude wurden in den ersten elf Monaten des Jahres insgesamt 196.700 Wohnungen genehmigt, 28,8% weniger als im Vorjahr. Bei den Einfamilienhäusern registrierten die Statistiker einen Rückgang um über ein Drittel, bei den Zweifamilienhäusern hat sich die Zahl fast halbiert und auch bei den Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um fast ein Viertel. Nur die Wohnheime verzeichneten mit 29,4% einen Anstieg.

"Damit gilt weiterhin höchste Alarmstufe im Wohnungsbau", kommentierte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Für die Wohnungsbauunternehmen werde es immer schwieriger, ihre Beschäftigten zu halten. Für 2024 rechnet der Verband mit einem deutlichen Rückgang um 30.000 Beschäftigte – bei weiterem Abwärtspotenzial. Ebenso wie Müller fordert Pakleppa unter anderem eine Entschlackung der Bürokratie und eine degressive Afa.

IG Bau fordert mehr Lohn

Die IG Bau setzt unterdessen bei den Tarifverhandlungen, die am 22. Februar beginnen sollen, bewusst auf einen Festbetrag und fordert wegen der hohen Inflation 500 Euro mehr im Monat für die Beschäftigten mit einer Laufzeit von zwölf Monaten.

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