Erneuter Stimmungsdämpfer

Einkaufsmanagerindex sinkt abermals - Außenhandel bremst deutsche Wirtschaft

Erneuter Stimmungsdämpfer

Derzeit scheint jeder Konjunkturindikator eine weitere schlechte Nachricht für die Konjunkturaussichten zu sein – sowohl für die Eurozone als auch deren größte Volkswirtschaft. So zeigt der Einkaufsmanagerindex, dass der Euroraum im November so schwach gewachsen ist wie seit fast vier Jahren nicht mehr. ba Frankfurt – Die Konjunktur im gemeinsamen Währungsraum hat zunehmend zu kämpfen. Ein weiteres Indiz dafür ist der von IHS Markit erhobene, Dienstleister und Industrie zusammenfassende Einkaufsmanagerindex PMI Composite für die Privatwirtschaft, der im November unerwartet stark zurückgegangen ist. Der PMI Composite hat 0,7 auf 52,4 Punkte nachgegeben und liegt nun auf dem niedrigsten Wert seit Dezember 2014, aber immer noch im Expansionsbereich, der von Werten oberhalb der 50-Punkte-Schwelle signalisiert wird. Ökonomen hatten zwar nur ein geringes Minus auf einen Wert von 53,0 Zähler erwartet, mit einer Rezession rechnen sie aber dennoch nicht. Als Ursache für das erneut schwache Abschneiden machen sie einen Mix aus regionalen und globalen Unsicherheitsfaktoren aus. Neben den Problemen der deutschen Autoindustrie bei der Umstellung auf das strengere neue Abgastestverfahren WLTP sind dies die von den USA ausgelösten Handelskonflikte, die mit Hochdruck laufenden Brexit-Verhandlungen sowie die Budgetstreitigkeiten zwischen Italien und Brüssel. All dies ist Gift für die Investitionsabsichten der Unternehmen, aber auch den Export.Für den Rückgang des Einkaufsmanagerindex hat sowohl die Entwicklung der Industrie als auch der Dienstleister gesorgt. Besonders ausgeprägt war die Schwäche laut Chris Williamson, Chefvolkswirt von IHS Markit, im Industriesektor. Hier machten sich neben der “miserablen Entwicklung bei den Exporten” auch die “überaus enttäuschenden Automobilverkäufe” bemerkbar. Aber auch der Servicesektor werde “in immer größerem Ausmaß vom Abwärtstrend erfasst”, schloss Williamson aus dem vorläufigen Ergebnis der monatlichen Umfrage. Trübe AussichtenAlles in allem würden die Vorabschätzungen darauf hindeuten, “dass die Schwäche im dritten Quartal kein kleiner Ausrutscher war, sondern dass der zugrunde liegende Trend tatsächlich ein nachlassendes Wirtschaftswachstum ist”, so Williamson. Die bisherigen PMI-Daten für das vierte Quartal deuten ihm zufolge auf ein Wirtschaftswachstum von 0,3 % hin, “wobei Zukunftsindikatoren wie Auftragseingang und Geschäftsaussichten beunruhigend schwach ausgefallen sind”. Man müsse sich daher “auf einen enttäuschenden Jahresausklang einstellen”, warnte Williamson.Mit Blick auf die Länder zeigt sich, dass sich die Stimmung in Frankreich und Deutschland abgekühlt hat. Dabei hat Frankreich laut IHS Markit zum zweiten Mal nacheinander besser abgeschnitten als Deutschland. Der PMI Composite für Frankreich ist um 0,1 auf 54,0 Punkte gefallen. Der Gesamtindex für Deutschland ist um 1,2 auf 52,2 Punkte gesunken. Die Erwartung lag hier bei 53,2 Punkten. Insbesondere die Schwäche der Exportmärkte hat das Wachstum belastet, konstatierte Phil Smith, Experte bei IHS Markit. Für Christian Melzer, Ökonom bei der DekaBank, zeigt der Composite PMI im laufenden Quartal zwar keine erneute Schrumpfung an, “aber auch keinen außerordentlichen Nachholeffekt”.Im dritten Quartal war die deutsche Wirtschaft erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft. Damit bestätigte das Statistische Bundesamt (Destatis) seine Vorabschätzung eines Minus von 0,2 % (siehe Grafik). Vor allem die außenwirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal war laut den Statistikern für das Minus verantwortlich: Nach vorläufigen Berechnungen wurden 0,9 % weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im zweiten Quartal, während die Importe um 1,3 % zulegten. Positive Impulse kamen vor allem von den Investitionen. In Ausrüstungen wurden 0,8 % mehr investiert als im Vorquartal, in Bauten sogar 0,9 % mehr. Dagegen gingen laut Destatis die privaten Konsumausgaben um 0,3 % zurück, “was unter anderem an der Zurückhaltung der privaten Haushalte beim Kauf von neuen Autos lag”, wie die Statistiker ausführten. Zusammen mit vermehrten Importen sorgte dies für einen überdurchschnittlich starken Vorratsaufbau. Die staatlichen Konsumausgaben lagen leicht über dem Niveau des Vorquartals (+0,2 %).