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Escortservice für den Auslandsinvestor

"Deutschland ist eine offene Volkswirtschaft mit attraktiven Investitionsbedingungen in der Mitte Europas". Was wie eine Werbeslogan klingt, war als solcher gemeint. Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig zielte damit jüngst auf das Geld...

Escortservice für den Auslandsinvestor

“Deutschland ist eine offene Volkswirtschaft mit attraktiven Investitionsbedingungen in der Mitte Europas”. Was wie eine Werbeslogan klingt, war als solcher gemeint. Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig zielte damit jüngst auf das Geld ausländischer Investoren für die deutsche Wirtschaft. Denn wer hierzulande die Übernahme eines Unternehmens oder eine Fusion plant, hat es gar nicht so leicht. Die Datei ist immerhin 7,4 MB schwer, der nun vorgelegte Leitfaden 128 Seiten lang, der M & A-Investoren auf den Weg nach Deutschland führen soll. Herausgegeben hat diesen die bundeseigene Wirtschaftsfördergesellschaft GTAI – German Trade & Invest. Die staatliche Außenwirtschaftsagentur besteht seit 2009 und ist aus dem Zusammenschluss von Invest in Germany, der Bundesagentur für Außenwirtschaft und der Gesellschaft für Außenhandelsinformationen hervorgegangen. Die Wurzeln liegen in der 1951 errichteten “Bundesauskunftsstelle für den Außenhandel”. Über die Aufgaben Exportförderung, Standortmarketing und die Förderung der neuen Bundesländer hinaus ist die GTAI erste Anlaufstelle für ausländische Investoren. Gut 40 Mill. Euro im Jahr lässt sich der Bund dies alles kosten. Mehr als 300 Mitarbeiter sind dies- und jenseits der Grenze im Einsatz.”Besonders im asiatischen Raum ist die Nachfrage groß”, konstatierte Machnig mit Blick auf das Interesse von potenziellen Investoren. In der Tat steht die Volksrepublik China an der Spitze der ausländischen Direktinvestitionen – mit 948 Projekten aus sechs Jahren seit 2010. Auf den Plätzen folgen die USA (937 Projekte), die Schweiz (737) sowie mit deutlichem Abstand das Vereinigte Königreich (379) und Frankreich (365). Die begehrtesten Branchen sind mit knapp der Hälfte aller Projekte: Informations- und Kommunikationstechnologie samt Software, Finanzdienstleistungen, Maschinenbau mit Zubehör sowie Konsumgüter. Laut GTAI sind hierzulande 55 000 Auslandsunternehmen mit 3 Millionen Beschäftigten angesiedelt, die 600 Mrd. Euro investiert haben.Für den neuen M & A-Leitfaden hat sich die Außenhandelsagentur fachkundige Hilfe aus der Industrie geholt. Die Autorenliste liest sich wie ein Auszug aus dem Dax bzw. MDax: Vertreter von Bayer, BASF, Linde, Siemens, Thyssenkrupp, Volkswagen und der Metro sind dabei. Außerdem haben Berater wie Deloitte & Touche, KPMG und Taylor Wessing mitgewirkt. Als Finanzdienstleister ist HSBC Trinkaus an Bord. Dem interessierten Investor liefert der Leitfaden ein Kompendium zum Share- und Asset-Deal – von der Suche nach dem begehrten Objekt über Due Diligence mit arbeits-, steuer- und umweltrechtlichen Aspekten bis hin zur Umsetzung einschließlich Finanzierung und Vertragsabschluss. Steuerrecht sei komplex in Deutschland, heißt es in einem Akt der Selbsterkenntnis auf der Hitliste der zehn wichtigsten Ratschläge. Deshalb wird empfohlen, frühzeitig steuerlichen Rat hinzuzuziehen. Der M & A-Prozess selbst bedürfe oft schneller Entscheidungen – besonders bei Auktionen – heißt es wenig später. Gut dass Deutschland eine Agentur hat, die bei diesem Spagat hilft.