Euro-Industrie kommt nicht voran
ba Frankfurt – Die Stimmung in der Industrie Eurolands hat sich im April etwas stärker aufgehellt als zunächst gemeldet. Dennoch dürfte sich die Industrie im zweiten Quartal eindeutig als Wachstumsbremse erweisen, erwartet Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit. Zudem warnte er davor, dass Unternehmen angesichts des stärksten Rückgangs der Auftragsbestände seit Ende 2012 verstärkt auf Kostensenkungen aus seien und sich mit Neueinstellungen zurücknehmen dürften.Nach neun Rückgängen in Folge ist der Einkaufsmanagerindex (PMI) im April um 0,4 auf 47,9 Punkte gestiegen, liegt damit aber bereits im dritten Monat unter der Schwelle von 50 Punkten. Werte oberhalb davon signalisieren wirtschaftliche Expansion. Ökonomen hatten eine Bestätigung der Erstschätzung von 47,8 Zählern erwartet. Im März hatte der Indikator den niedrigsten Stand seit April 2013 erreicht.”Ein klein wenig Hoffnung” macht Williamson, dass sich die PMI “in allen vier wirtschaftlich bedeutendsten Eurozone-Ländern im Vormonatsvergleich verbessert und sich die Frühindikatoren wie Geschäftsaussichten, Auftragseingang und die Quote Auftragseingang/Fertigwarenlager von ihren Tiefs erholt haben”. Von einem Wendepunkt zu sprechen, wäre allerdings verfrüht. Die kräftigste Erholung zeigte sich in Griechenland, wo das stärkste Wachstum seit 19 Jahren vermeldet wurde. Positiv überrascht haben Spanien und Italien, für die es keine Erstschätzung gibt. In beiden Ländern wurden die Erwartungen übertroffen.Der PMI von Schlusslicht Deutschland ist dank langsamerer Rückgänge bei Produktion und Neuaufträgen um 0,3 auf 44,4 Punkte geklettert. Die Vorabschätzung lag noch bei 44,5 Zählern. “Die Probleme der Autobranche senden nach wie vor Schockwellen durch das verarbeitende Gewerbe Deutschlands”, konstatierte Markit-Experte Phil Smith. Die Industrie bleibt das Sorgenkind der deutschen Wirtschaft, wohingegen die Binnennachfrage noch rundläuft. Ein Beleg dafür sind etwa die ebenfalls gestern veröffentlichten Einzelhandelsumsätze, die in den ersten drei Monaten nominal 2,3 % zulegten.Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge hat sich im zweiten Quartal das Wirtschaftsklima im Euroraum leicht verbessert. Das Barometer stieg von -11,1 auf -6,3 Punkte. Die Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus, die aktuelle Lage wurde dagegen erneut schlechter beurteilt als im Vorquartal. Das am häufigsten genannte Problem der Wirtschaft war der Fachkräftemangel.