Euroland

Euro-Kerninflation ist großes EZB-Sorgenkind

Die Inflation im Euroraum ist in den vergangenen Monaten stark gesunken – auch wenn sie weiter deutlich viel zu hoch liegt. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel hält sich indes hartnäckig. Das macht der EZB große Sorgen.

Euro-Kerninflation ist großes EZB-Sorgenkind

Trotz des ersten, spürbaren Rückgangs im Mai bleibt die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) im Euroraum das große Sorgenkind der Europäischen Zentralbank (EZB). Das haben nun gleich zwei Euro-Notenbanker klargemacht. Sowohl EZB-Vizepräsident Luis de Guindos als auch EZB-Ratsmitglied Madis Müller zeigten sich besorgt, dass die Kernrate nicht so deutlich zurückgehen könnte wie die Gesamtrate. Zugleich schürten neue Preisdaten aus Deutschland indes die Erwartung, dass die Teuerung weiter auf dem Rückzug ist.

Die Kerninflation steht seit geraumer Zeit im besonderen Fokus der EZB, weil sie als bester Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck gilt. Anders als die Gesamtrate hat sich die Kernrate bis zuletzt sehr hartnäckig hochgehalten.

Im Mai gab es dann einen ersten deutlichen Rückgang von zuvor 5,6% auf 5,3%. Das hatte bei einigen Beobachtern die Erwartung verstärkt, dass die EZB bald mit den Zinserhöhungen aufhört. Vergangene Woche hatte der EZB-Rat aber seine Leitzinsen erneut erhöht und für Juli eine weitere Anhebung avisiert. Auch darüber hinaus gelten Schritte inzwischen als denkbar.

EZB-Vizepräsident de Guindos sagte nun am Montagabend in Madrid, die Inflation werde sich mit Sicherheit abschwächen, aber der Rückgang des Kernpreisdrucks werde möglicherweise nicht so ausgeprägt sein. „Es besteht kein Zweifel, dass die Inflation nachlassen wird“, sagte er. „Die zugrundeliegenden Preise könnten jedoch durch die Verlangsamung mehr Einschränkungen erfahren.“ Die EZB-Volkswirte hatte vergangene Woche ihre Erwartungen für die Kerninflation sogar überraschend deutlich angehoben. Für das Jahr 2025 sehen sie sie nun bei 2,3% – oberhalb des 2-Prozent-Inflationsziels.

EZB-Ratsmitglied Müller sagte am Dienstag, dass der sich beschleunigende Lohnanstieg eine wesentliche Bedrohung für die Inflationsaussichten im Euroraum darstelle. „Wenn die Lohnerhöhungen – die sich im Euroraum beschleunigt haben – so schnell bleiben, dann wird der Rückgang der Kerninflation vielleicht langsamer ausfallen als derzeit prognostiziert“, sagte Müller zu Bloomberg.

Das „könnte auch bedeuten, dass es komplizierter werden könnte, die Inflation mittelfristig fest bei 2% zu verankern“, so Müller. „Das ist etwas, das wir verfolgen müssen.“

Derweil wurde ebenfalls am Dienstag bekannt, dass der Preisdruck auf der Produzentenebene in Deutschland im Mai nachgelassen hat. Die Produzenten gewerblicher Produkte verlangten durchschnittlich nur noch 1,0% mehr als ein Jahr zuvor. Das ist der niedrigste Wert seit Januar 2021.

Euro-Kerninflation ist
großes Sorgenkind der EZB

Preisdruck auf Produzentenebene sinkt derweil

ms Frankfurt
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