Einkaufsmanagerindex

Euro-Konjunktur lahmt

Die Euro-Wirtschaft wächst nicht mehr: Der Schwungverlust bei den Dienstleistern hat den Einkaufsmanagerindex der gesamten Privatwirtschaft unter die Wachstumsschwelle rutschen lassen.

Euro-Konjunktur lahmt

Euro-Konjunktur lahmt

Einkaufsmanagerindex fällt unter Wachstumsschwelle – Dienstleister weniger dynamisch

ba Frankfurt

Die Dienstleister im Euroraum schaffen es nicht mehr länger, die Schwäche des Industriesektors auszugleichen: Im Juni ist das Wachstum der Euro-Wirtschaft zum Stillstand gekommen. Damit habe „der seit Jahresbeginn vom Servicesektor getragene Aufschwung ein Ende gefunden“, kommentierte S&P Global das finale Ergebnis der monatlichen Umfrage: So ist der Dienstleister und Industrie zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite um 2,9 auf 49,9 Punkte gefallen. Mit einem Wert unter 50 Zählern wird ein Schrumpfen der Wirtschaft signalisiert. Die Erstschätzung lag mit 50,3 Punkten noch leicht oberhalb der Wachstumsschwelle.

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Der Dienstleistungssektor habe in allen großen Euro-Ländern wieder deutlich an Dynamik verloren, betonte Cyrus de la Rubia, Chefökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank (HCOB). Der Indikator gab um 3,1 auf 52,0 Punkte nach. Begleitet werde die zweite Verlangsamung in Folge von einem rückläufigen Neugeschäft, geringeren Preisanhebungen und trüberen Geschäftsaussichten. Der Beschäftigungszuwachs blieb aber „solide“. „Insgesamt spricht vieles dafür, dass sich die Wachstumsverlangsamung in den kommenden Monaten fortsetzt“, erwartet de la Rubia. Bislang hatten die Dienstleister noch vom Nachholboom nach dem Ende der Corona-Restriktionen profitiert. Die Industrieproduktion hingegen wurde „nicht nur erneut kräftig, sondern mit nochmals beschleunigter Rate zurückgefahren“ – als Ursache nannte S&P die Nachfrageschwäche.

Der Inflationsdruck hat indes nachgelassen – auch bei den Dienstleistern, worauf die Europäische Zentralbank (EZB) ein besonderes Augenmerk hat. Allerdings würden die Inputkosten weiter steigen und die Firmen seien immer noch in der Lage, zumindest einen Teil davon an die Endkunden weiterzugeben. „Dies spiegelt sich in einer hartnäckig hohen Kerninflation wider, weswegen die EZB weiter an der Zinsschraube drehen dürfte“, sagte de la Rubia.

Beim Blick auf die Länder stechen Frankreichs Dienstleister hervor, wo den Protesten und Streiks der vergangenen Monate Tribut gezollt wurde. Als erfreulich wertet de la Rubia, dass in allen Ländern noch Menschen eingestellt werden.

„Ein Faktor, der den privaten Konsum und damit die Konjunktur stützt bzw. den Abschwung milder ausfallen lässt.“

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