Wirtschaftswachstum

Euro-Wirtschaft überrascht positiv

Zum Jahresende hat sich die Wirtschaft in Deutschland, Frankreich und Spanien, also den größeren Ländern des Euroraums, trotz der erneuten Lockdowns besser geschlagen als erwartet. Bis zum Vorkrisenniveau ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Euro-Wirtschaft überrascht positiv

ba Frankfurt

Zum Jahresende hat sich die Wirtschaft in Deutschland, Frankreich und Spanien, also den größeren Ländern des Euroraums, trotz der erneuten Lockdowns besser geschlagen als erwartet. Dies weckt die Hoffnung, dass die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsgebiet ebenfalls mit einer positiven Überraschung aufwartet, wenn das Statistikamt Eurostat am kommenden Dienstag eine erste Schätzung abgibt. Im Mittel prognostizieren die Ökonomen derweil ein Minus von 1,7% im Quartalsvergleich für das vierte Quartal, nachdem die Euro-Wirtschaft im dritten Quartal noch um 12,4% zugelegt hatte. Die weiteren Aussichten sind durch die in etlichen Ländern verschärften Restriktionen und den holprig verlaufenden Impfstart allerdings eingetrübt.

Die Dynamikunterschiede werden den Voraussagen zufolge in den einzelnen Ländern wohl groß bleiben. Denn während die erste Corona-Infektionswelle die Wirtschaft in der Breite mit den Lockdowns und gestörten Lieferketten getroffen hat, waren in der zweiten Welle insbesondere die Teile der Wirtschaft betroffen, die auf den persönlichen Kontakt angewiesen sind, wie Gastgewerbe, Tourismus und der stationäre Einzelhandel. Da die Wirtschaft in den südlichen Euro-Ländern wie etwa Spanien stark vom Tourismus abhängig ist, wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesen Ländern entsprechend stark einbrechen, so die Erwartung.

Die am Freitag von den nationalen Statistikämtern veröffentlichten Zahlen zum vierten Quartal widersprechen dieser weit verbreiteten Theorie allerdings etwas. Denn in Spanien, wo der Tourismus für etwa 12% der Wirtschaftsleistung steht, ist das BIP im Zeitraum von Oktober bis Dezember um 0,4% im Quartalsvergleich gewachsen. Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 1,5% nach dem Wachstum von 16,4% im Sommerquartal gerechnet. Der Vorjahresvergleich zeigt allerdings, wie stark die Corona-Pandemie die Wirtschaft belastet: Das Statistikamt INE berichtet, dass die Wirtschaft im Schlussabschnitt 2020 verglichen mit dem Endquartal 2019 um 9,1% eingebrochen ist. Im dritten Quartal lag der Rückstand bei 9%. Für das Gesamtjahr 2020 weist INE einen BIP-Einbruch von 11% aus – 2019 gab es noch ein Wachstum von 2,0%.

Frankreichs Wirtschaft ist laut Angaben des Statistikamts Insee in den drei Monaten bis Dezember um 1,3% zum Vorquartal geschrumpft. Ökonomen hatten hingegen ein Minus von 4,0% erwartet. Im Sommerquartal hatte das BIP um 18,5% zugelegt. Der Abstand zum Vorjahr hat sich ausgeweitet: Insee berichtet einen Rückgang von 5,0% im Jahresvergleich nach –3,9% im dritten und −18,8% im zweiten Quartal. Die Auswirkungen des zweiten Lockdowns haben sich im vierten Quartal laut Insee vor allem in den stark geschrumpften privaten Konsumausgaben und der geringeren Inlandsnachfrage niedergeschlagen, wohingegen positive Impulse vom Außenhandel, den Bruttoanlageinvestitionen und den Vorratsveränderungen kamen. Im Gesamtjahr 2020 ist das BIP um 8,3% geschrumpft. 2019 war Frankreichs Wirtschaft noch um 1,5% gewachsen.

Das deutsche BIP ist wie vom Statistischen Bundesamt (Destatis) avisiert im vierten Quartal mit +0,1% nahezu unverändert geblieben. Dem Einbruch von 9,7% im zweiten Vierteljahresabschnitt folgte im dritten Quartal eine Erholung von 8,5%, die vom Lockdown abgebremst worden ist. Laut Destatis war hiervon vor allem der private Konsum betroffen, während die Warenexporte und die Bauinvestitionen die Wirtschaft stützten. Der Abstand zum Vorkrisenniveau des vierten Quartals 2019 beträgt noch 3,9%. Für das Coronajahr 2020 bestätigte Destatis den bereits vermeldeten BIP-Rückgang von 5,0%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.