Eurozone und USA beim Wachstum auf Augenhöhe

Italien hinkt hinterher, hat aber Anschluss gefunden

Eurozone und USA beim Wachstum auf Augenhöhe

lz Frankfurt – Trotz Irritationen durch den Brexit-Prozess und Verunsicherung durch die erratische Politik von US-Präsident Donald Trump schnurrt der Wachstumsmotor in Euroland weiter, ohne zu stottern. Das Bruttoinlandsprodukt hat im zweiten Quartal um 0,6 % gegenüber dem Vorquartal zugelegt; im Vorjahresvergleich sind es sogar 2,2 %, teilte die Statistikbehörde Eurostat mit und bestätigte damit eine erste Schätzung. Das Quartalswachstum der Euro-Staaten lag damit auf dem gleichen Niveau wie in den USA.Euroland steht seit längerem auf einem breiten Wachstumsfundament. Unter den fünf größten Volkswirtschaften ragten im zweiten Quartal die Niederlande und Spanien mit einem Wachstum von 1,5 % bzw. 0,9 % hervor. Während Spanien seit längerem eine hohe Wachstumsdynamik aufweist, hat sich die wirtschaftliche Aktivität in den Niederlanden deutlich beschleunigt. Die Wirtschaft in Deutschland und in Frankreich konnte um 0,6 % bzw. 0,5 % zum Vorquartal zulegen.Das Schlusslicht unter den fünf großen EWU-Ländern bildet Italien mit einem BIP-Wachstum von nur 0,4 %. Allerdings hat Rom damit zumindest Anschluss an die Dynamik in den anderen Ländern gefunden. Die Regierung von Ministerpräsident Paolo Gentiloni peilt für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,1 % an. In Italien sind für Anfang nächsten Jahres Wahlen geplant. Eine anhaltende konjunkturelle Erholung und spürbare Fortschritte beim Abbau der Arbeitslosigkeit dürften der regierenden Demokratischen Partei insofern beim Urnengang zugutekommen.”Dauer und Ausmaß des Aufschwungs im Euroraum sind bemerkenswert”, schreibt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Er geht angesichts der breiten konjunkturellen Erholung davon aus, dass das Wachstum dieses Jahr höher ausfallen wird, als es viele Experten noch zu Jahresbeginn auf dem Zettel hatten: “Die Wirtschaft im Euro-Raum wird die Zwei-Prozent-Marke knacken.” Auch Bert Colijn von der Bank ING traut ihr eine Zwei vor dem Komma zu. “Die positive Wirtschaftsentwicklung macht Europa widerstandsfähig und lässt wieder Raum für zukunftsgewandte Wirtschaftspolitik”, schreibt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bank. Dieses Zeitfenster solle man “unbedingt nutzen und die Architektur der Eurozone weiterentwickeln”, rät er. Gleichzeitig sollten die Euro-Länder die Leistungsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften stärken, indem sie über Reformen das Produktivitätswachstum ankurbeln.