Ex-Starbucks-Chef bringt sich für 2020 in Stellung
Von Stefan Paravicini, New YorkHoward Schultz, der langjährige Chef und Begründer des Erfolgs der US-Kaffeehauskette Starbucks, hat am Wochenende seine politischen Ambitionen unterstrichen und eine Kandidatur als unabhängiger Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2020 ins Spiel gebracht. Er denke ernsthaft darüber nach, für das Weiße Haus zu kandidieren, sagte der 65-Jährige am Sonntagabend in der Fernsehsendung “60 Minutes” auf CBS und übte scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump sowie an den beiden politischen Parteien.”Wir leben in einer sehr fragilen Zeit”, erklärte Schultz. “Nicht nur wegen der Tatsache, dass dieser Präsident nicht für das Amt qualifiziert ist, sondern auch weil beide Parteien sich jeden Tag mit einer Politik der Rache beschäftigen, statt zu tun, was im Sinne des amerikanischen Volkes wäre.” Eine Kandidatur für die US-Demokraten, mit denen Schultz nach eigenen Angaben sein ganzes Leben lang sympathisiert hat, schloss der aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn stammende Selfmade-Milliardär aus. “Ich habe das Gefühl, dass ich als Kandidat der Demokraten unaufrichtig sein und Dinge sagen müsste, an die ich nicht glaube, weil die Partei so weit nach links gerückt ist”, sagte Schultz und nannte als Beispiele die Forderung nach kostenlosem Studium, kostenloser staatlicher Gesundheitsversorgung und staatlich finanzierten Arbeitsplätzen. “Das alles oben drauf auf Staatsschulden in Höhe von 21 Bill. Dollar.”Schultz` Ankündigung ist keine Überraschung, da seine Ambitionen mit Blick auf 2020 spätestens nach seinem Rückzug als Executive Chairman von Starbucks im vergangenen Sommer ein offenes Geheimnis waren und eine Kandidatur als parteiunabhängiger Kandidat in den vergangenen Wochen bereits als die wahrscheinlichste Variante kolportiert wurde. Aus dem Lager der US-Demokraten, die für diesen Fall befürchten, dass Schultz den Kandidaten oder die Kandidatin der eigenen Partei 2020 entscheidende Stimmen kosten könnte, kamen deshalb schon vor dem Interview mit CBS eindeutige Wortmeldungen. “Mach’s nicht””Ich habe zwei Worte für Howard Schultz: Mach’s nicht”, kommentierte Tina Podlodowski, Chairwoman der Partei im Bundesstaat Washington, eine mögliche Kandidatur des ehemaligen Starbucks-Chef als “Independent” bereits in der vergangenen Woche. “Sollte er zur Wahl antreten, werde ich einen Starbucks-Boykott starten, weil ich keinen Penny ausgeben werde, der in der Kasse eines Typen landet, der Trump zum Wahlsieg verhelfen wird”, erklärte Neera Tanden, President des liberalen Think Tank Center for American Progress und ehemalige Beraterin von Hillary Clinton, die in der Präsidentschaftswahl 2016 überraschend dem Immobilienunternehmer Donald Trump unterlegen war.Er sei auf Kritik von Zynikern und Neinsagern vorbereitet, erklärte Schultz am Sonntag unbeeindruckt. Doch die US-Demokraten werden neben “Mach’s nicht” noch zwei andere Worte ins Feld führen, um Schultz von seinen Plänen abzubringen: Ralph Nader. Der Kandidat der grünen Partei trat im Jahr 2000 ohne Aussicht auf Erfolg zur Wahl an, dürfte Al Gore, den damaligen Kandidaten der US-Demokraten, im Bundesstaat Florida aber die Stimmen gekostet haben, die das Pendel am Ende zugunsten von George W. Bush ausschlagen ließen. Der bisher letzte parteiunabhängige Kandidat, der es auf eine stattliche Stimmenzahl bei der US-Präsidentschaftswahl brachte, war der Milliardär Ross Perot, der 1992 fast ein Fünftel der Stimmen erhielt, aber keinen einzigen Bundesstaat für sich entscheiden konnte und deshalb auch keine Wahlmänner im Electoral College auf seine Seite zog. Die Wahl gewann damals der US-Demokrat Bill Clinton, der den amtierenden Präsidenten George H.W. Bush aus dem Amt drängte.Über eine Kandidatur im nächsten Jahr denkt aktuell auch der Milliardär und ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg nach, der sich gegebenenfalls aber um das Ticket der US-Demokraten bemühen dürfte. Ihre Kandidatur im Vorwahlkampf der US-Demokraten angekündigt haben unter anderem bereits die US-Senatorinnen Kirsten Gillibrand, Kamala Harris und Elizabeth Warren. “Wir müssen eine Bewegung aufbauen und brauchen keine Milliardäre, die sich die Wahlkämpfe kaufen”, sagte Warren vor wenigen Tagen beim Auftakt zu ihrer Kampagne in Iowa und hatte dabei sicher bereits eine mögliche Kandidatur von Schultz im Hinterkopf. Empfehlung für HillaryBereits vor der Präsidentschaftswahl 2016 wurde über eine Kandidatur des ehemaligen Starbucks-Chef spekuliert, der sich dann aber auch deshalb aus der Kampagne herausgehalten haben soll, weil er fest mit einem Sieg von Hillary Clinton rechnete. Für die Kandidatin der US-Demokraten sprach Schultz erstmals eine Wahlempfehlung aus.