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Experte für Außenpolitik wird Italiens Europaminister

Von Gerhard Bläske, Mailand Börsen-Zeitung, 7.9.2019 Mit Vincenzo ("Enzo") Amendola übernimmt ein ausgewiesener Experte für Außenpolitik das Amt des italienischen Europaministers. Der 45-jährige Neapolitaner ist sehr erfahren und hat auch...

Experte für Außenpolitik wird Italiens Europaminister

Von Gerhard Bläske, MailandMit Vincenzo (“Enzo”) Amendola übernimmt ein ausgewiesener Experte für Außenpolitik das Amt des italienischen Europaministers. Der 45-jährige Neapolitaner ist sehr erfahren und hat auch persönlich Auslandserfahrungen gesammelt. In seiner Jugend lebte er einige Jahre in Wien und war Generalsekretär der International Union of Socialist Youth. Schon als Schüler gehörte Amendola einer Vorgängerorganisation der heutigen Sozialdemokraten an.Amendola ist, wie die Mehrheit der Minister der neuen Regierung, Süditaliener. Er folgt auf Lorenzo Fontana, einem Lega-Mann, der nur knapp zwei Monate Europaminister war, und auf den europakritischen Paolo Savona. Nach dessen Berufung zum Chef der Börsenaufsicht Consob hatte Ministerpräsident Giuseppe Conte das Amt interimistisch mit übernommen.Anders als Savona und Fontana ist Amendola ein dezidierter Anhänger Europas. Er bekleidete diverse Posten mit außenpolitischen Verantwortlichkeiten in seiner Partei und war zuletzt außenpolitischer Sprecher des Partito Democratico. In den Mitte-links-Regierungen unter Matteo Renzi und Paolo Gentiloni war er zwischen Januar 2016 und Mai 2018 Staatssekretär im italienischen Außenministerium. Er übernahm damals auch heikle Missionen etwa in Ägypten und war unter anderem verantwortlich für Europa, die Vereinten Nationen, Nordafrika (inklusive des Horns von Afrika) und den Mittleren Osten.Der verheiratete Minister, der keinen Universitätsabschluss hat, dürfte ebenso wie der künftige italienische EU-Kommissar Paolo Gentiloni und Regierungschef Conte dazu beitragen, das in den vergangenen 15 Monaten sehr angespannte Verhältnis seines Landes zur EU-Kommission deutlich zu entspannen.Seine ersten Äußerungen nach der Ernennung lassen dieses Bemühen um Entspannung deutlich erkennen. Anders als die Populisten und Antieuropäer wolle er seine Worte gegenüber Brüssel sorgsam wählen, sagte er der Zeitung “Corriere della Sera”. Ohne Europa würde Italien allein im turbulenten Meer der Globalisierung navigieren. Er zeigt sich überzeugt, dass auch der bisher europakritische Koalitionspartner 5 Sterne, der für Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin gestimmt hatte, nun seinen Platz in Europa gefunden hat.Hoffnung, dass sich Brüssel nachsichtig gegenüber Italien zeigen wird, scheint durch, wenn er drauf hinweist, dass sich die EU-Kommission entgegenkommend und flexibel gegenüber den Regierungen Renzi und Gentiloni gezeigt habe. Auch deshalb rate er dazu, auf die richtige Wortwahl zu achten. Entgegenkommen dürfte Italien brauchen – vor allem in der Budget- und Flüchtlingspolitik.